Doppelkopf-Strategien: Besonderheiten beim Abwerfen von Fehlkarten bei möglicher Re-keine 90-Abfrage?

Tront, 10. August 2012, um 14:04

Ein Spiel von einem Vereinsabend, dass ich nur als Zuschauer verfolgt habe:
An Postion 4 hält jemand dieses Re-Blatt:
Herz-ZehnHerz-ZehnKreuz-DamePik-DameKaro-DameKaro-BubeKaro-ZehnKreuz-AssKreuz-AssKreuz-NeunPik-AssPik-Ass

Spieler 1 spielt Herz-As vor und es liegen Herz-AssHerz-KönigHerz-Neun vor einem.
Wie behandele ich diese Karte am saubersten?

a) Ich frage voll auf Re ab und werfe Kreuz 9 ab.
b) Ich frage voll auf Re ab und werfe gegen die Regel ein As ab.
c) Ich frage wieder nur einladend und werfe Kreuz 9 ab.
d) Ich frage wieder nur einladend und werfe ein As ab.
e) Ich steche und setze mit Re und Pik-Dame fort, da ich keinen gravierenden Abwurfvorteil habe.
f) Ich steche und setze mit Re und Karo 10 fort.
g) Ich stehe ab und warte bzw. Frage nach Stärken des Partners.
h) Ich steche und spiele sofort eines der Asse vor, um zu sehen, ob sie laufen für evtl. Mehrabsagen.

Falls ich noch nicht alle wesentliche Fälle erfasst haben sollte, dürft ihr gern noch weitere Vorschläge i-z) unterbreiten.

Viel Spaß!

Lusche, 10. August 2012, um 14:35

b) und bei Antwort Pik As

kermit, 10. August 2012, um 14:50

Re vor Aufspiel, dann muss ich mir über a) bis h) keine Gedanken machen

Tront, 10. August 2012, um 15:01

Nur falls trotzdem - ein vielleicht blankes Herz-As - vom möglichen Partner kommt, Kermit.

kermit, 10. August 2012, um 15:59

dann steche ich dieses ohne Abfrage ab (Karo B) und spiele klein Trumpf (Karo 10)

Damit ist mein Blatt beschrieben. Doppeldulle (Re vor Aufspiel; stechen mit wertmäßig niedrigerer Karte und Nachspiel einer wertmäßig wertvolleren Karte), keine Trumpflänge (da keine Abfrage; erforderliche Trumpfhöhe ist ja (ungefähr) gegeben), kein Fehlverlierer (wegen Trumpf-Weiterspiel). Soll der Partner nun bitte prüfen, ob er weitere Absagen (Trumpflänge) hat.

Mein Horror:
Mein abgefragter Partner ist ebenfalls Trumpf-kurz, hält viele schwarze Karten) und spielt deshalb Herz As.

Bei einem Re des Partners auf das Herz-As bevor ich steche, werfe ich Kreuz 9 ab, denn nun sollte mein Partner ein paar Trümpfe mehr haben.

Ex-Füchse #16890, 10. August 2012, um 16:30

Mit etwas Bauchschmerzen schließe ich mich Lusche an.

Spartakus, 10. August 2012, um 17:40

i) ich steche mit Karo-Zehn, spiele Pik-Dame als Doppeldullenanzeige mit "Re" und setze nach Zögern mit Karo-Bubefort. Der Partner sollte erkennen, dass er mit Zusatzstärken (Blaue oder Trumpflänge) die k90-Ansage vornehmen kann.

akaSilberfux, 10. August 2012, um 18:48

Da ich kein gesteigertes Interesse habe Trumpf mit einem schwachen Partner zu forcieren sage ich das Re nicht vor Aufspiel. Außerdem will ich nicht dringend ans Spiel.
Kommt nun Herz-Ass, sage ich sofort Re. Mit Zusatzstärken kann mit geringer Gefahr erhöht werden. Dann setzte ich Kreuz-Neun ab und hoffe auf eine gute Länge beim Partner. Für eine große Abfrage fühle ich mich zu kurz.

