Unterhaltung: Versuch einer Annäherung

Ex-Füchse #113540, 29. April 2019, um 09:19
zuletzt bearbeitet am 29. April 2019, um 09:19

Um mal auf die Gesellschaftswerte einzugehen: Unsere Gesellschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich verändert. Die Berufstätigkeit der Frauen ist gestiegen. Der Status hat sich verändert. Eigenständigkeit und Unabhängigkeit haben zugenommen. Die Gleichberechtigung nimmt zu. Möglicherweise auch ein Grund dafür, dass manche Berufsgruppen nicht mehr ganz so einen hohen Rang haben.

sashimi, 29. April 2019, um 09:28
zuletzt bearbeitet am 29. April 2019, um 09:29

für mich hat sich der Status für Frauen, die zumeist in typischen und schlecht bezahlten Frauenberufen arbeiten, nicht wesentlich verändert. Warum durch die gestiegene Beschäftigung von Frauen manche Berufsgruppen einen nicht mehr so hohen Rang haben sollen, erschliesst sich mir nicht.

Ex-Füchse #113540, 29. April 2019, um 09:32
zuletzt bearbeitet am 29. April 2019, um 09:34

Ich meine in der Hinsicht, dass, wenn etwas gleich ist und viele die Möglichkeit dieses zu erhalten bzw. zu erreichen, es nichts mehr Besonderes ist. So nach dem Motto: Andere schaffen das auch.

Ex-Füchse #113540, 29. April 2019, um 09:42
zuletzt bearbeitet am 29. April 2019, um 09:43

@ sashimi Bei den schlecht bezahlten Frauenberufen stimme ich dir zu.
Dafür haben sich jedoch hingegen für Frauen Chancen eröffnet, in Bereichen zu arbeiten, in denen vorwiegend Männer tätig sind.

sashimi, 29. April 2019, um 09:54

Das mit den Chancen verstehe ich. Leider bleibt es oftmals bei Chancen, da Frauen weiterhin eher in den nicht so hoch bewerteten Frauenberufen arbeiten.
Zum Thema Abgehängt sein. Ich erinnere mich Studien gelesen zu haben, dass sich nicht so sehr Arbeitslose abgehängt fühlen, sondern eher Mittelschichtler, die Angst haben nach unten gedrängt zu werden.

Doc_Jule, 29. April 2019, um 10:02
zuletzt bearbeitet am 29. April 2019, um 10:03

"Wird erworbene Anerkennung fachlicher Kompetenz durch unflätiges oder arrogantes Auftreten zunichte gemacht?"
meines Erachtes eindeutig mit "ja" zu beantworten

sashimi, 29. April 2019, um 10:08

eine Moderatorin sagte mal in einer Schulung:
"es ist relativ egal was gesagt wird, sondern viel wichtiger wie es gesagt wird!". Daher von mir auch ein Ja. Der Ton macht eben auch die Musike.

Cabeza_doble, 29. April 2019, um 10:19

Ich finde nicht, dass man sich Respekt erst einmal erarbeiten muss.
Respekt hat zunächst JEDER verdient - egal, ob es sich dabei um einen Obdachlosen handelt, den Bettler in der U-Bahn, den Flüchtling im Asylantenheim, den schwerst Behinderten, der nie im Leben wird arbeiten können, die demente Achtzigjährige oder auch nur den Erstklässler, der noch zu jung ist um schon etwas Besonderes geleistet zu haben,
Allerdings kann man zumindest einen Teil des Respektes verspielen. Einem Mörder wird man weniger davon entgegen bringen als z.B. einem Lebensretter. Aber selbst einem Schwerverbrecher steht noch ein Mindestmaß an Respekt zu. Zum Glück verbietet es unsere Rechtsordnung, solche Leute zu bespucken, zu treten oder zu beleidigen.

So, jetzt bin ich ein wenig abgeschweift.
Zurück zu Caheis Fragestellung.
Ich finde nämlich nicht unbedingt, dass Gesetze und Vorschriften heutzutage häufiger übertreten werden als früher, es gibt bloß mehr davon.
So ist es heutzutage .B,. in vielen Städten verboten, Zigarettenstummel einfach wegzuwerfen was ich gut finde, noch vor wenigen Jahren hat da kein Hahn nach gekräht und das machte praktisch jeder.
Ich kenne auch keinen Menschen, der nicht hin und wieder bewusst Gesetze übertritt, z.B. bei der Steuererklärung bescheißt. Das war schon immer quasi ein Kavaliersdelikt und wer beim Finanzamt ehrlich war, wurde schnell für dämlich erklärt.
Falsch parken galt ebenso schon immer als lässliche Sünde und der Polizist, der dem Falschparker ein Knöllchen ausstellt, wurde seit je her mit wenig Respekt aber viel Argwohn betrachtet.
Zu schnell fahren galt als Ausdruck von Männlichkeit.
In diesem Bereich hat sich das Denken und Handeln der Menschen m.E. sogar verbessert. Das Rasen mit dem Auto wird heute weniger toleriert und von vielen Bürgern als das gesehen, was es ist: Ein Spiel mit dem Leben und der Gesundheit anderer Leute. Für das Fahren unter Alkoholeinfluss gilt das Gleiche. Geht doch selber mal in Euch: Wer von Euch ist früher niemals gefahren, obwohl er ein oder zwei Bier zu viel intus hatte? Heutzutage machen das nach meinem Empfinden weit weniger Fahrer. Einerseits aus Angst vor Strafe, andererseits aber auch, weil die Erkenntnis etwas Schlimmes zu tun teilweise auch ins Bewusstsein der schlichteren Gemüter durchgedrungen ist.
Also, ich teile die Einschätzung von Cahei nur ansatzweise.

