Ichbinswirklich, 30. Juni 2012, um 09:00
Würde gerne mal wissen, wie der Begriff Partnerabstechen hier so gemeint ist?
Bin Doko-Anfänger, aber Liebhaber!
Kann ja sein, dass man noch nicht weiß, wer der Partner ist(vll. auch mangelnder Erfahrung geschuldet, nach dem Motto, Ups zu spät erkannt).
Dazu gibt es noch die Möglichkeit sich auf Grund seines Blattes absichtlich falsch als Re oder Kontramann zu "outen" um der Gegenpartei hohe Karten zu entlocken)
Oder ist damit nur gemeint, wenn es allzuoffensichtlich oder bereits bekannt ist, wer mit wem spielt, dann kann ich verstehen, dass das Partnerabstechen nervt?
Eine Erklärung wäre nett.
Noch irreführender ist für mich der Begriff Konventionen?
Was ist das?
Über möglichst objektive Antworten würde ich mich sehr freuen.
Im Voraus vielen Dank
Ex-Füchse #365, 30. Juni 2012, um 09:16
Huhu Ichbins,
eine sehr schöne Doko-Einführung für Anfänger findest Du bei den unter "Hilfe und Kontakt" aufgelisteten goldenen Regeln. https://www.fuchstreff.de/hilfe#39-die-20-gol...
Natürlich ist vor allem das Abstechen eines bereits bekannten Partners verpönt, also nach einer RE- bzw. Kontra- Ansage oder nachdem die Alte gezeigt wurde.
Beliebt bei Anfängern aber trotztdem furchtbar verkehrt und daher bei Partnern meist verpönt ist die Fuchsrettung. Also bloß nicht um den Fuchs heim zu bringen dem Partner einen bereits sicheren Stich wegnehmen. Man rettet dadurch zwar den Sonterpunkt, aber verliert genau durch diesen einen Stich oft das ganze Spiel.
Es ist auch meist nicht besonders zielführend, sich absichtlich falsch zu outen. Sowas macht man eigentlich nicht. Man führt dadruch zwar vielleicht die Gegner in die Irre, aber leider genau so oft auch den eigenen Partner. Und auf Dauer schafft man sich damit kein Vertrauen und keine Freunde.
Konventionen sind ein eigenes Kapitel, die zu erklären, würde diesen Thread sprengen.
Zum Teil sind sie in den goldenen Regeln aber enthalten.
Ex-Füchse #9336, 30. Juni 2012, um 09:56
Partner abstechen ist z.B. wenn der eine Spieler ein Fehlas mit Re spielt, mal selber auch Re ist, aber anstatt abzuwerfen den Partner absticht. Dann gehen natürlich alle davon aus (auch der eigene Partner), dass man Kontra ist. Ist man volltrumpf würde man eine weitere Absage treffen - dann wissen alle bescheid. Mit einem Partnerabstich nimmt man sich außerdem auch die Chance einen guten Abwurf zu bekommen, mit dem man oft einen 1. oder 2. Fehllauf gewinnt (den man dann stechen kann). Viele Anfänger stechen den Partner ab um den Fuchs zu retten. Oft ist das aber auch falsch, denn
1.) bekommt man den Fuchs meistens eh nach Hause
2.) verwirrt man nicht nur die Gegner, sondern auch den Partner (-> baut wenig Spielvertrauen auf)
3.) ist ein weiterer Fehleinstich mehr als 11 Augen (wie Fuchs) wert und kann durchaus mal den Sieg bringen, den man mit Abstich nicht hätte.
Wenn man den Partner nicht erkannt hat, aber erkennen könnte kann das natürlich mal passieren - dann sollte man aber daran üben (z.B. an Trainingstischen) den Partner anhand von der Spielweise schon vor dem Legen der beiden Kreuz Damen zu erkennen. Abstich ist dabei halt ein gutes Indiz, weil man den Partner ja nicht abstechen soll. Dazu gibt es z.B. auch die Kontra-schmiert-Regel, und halt auch Konventionen.