Benderloin, 10. August 2012, um 23:14

Ok der Ausspieler ist Re, welche Hand muss er mindestens haben (wenn er es als einladende Abfrage erkennt) um die 90 zu sagen?
Wie setzt er fort?

Tront, 10. August 2012, um 23:21

Ich denke mal, da ja in diesem Spiel weitere Asse entfallen, würde Trumpflänge (ab 7), das Stechen einer schwarzen Farbe oder eine Pik-Dame bei 5 - 6 Trümpfen mir als ausreichend erscheinen.

Auf einen Abwurf (auch bei Kreuz 9) würde ich von Position 1 auf 4 immer Trumpf folgen lassen, es sei denn ich halte noch eine stehende Fehl-Karte, also in diesem Fall das 2. Herz-As.

Benderloin, 10. August 2012, um 23:51

Kreuz-DamePik-DamePik-BubeHerz-BubeHerz-BubeKaro-BubeKaro-AssKaro-KönigHerz-AssKreuz-ZehnKreuz-NeunPik-Zehn
Damit sagst du als Ausspieler die 9 auf eine einladende Abfrage um den Abstich zu verhindern?

Tront, 11. August 2012, um 00:48

Interessante Beispielkarte. Damit sage ich sie auf jeden Fall. 8 Trumpf mit einer Blauen, den Rest garantiert mir mein Partner normalerweise.

Auf Trumpfnachspiel geht evtl. eine Dulle von der Gegenpartei aus dem Spiel und sonst erreicht mein Partner das Anspiel. Die 90%-Marke sollte ich mit diesem Blatt wohl erfüllen.

Einen sinnvollen Abwurf auf Herz-As hat mein Partner in der Regel ja bereits erhalten und sollte er den Herz bedienen mit einladender Abfrage, wird er in einer schwarzen Farbe frei sein.

Ich mache mir mehr Gedanken über die Spielverläufe, wo mein Partner ein gutes As abgestochen kriegt.
Beispielblatt:Herz-ZehnKreuz-DamePik-DameKaro-DameKreuz-BubePik-BubePik-BubeKaro-ZehnKreuz-AssKreuz-KönigKreuz-NeunPik-Zehnfür eine einladende Abfrage. Mein Partner kann die Pik 10 auf das Herz-As absetzen, nur wenn sein Kreuz-As abgestochen wird, nachdem er das Anspiel erreicht hat, wird das Spiel spannend. 2 Kreuzläufe mit dem Stich der gegnerischen Dulle plus ein möglicher kleiner Trumpfstich sind ca. 90 Augen.

Ich bin mir sogar sicher, dass mir dieser Beispielkarte einige Spieler voll auf Re abfragen. Das gefällt mir jedoch nicht. Da werfe ich dann schon lieber meine Pik 10 im ersten Stich ab.

Nur, falls dann Kreuz nachkommt, muss ich mein Re eben auf verteilte Stiche geben. Daher die einladende Abfrage, finde ich.

Stoni, 11. August 2012, um 08:27

Benders Karte ist ja schon fast ein eigenes Re ... natürlich Antwort. PikDame ist ein zusätzlicher Stich, 8er Tr-Länge sichert i.d.R. die Tr-Dominanz, Pos 1 nach 4 ist zusätzlich ideal.

