Ex-Füchse #16890, 17. September 2011, um 17:01
zuletzt bearbeitet am 17. September 2011, um 17:02
Nach ES werden Doppelasse beim Ass-Sologegenspiel nicht angezeigt.
Meines Erachtens ist das Anzeigen eines Doppelasses Informationsverlust und nicht Informationsgewinn, da man aus der Gesamtzahl der Asse ohnehin schließen kann, welches Doppel-Ass im Team ist.
Im Falle eines angezeigten Doppel-Asses weiß jetzt vielleicht aber ein Gegenspieler nicht mehr in welcher Farbe die eigene Partei ein Doppel-Ass hat und stellt sich evl. einen falschen Vollen frei.
3 erfahrene DDV-Doko-Spieler (Masters-Sieger etc) haben mirgegenüber in jüngerer Zeit standhaft behauptet man hätte Doppelasse anzuzeigen.
-"Besser Doppelass anzeigen, als gar kein Ass anzeigen"
-"Vieles was im ES steht ist auch schon veraltet"
Darum jetzt meine Frage: Wer von euch zeigt Doppelasse an? Und warum?
Topspin, 18. September 2011, um 13:12
Sehr interessante Frage - wundert mich, dass es noch keinen Kommentar dazu gibt.
ich zeige aktuell Doppelasse nicht an - aus den genannten Gründen - durch das Anzeigen des einen Asses gibst Du das andere ja automatisch dem Solospieler. Mich würden aber andere Meinungen dazu auch sehr interessieren.
ES veraltet ?
Soweit ich weiss, wurde das ES entwickelt um eine Schwarzansage zu finden. Das passiert natürlich relativ selten. Von daher werden einige Sachen heute von einzelnen guten Spielern anders gespielt als streng nach ES z.B.:
1. Dullenvorspiel im ersten mit weniger als den in ES geforderten Stärken.
2. Re mit Erwartungswert von knapp über 60 Punkten - aber RE mit Aufspiel der ersten Karte dafür bombensolide.
Das sind aber Dinge die einzelne Spieler individuell so handhaben.
Ex-Füchse #5718, 18. September 2011, um 13:23
zuletzt bearbeitet am 18. September 2011, um 13:31
Die guten Spieler die ich kenne, spielen sehr stark "in Richtung ES". So würde ich es mal formulieren. Da die meisten Regeln des ES auf Wahrscheinlichkeit und "Logik" aufbauen muss mir mal jemand erklären, warum es veraltet sein soll. Haben sich Wahrscheinlichkeiten verändert? Sicher gibt es einige "best practices", die hinzugekommen sind und einige Spielzüge, die sich aus dem ES nicht durchgesetzt haben. (Wer außer mir kennt schon eine aus dem Bridge bekannte etwas abgewandelte Lavinthal-Markierung auch Farbvorzugssignal genannt, beim Assesolo? Und wenn es jemand kennt, wer spielt sowas?) Aber der Kern des ES gilt aus meiner Sich noch.
Das Problem ist ein anderes, aus meiner Sicht: Viel zu wenige Dokospieler befassen sich mit der "Theorie" des Dokos (extra in Tüdelchen gesetzt). Die meisten sind wie Hunde: "Sie wollen nur spielen".
Dadurch verkommt das Doko auch auf Vereinsebene mehr und mehr zum Bildchenwerfen. Das finde ich tatsächlich schade, aber es ist nicht zu ändern.
"Schuld" (wenn das überhaupt das richtige Wort dafür ist) sind die guten Spieler, die auch anfangen:
- Nicht mehr zu antworten.
- Dulle für nix vorspielen.
- Ungedeckte Asse vorspielen.
- Konventionen als "Einengung" des Spieles sehen.
Diese "guten Spieler" können sich das aber meist auch leisten, weil sie ein außerordentliches Kartenverständnis haben. Wenn Kartenverständnis fehlt und einfache logische Konventionen außer Acht gelassen werden, dann ist Uno für mich persönlich die bessere Alternative. Das kann man wunderbar zwischen 6 und 99 spielen, macht höllenspaß und es gibt immer wieder Überraschungen (durch die Sonderkarten).
Topspin, 18. September 2011, um 14:06
Lavinthal-Markierung wird ja im ES beschrieben - spielt aber aktuell keine Rolle - glaub ich.