Konventionen sind Abmachungen, auf die man sich geeinigt hat und helfen dabei das Spiel besser auszureizen.
Eine Konvention ist z.B. das Dullenaufspiel. Spielt man bei ungeklärter Partnerschaft eine Dulle auf, muss man in der Re-Partei sein da Kontra die Dulle verschwenden würde und Re die Trumpfkontrolle geben würde. Weiß man z.B. den Partner noch nicht und jemand spielt eine Dulle auf, kann man fest davon ausgehen dass er Re ist.
Stoni, 30. Juni 2012, um 10:00
Konventionen sind abgesprochene Spielweisen, die nicht in Regelwerken vorgeschrieben sind, aber auch keiner ausdrücklichen Regel widersprechen. Niemand ist verpflichtet, sie zu kennen oder nach ihnen bzw. mit ihnen zu spielen. Aber es sind trotzdem keine Geheimabsprachen. Jeder kann sie erfragen und nachlesen. Niemand muss, aber alle dürfen und können sie kennen und benutzen.
Der erste Schritt dazu bildete das sog. Essener System (ES) , eine Zusammenstellung sinnvoller Konventionen des DoKo-Spiels. Mit ihrer Hilfe wurde und wird das Spiel der Re-Partei oder das Spiel gegen ein Solo optimiert.
Als Gegengewicht zu der durch das ES noch verstärkten Dominanz der Re-Partei entwickelte Anfang der 90er Jahre ein Kölner Spieler, das "Zögern", die sog. stille Kontraabfrage : "Es gab ja bis dahin nur das Essener System, das die natürliche Re-Stärke noch verstärkte. Mir fiel also auf, dass Kontra viel häufiger zögerte, ehe es Kontra ansagte. Denn es hatte es damals ja noch viel schwerer, ein Spiel zu gewinnen. Daraufhin habe ich immer, gerade auch mit halbgaren Blättern auf dieses Zögern hin selbst Kontra gesagt. Und ich gewann damit!"
Eine prägnante Zusammenfassung der Konventionen des Essener Systems sowie der später folgenden stillen Kontraabfrage hat Falk Seliger erstellt (PDF, 110kb)
http://www.photography-now.com/newsimages/Konventionen.pdf
Ex-Füchse #4596, 30. Juni 2012, um 10:30
Übrigens, der Verfasser findet die ältesten Threads aber keine Antworten.
akaSilberfux, 30. Juni 2012, um 14:34
Guter Hinweis, Noddy.
Definitionen im Doko sind stets schwer, aber ich will eine Arbeitsdefinition versuchen:
1. Partner abstechen: ein Fehlstich, welcher vom Partner gewonnen werden könnte, wird gestochen.
Dabei ist
a) ein Fehlstich ein Stich, bei dem ein Nichttrumpf angespielt wurde
b) Partner derjenige, der sich aufgrund eigener An- oder Absage, durch stille Anfrage oder deren Nichtbeantwortung, durch Anspiel einer durch Konvention definierten Karte als Mitglied der Partei erklärt hat, zu welcher der Abstecher gehört
c) welcher gewonnen werden könnte: der Partner spielt die höchste Karte der Farbe an (wobei es sich auch die höchste verbliebene Karte handeln kann) oder legt sie als erster und es sind noch genügend Karten der Farbe vorhanden, damit jeder Gegenspieler, der noch eine Karte legen muß, auch eine bedienen kann
d) gestochen: ein Trumpf wird gelegt
Konventionen:
Natürliche Konvention:
Eine natürliche Konvention ist eine Art der Informationsübermittlung oder Informationsbeschaffung, die ein optimaler Spieler selbst entwickelte, um Informationen zu geben oder zu erheben. Unter mehreren ähnlich guten Wegen wählt er den deutlich wahrscheinlicheren, unter mehreren ähnlich guten und wahrscheinlichen den leichter verständlichen Weg. Dabei ist sein Ziel, daß ein beliebiger anderer optimaler Spieler zu einem vergleichbaren, möglichst gleichen Ergebnis wie er kommt.