Mich freut es ja, dass die einladende Abfrage wieder Gewicht bekommt. Ich habe nie verstanden, warum auf sie verzichtet werden sollte. Auch ich halte sie in dem Beispiel für vorteilhaft. Ich sehe es nur nicht ganz so falsch, hier gross abzufragen, zumindest im vergleich zum Stechen ohne. Gut der Abwurf ist eine Alternative, je nachdem wieviel Augen der Herz hat. Aber der Gewinn des Piklaufes ist schon fast die Stufe wert. Hat der Partner nichts zur Antwort auf die einladende Abfrage, dürften auch die 120 verloren gehen mit Herz-Abstich und Verlust von 3-4 schwarzen Läufen, Dulle, 1-2 weiteren Tr-Abgebern. Da kann der blinde Abwurf noch retten, der selbst bei Kreuz-Nachspiel das As über die Tr-Länge noch zum Stehen gebracht werden sollte.
Ja einladende Abfrage bzw. blinder Abwurf scheinen auch für mich ideal.

makri, 11. August 2012, um 11:04

Wie läßt sich eigentlich eurer Meinung nach die einladende große Re-Abfrage in Unterscheidung zur unbedingten großen Re-Abfrage logisch herleiten? Handelt es sich hier nicht um eine künstliche Konvention?

Ex-Füchse #4596, 11. August 2012, um 11:31

Die Ansage bei erscheinen der Stechfarbe is eine Ankündigung, der Partner möge Augen in den Lauf legen. Is der Stichinhaber der Partner blleibt ihm Zeit den Abstich zu verhindern bis der Ansager dran is. Der Stichinhaber muss also selbst initiativ werden und verantwortet sein eingreifen in den Spielverlauf selbst.

akaSilberfux, 11. August 2012, um 12:04

Meines Erachtens ist die Konvention gerade anders herum sinnvoll: wer bereits bei Ausspiel ankündigt, daß er die Farbe stechen wird, erlaubt der Gegenpartei passend zu reagieren. Bei der weitaus häufigeren Re-Ansage vereitelt er damit die üblichen Schmierungen im Stich; ggf. kann die Kontrapartei vorstechen etc.
Wenn man dagegen wartet, bis der Stich den Ansagenden erreicht hat, nimmt man diesen Vorteil noch mit.
Ansonsten gilt: jede vorzeitige Ansage transportiert Informationen. Weswegen sollte der Ansagende vorab Informationen geben? Der Ansagende möchte etwas wissen oder ein bestimmtes Verhalten erreichen. Die Schmierung des Partners zu erreichen ist selten sinnvoll, weil ja im Gegenzug die Gegner nicht schmieren und man meistens noch den zweiten Lauf der entsprechenden Farbe - dann mit dem Vollen des Partners - einsammeln kann. Daher möchte der Ansagende etwas wissen.
Welche Information ist in dieser Phase des Spiels wichtig? Ob der Stichgewinner der Partner ist. Wenn man nun zwei unterschiedliche Zeitpunkte für dieses Manöver hat, ist es naheliegend diesen Zeitpunkten unterschiedliche Stärken zuzuordnen.

Ex-Füchse #4596, 11. August 2012, um 12:31

Vielleicht sollte man die unterschiedlichen Konventionen mal etwas voneinander entkoppeln und nicht alles der anzuzeigenden Stärke unterwerfen.

Das Re zum frühen Zeitpunkt zeigt, daß das Weiterspiel nicht vom Abwurf abhängig is, mehr nicht.

Die Frage vorm stechen signalisiert einen sinnvollen Abwurf mit dem die 90 realisierbar sind, ohne Antwort is es halt mit stechen ein Re. Nach dem stechen kann man ja nochmal forcieren, wenn das Blatt mehr hergibt.

Es gibt zig Situationen die Abfragen sinnvoll machen ohne damit Stärken in anderen Punkten zu versprechen.

Das fällt natürlich als Kontra mit der Möglichkeit der billigen stillen Abfrage leichter als Re, die dafür ne K90 Hürde aufbauen.

Tront, 11. August 2012, um 18:08

Eine einladende Re-Abfrage kann ich in der Praxis und im On-Line-Doppelkopf doch eigentlich nur vornehmen, in dem ich die Ansage vorzeitig im laufenden Stich vornehme, akaSilberfux.

Oder wie soll mein Partner nach 3 auf dem Tisch liegenden Herzkarten jetzt unterscheiden, ob ich uneingeschränkt oder bedingt abfrage?