Das mit den sehr guten Spielern, die über ein herausragendes Kartenverständnis verfügen ist aber ein guter Punkt - nur wir Normalos haben das halt nicht.
Ex-Füchse #4596, 18. September 2011, um 14:24
Den Normalos wird aber ein schlechtes Beispiel gegeben. Wo sollen sie sich denn gutes Spiel abgucken?
Das Problem des ES ist für mich, daß es nur auf gute Blätter ausgelegt is. Eben aus Gewinnblättern Stanzen zu machen.
Zum Spiele erst gewinnbarmachen is es das falsche Werkzeug, im Gegenteil, es fordert quasi die vorzeitige Aufgabe zugunsten der starken Partei die es sich dann wieder zunutze macht. Erkennbar abweichen wenn es den Gegner bevorzugt ist, glaube ich, der Schlüssel zum künftigen Spiel.
Ex-Füchse #16890, 20. September 2011, um 17:35
zuletzt bearbeitet am 20. September 2011, um 17:44
Ich hab mir zu dieser Thematik nochmal ausführlicher Gedanken gemacht, habe ein paar Interviews geführt, und bin zu folgendem Ergebnis gekommen:
Ziel der Ass-Signal-Konvention beim Standard-Asssolo-Gegenspiel ist es den Mitspielern Informationen über die Nebenstiche des Solisten zukommen zu lassen, damit dieser nicht unnötig Volle geschenkt bekommt.
Wir nehmen nun an, der Solist hat ein Standard-Asssolo der Struktur 6+1+1 (7+1 geht analag) mit 6 Karo von oben, einem Herz-Ass und einem Pik-Ass. Ein Gegenspieler hält Doppel-Kreuz-Ass. Zeigen nun die Gegenspieler alle Single-Asse an (angezeigt sind dann: Herz, Pik), so folgt, dass im Falle einer Gewinnchance für die Gegenpartei, diese Doppel-Kreuz-Ass halten muss, da der Solist ansonsten 10 Stiche machen würde.
Die Gegenspieler können sich nun also gefahrlos Kreuz-Volle blank und Herz- und Pik-Volle double stellen.
Würde aber entgegen dem Essener System das Kreuz-Doppel-Ass angezeigt werden (angezeigt sind dann: Herz, Pik, Kreuz), so müsste ein anderer Gegenspieler gegebenenfalls raten, welchen Vollen er sich blank stellen kann.
Lediglich im Fall eines Standard-Assolos der Struktur 6+2 liefert das Anzeigen eines Doppel-Asses mehr Information. Nehmen wir also an der Solist hat 6 Karo von oben und ein Doppel-Herz-Ass. Ein Gegenspieler hält Doppel-Kreuz-Ass und die anderen beiden Gegenspieler jeweils ein Pik-Ass.
Zeigen nun die Gegenspieler alle Single-Asse an (angezeigt sind dann: Pik, Pik), so kann es durch das Nicht-Anzeigen des Kreuz-Doppel-Asses dazu kommen, dass sich ein Gegenspieler einen Herz-Vollen anstatt eines Kreuz-Vollen double stellt.
Allerdings halte ich dieses Szenario für vernachlässigbar. Zum einen ist dieser Fall sehr unwahrscheinlich, zum anderen wird der Solist ohnehin in seiner Nebenfarbe wahrscheinlich einen Vollen fangen, da fast immer mindestens eine 10 nicht zu dritt steht.
Der Rückschluss auf die Nebenasse des Solisten über die angezeigten Asse der Gegenpartei funktioniert aber leider nur, wenn alle Single-Asse angezeigt werden, was auch auf Turnieren leider häufig nicht der Fall ist.
Deswegen könnte ich mir vorstellen, dass man an Tischen an denen mindestens ein Spieler nicht alle Asse anzeigt, besser fährt, wenn man auch Doppelasse anzeigt, da dann die Mitspieler zumindest die Information haben, sich in dieser Farbe einen Vollen double stellen zu dürfen.
Fazit: Das Anzeigen von Doppelassen ist also keinesfalls eine Weiterentwicklung des ES, sondern vielmehr ein Rückschritt unter Berücksichtigung der Anwendungspraxis der Ass-Signal-Konvention.