Künstliche Konvention:
Eine künstliche Konvention eine Art der Informationsübermittlung oder Informationsbeschaffung, die auch ein optimaler Spieler nicht selbst entwickeln kann, um Informationen zu geben oder zu erheben. Künstliche sind alle Konventionen, welche unter mehreren ähnlich guten Wegen nicht den deutlich wahrscheinlicheren, unter mehreren ähnlich guten und wahrscheinlichen den nicht leichter verständlichen Weg wählen.
Dabei ist das Ziel der künstlichen Konvention einen bestimmten Fall zu regeln, um das Spiel zu optimieren.
Konventionen insgesamt sind
"1. Vereinbarung, Übereinkommen 2. völkerrechtli. Vertrag.. 3. Herkommen, gesellschaftl. Brauch ... [frz. convention "Vereinbarung, Abmachung", zu lat. conveniere -> konvenieren"
(so weit mein Lieblingswörterbuch, der Wahrig)
Fanthomas, 30. Juni 2012, um 14:50
Hier fragt jemand nach Konventionen beim Doko.
Und Du antwortest mit Völkerrecht.
Das hat was...
Ex-Füchse #16890, 30. Juni 2012, um 15:15
Mir fällt gerade kein Beispiel einer bekannten Konvention ein, welches gemäß dieser Definition unter künstliche Konvention fällt.
Selbst folgende Konvention ist für mich nach der obigen Definition eine natürliche Konvention:
Bsp: Einklinken auf 1 mit Dulle.
Spieler 2 mit 7 Trumpf (KreuzDame, KreuzDame, KaroDame, PikBauer, HerzBauer, KaroBauer, Karo9) legt einen PikBauer mit Zögern um sein PikAss anzuzeigen.
Jeder versteht diese Variante und sie ist eindeutig spieloptimierend. -> natürliche Konvention!?!
TanzbaerES, 30. Juni 2012, um 15:29
zuletzt bearbeitet am 30. Juni 2012, um 15:34
Wenn das eine natürliche Konvention ist, spiele ich wohl anscheinend auf dem FT UNO.
Um dem Aufspieler jeweils die für den Hochzeiter geeignetste Farbe anzuzeigen, muss ich nicht zu jeder Karte zögern!
Wofür kann ich wohl mit dem Zeitpunkt einer Re Ansage bzw. einer vorzeitigen An/Absage eben genau das geeignetste Nachspiel steuern?
Ich merke schon; manche möchten aus dem an sich spannenden und abwechslungsreichen Spiel ganz einfach ne Patience machen, in dem man der Einfachheit halber jede Karte anzögert. Wofür auch überlegen müssen...
akaSilberfux, 30. Juni 2012, um 15:38
OT: künstliche Konventionen
Für "jeder versteht sie" bin ich schon das zweite Gegenbeispiel. Nachdenken würde ich darüber, ob Spieler 2 darüber nachdenkt, mir jetzt die Dulle dazu zulegen, um seine Trumpfanspielbarkeit ohne Ansage zu zeigen und dafür den Pik B als möglichen Verlierer behält und damit einen Stich aufgibt oder nicht.
Allerdings bezweifele ich, daß diese Diskussion wieder aufgenommen werden sollte.
Ex-Füchse #4596, 30. Juni 2012, um 17:36
Mir fielen eher Kartoffeln ein, bei der Fragestellung.
BW, der Pikbube zeigt Piknachspiel nur an, wenn diese Anzeige vereinbart is, charakteristisch für eine künstliche Konvention.
Eine aufgespielte Dulle im Normalspiel is dagegen selbsterklärend.
Ex-Füchse #16890, 30. Juni 2012, um 17:40
*Seufz* ...