Doppelkopf-Strategien: Erster Herz-Lauf stechen mit....?

Ex-Füchse #16890, 16. Februar 2012, um 01:13
zuletzt bearbeitet am 16. Februar 2012, um 01:13

Es gibt bekanntermaßen diese Faustregel

"Erster Herz-Lauf nicht unter Fuchs stechen"

Was haltet ihr davon?
Gilt das sowohl für Karo 9, als auch Karo K und Karo 10?
Wovon macht ihr das Abhängig? (Parteizugehörigkeit, Blattstruktur, Sitzposition 2 oder 3)

Spartakus, 16. Februar 2012, um 07:35
zuletzt bearbeitet am 16. Februar 2012, um 07:37

Zunächst mal gefällt mir diese Faustregel in der Formulierung nicht. Besser sollte sie lauten

"Erster Herz-Lauf nicht unter Bube stechen"

Denn von der Intention her gilt es wegen der relativ wenig im Spiel befindlichen Fehlkarten in Herz (6 statt 8 in schwarzen Farben) zu vermeiden, dass ein Spieler durch Überstechen bequem seinen Fuchs nach Hause bekommt oder eben meinen Fuchs fängt.

Es gibt meiner Meinung nach fast schon mehr begründete Ausnahmen von dieser Faustregel als Situationen, in der man sie vielleicht anwenden kann.

Ein Beispiel um zu erläutern was ich meine.

Die Partnerschaft ist geklärt. Mein Partner hatte eine schwarze Farbe gestochen, in der ich noch das fehlende As halte. Ich möchte gern dieses As vorspielen, wenn ich ans Spiel komme. Dadurch möchte ich meinem Gegner einen Abwurf meinetwegen in der anderen schwarzen Farbe geben. Nun sind aber die Gegner in vielleicht günstiger Sitzposition 1-4 am Spiel. Spieler 1 spielt Herz As aus, welches "verseucht" aussieht. Die Idee ist, dass wir hoch stechen und Spieler 4 seinerseits einen "dreckigen" schwarzen Fehl abwirft. Diese Spielidee möchte ich zumindest versuchen unappetitlich erscheinen zu lassen und steche den Herz bewusst mit einem Trumpfvollen. Das nennt man in Fachkreisen "Abwurfverhinderungskarte". Ich opfere hier womöglich einen Vollen und ermögliche der Gegenpartei einen relativ wertvollen Stich. Im Gegenzug holen wir uns im folgenden Spielverlauf durch den 2. Lauf mit Abwurf in der schwarzen Farbe das Ganze mit Zinsen zurück, weil jetzt ja der Gegenspieler seinen schwarzen Fehl nicht losgeworden ist.

Von derartigen Fällen könnte ich mehrere konzipieren. Deswegen halte ich persönlich von dieser Faustregel sehr wenig.

Seb1904, 16. Februar 2012, um 07:54

Ich steche in meiner völligen Unbedachtheit, doppelköpferischen Grünhinterdenohrenseiigkeit und in meinem unbegrenzten Gottvertrauen ein in der Eröffnungsphase aufgespieltes Herz As fast immer mit einem Vollen, sofern vorhanden.

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, daß zwei Spieler Herzfrei sind?

Ich habe allerdings immer Bauchschmerzen, ein Herz As aufzuspielen, das bei mir zu dritt sitzt. Macht man das oder läßt man die Finger davon?
Beispiel: 5 Tr, sowie Kr As, K, Pik 10, K, Hz As, K, 9. Kr As läuft mit 25 Pkt.

Doc_Jule, 16. Februar 2012, um 09:03
zuletzt bearbeitet am 16. Februar 2012, um 09:05

ich steche auch ganz unbedarft mit einer Karo-Zehn. Ist das wirklich soooo verkehrt?
Wenn du die Finger vom doppelt besetzten Herzas lässt, wird das blanke Herz-As vom Gegener gespielt und der Stich geht rum....*meine Erfahrung^^

Stoni, 16. Februar 2012, um 09:05

Bin ich kontra mit deinem 5Trümpfer und fällt auf mein KrAs, 10, 9, K kann man auch schon mal Pik10 schieben.
Bin ich Re mit 5Tr schiebe ich auch eine 9 an Pos2 an, sollte als Re-Bekenntnis ausreichen und dem Partner ggfls zu einer Ansage verhelfen.
Ansonsten spiele ich HerzAs, besser meines wird gestochen, als dass die Gegner später mit Tr-Schonung abwerfen können.

Bin ich Re mit 8 Tr, PikSingle und den 3 Herz spiele ich es nicht, weil meine Prio auf Partnerfindung und Ansage geht.

LeonardoDa_Vinci, 16. Februar 2012, um 10:40

Ich steche den ersten Lauf eigentlich immer mit dem Fuchs, wenn ich ihn habe. Gibt natürlich Ausnahmen, wenn ich selber als RE Doppeldulle habe, wenn ich neben Herz auch noch eine andere Farbe stechen kann, wenn ich einen Partner habe, der hinter mir was ansagt, wenn ich aus dem Spielverlauf erkenne, dass er ungerade sitzt usw.

In der Regel bringt man seine Füchse zu knapp 80% nach Hause. Ich denke, dass wenn man mit dem Fuchs auf Herz sticht die Wahrscheinlichkeit über 80% liegen dürfte.

IngoKnito, 16. Februar 2012, um 11:01

Bei mir spielt es eine starke Rolle, wie mein Blatt sonst so aussieht.

Wenn ich z.B. drei Trumpf-Volle habe und je drei Pik und Kreuz, probiere ich natürlich einen auf Herz. Habe ich nur einen und bin auch noch in einer schwarzen Farbe frei, dann selbstverständlich nicht.

Und dazwischen - entscheidet auch oft der Bauch.

Belzedar, 16. Februar 2012, um 11:30

Es kommt darauf an, wenn ich einen karovollen habe und ich keinen sichereren Weg sehe als den über Herzstechen nach Hause zu bekommen steche ich natürlich mit dem, ansonsten mit einem Buben.

Ex-Füchse #16890, 16. Februar 2012, um 14:07

Danke erstmal für die vielen Antworten!

Belzedar spricht eine für mich bei der Erstellung des Postings wesentliche Beispielklasse an. Angenommen man sitzt als z.B. Kontraspieler an Position 2 und nach einem 25er Pik-Ass kommt ein Herz-Ass ohne Spruch auf den Tisch.
Wer sticht dann mit Karo 10 bei einem durchschnittlichem Blatt mit 7 Trumpf?

Schelmut, 16. Februar 2012, um 14:20

Ich kenne Leute, die nehmen dann gerne die Dulle statt des Luchses.

akaSilberfux, 16. Februar 2012, um 16:46

Ich werfe auch gerne einmal blind ab. Darüber hinaus verplane ich meine Vollen vor Spielbeginn. Soweit ich nicht zufällig Doppeldulle habe und Re bin (also in ca. 50% der Spiele), muß ich mich nach einem Parkplatz für meine Vollen umsehen, wenn ich sie nicht opfern will. Die erste Herzrunde gehört sicherlich zu den Parkplätzen, genauso wie die zweite Kreuz- oder Pikrunde.

Ändern sich nun die Voraussetzungen, wenn z.B. mein Partner behauptet besondere Stärken zu haben oder ich plötzlich nicht mehr auf den Rettungsweg Fehl angewiesen bin oder ich mir einen Überstecher nicht mehr leisten kann, stehe ich höher.

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