In Ranglistenturnieren haben meine Partner häufig noch Schwierigkeiten ohnehin die beiden Abfragearten für Re zu unterscheiden.

Deshalb stelle ich schon an bestimmten Tischen für die bedingte Abfrage ähnlich hohe Ansprüche als an eine volle Re-Abfrage.

akaSilberfux, 11. August 2012, um 20:00

Gerade an Pos. 2 ist es unmöglich, die Anfragen voneinander zu unterscheiden. An Pos. 4 geht es aber sowohl online, als auch am echten Tisch. Die technischen Probleme sind das eine - die Frage, welche Anfrage stärker ist, ist hiervon aber zu trennen. Wie siehst du es? Welche Anfrage sollte die stärkere Hand versprechen? (Das Thema kommt auch bei der Kritik am ES noch)

Ossi, 11. August 2012, um 20:04

Logischerweise wäre es sinnvoller, dass die Abfrage, die direkt nach dem Aufspiel gestellt wird, stärker ist als die Abfrage, wenn man seine Karte legen muss. Je eher die Ansage bzw. Abfrage umso stärker die Karte.

Tront, 11. August 2012, um 20:22

Das klingt auch schon deshalb logisch, weil man auf die möglichen Vollen der Kontra-Spieler dabei verzichtet.

Aber wie unterscheidest du, Terry, an Position 4 eine volle gegenüber einen nur einladenden Re-Abfrage? Nur durch die Dauer der Abfrage?

Die meisten guten Spieler antworten doch sofort.

Oder triffst du das Re mit einer etwas vorzeitigen gegebenen Ansage, wie z. B. mit dem Legen der 3. Karte des laufenden Stiches?

akaSilberfux, 11. August 2012, um 23:38

An Pos. 4 gebe ich bislang das Re sofort, wenn ich einladend abfragen möchte und die gewünschte Karte aufgespielt wird. Sollte sich die Auffassung durchsetzen, daß das Re auf das Anspiel stärker ist, würde ich dementsprechend umsetzen, also Re bei Aufspiel = große Anfrage, Re vor Legen der eigenen Karte mit Zögern = einladende Anfrage.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich deine Frage verstanden habe, Leif.

Ex-Füchse #4596, 11. August 2012, um 23:58

Gerade an 4 lässt sich das doch prima abstufen, sofortiges Re einladend für den Stichinhaber mit sinnvollem Weiterspiel und abfragen wenn keine Absage erfolgte wenn man dran is.

Tront, 12. August 2012, um 01:57

Ich meine auch, die geltende Konvention ist wie von Terry und Noddy beschrieben, dass die Re-keine 90-Abfrage einladend ist, wenn sie auf die ausgespielte Karte erfolgt bzw. auch auf 2 bereits liegenden Karten wie z. B. Pik-AssPik-Zehn(Doppelkopfmöglichkeit) und falls der ansagende Re-Spieler an Position 4 nach dem Legen der dritten Karte weiterhin wartet, wird aus der einladenden eine zwingende keine 90-Abfrage.

Stoni, 12. August 2012, um 08:40

Die Konvention ist vom Ablauf geklärt.
makri fragte aber nach der Logik dahinter, weil wir hier eigentlich mehrheitlich der Meinung sind, keine künstlichen Konventionen spielen zu wollen.

Ich versuche es mal so: wird ein As ausgespielt und es kommt ein sofortiges Re, heisst das immer "ich kann es stechen" und betont auch diese Möglichkeit. Das muss so sein, weil Partner an 2 oder 3 sich daraufhin zeigen und ggfls. schmieren.

Ein Re mit Zögern, wenn das As zu mir gelangt ist, bedeutet nicht zwingend, dass ich stechen kann. Es fragt das As auf Herkunft ab. Das kann ich erst, wenn ich weiß, wem es schlussendlich gehört.

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