Eines meiner Blätter aus dem letzten Ranglistenturnier
Herz-ZehnKreuz-DameKreuz-BubePik-BubePik-BubeKaro-ZehnKaro-KönigKaro-NeunKreuz-AssKreuz-AssKreuz-ZehnKreuz-König
In Vorhand sitzend sicher eine schöne Karte. Aber wie eröffnen?
Es stellen sich mir zunächst 2 Fragen:

1) Darf ich uneingeschränkt nach der anderen Dulle mit Re abfragen? Die Folgetrümpfe lassen ja deutlich nach, aber wir hätten dann mindestens 4 von oben.

2) Da man ja wohl andernfalls mit Trumpf eröffnet, darf man im 2. Stich nach einem unscheinbaren Trumpflauf ohne weitere Informationen, den Ausspieler auf ein schwarzes oder rotes As abfragen, um bei Beantwortung die stehenden Kreuz zu verkürzen?

Ich könnte mir vorstellen, das viele sofort mit Ja antworten, aber garantiere ich dem Partner auch wirklich die erforderlichen 90% Gewinnwahrscheinlichkeit?
Und wie lange haltet ihr die beiden Kreuz-Asse zurück?

Ich hoffe wie immer auf viele (meist unterschiedliche) Meinungen!

Ich könnte mir vorstellen, vor Aufspiel das Re zu geben und zu warten (Frage nach 2. Dulle).
Kommt keine Antwort, dann Kreuz-Ass.

Auch ich glaube hier an unterschiedliche Meinungen.

Meine Spielart mit dieser Farbkontrolle wäre wohl meist, das Doppelass im 1. Stich auf die Reise zu schicken.

Läuft der Stich frage ich vor dem Zweiten ab. Nach Abstechen frage ich ich sobald der Kreuzstecher ein Ass bringt nur diesen groß ab. Damit habe ich mein Re gegeben.

Für mein Empfinden hält die Re-Partei einfach zu wenig Damen und die 90 geht mit Kreuzschieflage verloren.

Und was machst du, wenn Position 2 mit einem PikAss antwortet?

Ich spiele einen kleinen Trumpf auf.
Im weiteren Spielverlauf werde ich in jedem Fall ein Re geben, eine große Abfrage sehe ich jedoch nicht.
Das KreuzAss bringe ich erst dann, wenn ein KreuzSingle-Abwurf der Gegenpartei auf einen Zweitlauf einer meiner beiden Stechfarben drohen sollte.

Falls Spieler 2 antworten kann, spiele ich zunächst eine Trumpfrunde, da seine Abwürfe in diesem Spiel unwichtig sind. Wenn ich wüßte, dass mein Partner an Position 2, der ja kreuzfrei sein muss, auch wirklich mein vorgespieltes Kreuz-As sticht, würde ich Kreuz-As vorspielen. Aber meine vorliegende Blattstruktur ist nahezu von niemand an Position 2 im ersten Stich zu erkennen.

Interessant wäre noch die Variante die Kreuz 10 anzuspielen, damit mein Partner stechen muss und ich die bessere Sitzpostion anschließend für meine Abwürfe erhalte, an denen er dann ablesen kann, dass ich als Fehlkarten nur eine unbestimmte Anzahl von Kreuzkarten, also Standkarten, halte.

Dann ist nur das Geschrei nachher groß, wenn mein Partner mit einem Karovollen sticht und überstochen wird.

Ich eröffne die Hand mit Kreuz As und Re. Die Zahl der Verlierer paßt erneut und auch der Erwartungswert. Die dahinter liegende Trumpfstruktur ist zwar nicht so erfreulich, aber das tut mir bei dieser Hand nicht weh. EIne 90-Anfrage mag ich auch mit dieser Hand nicht verantworten, weil hier einfach zu viele Dinge schief gehen können. Ein Wert beim Partner reicht mir nur, falls Kreuz As läuft oder er frei ist oder gar übersticht. Falls es läuft, setze ich mit einem kleinen Trumpf fort, damit ich keine Antwort auf Pik As erhalte. Mit der Abfrage stehe ich bei einer Antwort mit Kreuz frei und Pik As schnell im Hemd. Selbst wenn mein Partner die dann angespielte Kreuz 10 sticht und ich auf Pik As mein erstes Kreuz As absetzen kann, brauche ich noch Unterstützung. Daher ziehe ich die beschreibende Variante vor.

P.S. Meine Karten sind weg,weswegen ich die Karten wieder benenne. Bei euch auch?

Nein, bei mir sind die Karten noch da Herz-Zehn.
Auf welche Verliererrechnung beziehst du dich?

Die Verliererrechnung des ES, vgl. S. 11:
" Ganze Verlierer:
Jede fehlende Herz 10 und die erste Karte von Pik/Kreuz (außer angespieltes As bzw. Doppelasse).
Halbe Verlierer:
Jede fehlende Kreuz D (Pik D bei KONTRA-Ansagen bzw. 2 Pik D bei RE-Ansagen),
die zweite Karte von Pik/Kreuz, die erste Karte von Herz, Doppelasse und angespieltes As."

In der Summe sollen es für ein Re im 1. nicht mehr als 4 Verlierer sein. Hier zählen die Kreuz einen Verlierer (Doppel-As), die Dulle ein weiterer und die beiden fehlenden Pik D = 3 Verlierer.

Ich wundere mich nur, dass jetzt plötzlich wieder die Verliererrechnung aus dem ES als Referenz herangezogen wird, wo

-es doch eine sehr viel gebräuchlichere Definition für ein Re im Ersten gibt, welche auch von dir so propagiert wurde (Bitte korrigieren, falls falsch):
"ich habe das Re auch dann noch, wenn das Ass gehackt wird"
-das Modell der Verliererrechnung von einer sehr guten Trumpfstruktur ausgeht, die hier nicht gegeben ist. ->Modell nicht anwendbar ?!?
- Viele Spieler (auch du-es gibt Leute die lesen das*g*) generelle Kritik an dieser Verliererrechnung geäußert haben, da fehlende PikDamen nicht als halbe Verlierer für die RePartei gerechnet werden.

Ansonsten finde ich das Re im ersten schick, so lange ich keine Angst davor haben muss, dass jemand am Tisch überreizt.

Von Berufs wegen bin ich stets gerne auf der sicheren Seite - wenn meine Res im 1. also sowohl natürlich, als auch künstlich richtig sind, kann ich nicht mißverstanden werden. Das ES ist hinsichtlich der Verliererrechnung sicherlich künstlich. Da es aber kein vergleichbares Konventionsstandardwerk gibt, stecke ich insoweit in einem Dilemma, weil ich ja künstliche Konventionen grundsätzlich ablehne. Meine Seelennot hält sich allerdings in Grenzen.

Nach und nach werde ich an meinem Buch weiterarbeiten. In den nächsten 20 Kapiteln sind auch irgendwann die Konventionen dran. Mit dem ES habe ich mich schon kritisch auseinander geseztzt, sodaß ich dann eine Alternative vorlegen kann.

Bei Interesse können wir ja das ES noch ein wenig weiter durch die Mangel drehen. Den Fred dazu habe ich mal eröffnet.

Follow-Up to: Kritik am Essener System

da sindse ja schon :-)