Doc_Jule, 29. April 2019, um 11:08

@Cabeza
es geht hier, denke ich, nicht um den Respekt, der jedem Menschen gebührt, darüber braucht man meiner Meinung nach nicht großartig zu diskutieren.
Vielleicht sollte man in diesem Kontext noch einmal über das Wort "Respekt" nachdenken. Vielleicht sind Synonyme wie Anerkennung oder (Be)Achtung eher das, worüber wir uns hier unterhalten.
Ich würde aber gern nochmal auf das Thema "Einhaltung oder Missachtung von Regeln" eingehen.
Regeln werden dann von einer Mehrheit eingehalten, wenn sie von dieser als "sinnvoll" erachtet werden, also ein Konsens besteht. Je weniger Zustimmung eine Regel findet, desto häufiger wird sie gebrochen.
Ein ganz schönes Beispiel ist dein Schummeln bei der Steuererklärung. Im Grunde ist es wohl jedem bewusst, dass seine Steuern dazu dienen, ein Gemeinwesen funktiontüchtig zu erhalten, und die wenigsten wären nicht bereit, ihren Teil beizutragen. Je mehr jedoch der Eindruck entsteht, dass die Steuern nicht zum Wohl der Allgemeinheit eingesetzt werden oder, schlimmer noch, gutverdienende Konzerne oder Privatpersonen sich durch Schlupflöcher der Zahlung von Steuern entziehen, desto häufiger wird sich auch "Otto/Ottilie Normalsteuerzahler" fragen, warum gerade er/sie zur Kasse gebeten wird und versuchen, seinen Steuerbetrag zu drücken (ganz wichtiges Thema: Schwarzarbeit!).
Ein weiteres Beispiel wäre der Konsum von Cannabisprodukten. Obwohl verboten, konsumieren in der BRD viele Menschen mehr oder weniger regelmäßig diese Droge, aus verständlichen Gründen gibt es über die genauen Zahlen kaum aussagefähige Daten, aber man geht davon aus, dass geschätzt etwa jeder zweite erwachsene Bundesbürger damit Erfahrung gemacht hat.
In zahlreichen anderen (auch europäischen) Staaten erfolgte bereits ein Umdenken und eine wie auch immer geregelte Legalisierung.
Wir haben in der BRD eine "Drogenbeauftragte", deren Familie Hopfen anbaut und die immer wieder vehement vor den schlimmen Folgen des Cannabiskonsums warnt (ein Schelm, wer Schlechtes dabei denkt). Schon mal was von Todesfällen durch Cannabis gehört? Nein? Ich auch nicht....
Hier gibt es also eine Regel (bzw. das Betäubungsmittelgesetz), die in diesem Fall sicher nicht mehr auf einem gesamtgesellschaftlichen Konsens beruht, und welche in schöner Regelmäßigkeit gebrochen wird....

SchwillTiger, 29. April 2019, um 13:33

"Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer."

Von wem das Zitat ist, dürfte allgemein bekannt sein...

Doc_Jule, 29. April 2019, um 13:42

jo 😈

sashimi, 29. April 2019, um 13:56

ich wusste es nicht. eine Internetseite meinte, das wäre gar kein korrektes Zitat von Sokrates.

Ex-Füchse #113540, 29. April 2019, um 14:19

https://www.zeit.de/2004/16/Stimmts_Sokrates

Ex-Füchse #113540, 29. April 2019, um 14:23
zuletzt bearbeitet am 29. April 2019, um 14:26

https://www.fuchstreff.de/forum/diskussionen/...

Interessante Diskussion, in der u. a. über dieses Zitat diskutiert wird. Sprachlos erwähnt dieses Zitat.

Doc_Jule, 29. April 2019, um 14:27

http://www.bildungswissenschaftler.de/5000-jahre-kritik-an-jugendlichen-eine-sichere-konstante-in-der-gesellschaft-und-arbeitswelt/
😂😂😂

Frollein_Schmutz, 02. Mai 2019, um 12:33

Passt ggf. zum Thema:
👉 https://www.youtube.com/watch?v=pA6IPJB5_Vg

Doc_Jule, 02. Mai 2019, um 13:11

Mia graut´s 😄

Ex-Füchse #113540, 02. Mai 2019, um 15:23
zuletzt bearbeitet am 02. Mai 2019, um 15:24

Ich möchte hier noch einmal auf Cabeza eingehen.
Ich unterscheide zwischen Respekt und Achtung. Wenn ich Achtung habe vor der Schöpfung und mir selbst, dann achte ich auch andere und Regeln, die sich zum Zwecke des Gemeinwohls ergeben haben.

Der Spruch über die Jugend, den man Sokrates andichtet, setzt sich wohl bis heute fort.
Erst einigen Tagen habe ich in der Zeitung gelesen, dass die heutige Jugend mehr wegwirft als die ältere Generation, z. B. ältere Lebensmittel. Und so wird wohl auch in den nächsten Jahren weiterphilosophiert.

Ex-Füchse #113540, 02. Mai 2019, um 15:27
zuletzt bearbeitet am 02. Mai 2019, um 15:29

Das geht leicht in die Richtung von Kvothe, wobei Achtung und Wertschätzung dasselbe sind, zumindest für mich.

Frollein_Schmutz, 02. Mai 2019, um 15:35

Ich bin voll beim Sokrates.

Frollein_Schmutz, 02. Mai 2019, um 15:37

[Nachtrach: Obigen Beitrach könnte man auch so deuten, dass man beim Griechen seines Vertrauens säßte und bereits mehrere Ouzi intus hätte.
Solch ein Sparjoke wäre aber selbst Mia zu doof ...]

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