Unterhaltung: Spatenfuß-Kolumne - 1. Sendung: Die stille Kontraabfrage

Spartakus, 14. März 2013, um 11:09
zuletzt bearbeitet am 14. März 2013, um 11:11

Aufgrund der gesteigerten Nachfrage hat sich die Redaktion dazu entschlossen, den Korrespondenten Spatenfuß mit diversen Doppelkopf-Themen zu beauftragen. Als erstes Thema hat sich Spatenfuß die umstrittene stille Kontraabfrage ausgesucht. Eingeladen zu diesem Streitgespräch hat er als Befürworter der stillen Kontraabfrage Tront, seines Zeichens zu 7/8 Deutscher und zu 1/8 Däne sowie als Ablehner HDF, seines Zeichens Spielleiter im Deutschen Doppelkopf-Verband (DDV).

Spatenfuß: "Herzlich Willkommen, Herr Tront, Herr HDF, zu dieser Runde."
HDF: "Hallo und allerbeste Grüße vom DDV"
Tront: "Goddag"
Spatenfuß: "Wie bitte?"
Tront: "ups sorry. Wir sind ja in Deutschland. Guten Tag."
Spatenfuß: "Herr Tront, erzähen Sie uns bzw. den weniger involvierten Lesern wie es eigentlich zur stillen Kontraabfrage gekommen ist."
Tront: "Das Spiel der spielstarken Partei würde bereits in frühen Zeiten des DDV studiert und ungefähr 1990 im Essener System niedergeschrieben. Die spielstarke Partei ist statistisch gesehen die Re-Partei (Zuruf aus dem Publikum eines gewissen Fanthomas: "zu 67,135468794375%"). Die Kontrapartei hat es oft viel schwieriger einen Spielplan zu entwickeln und lässt sich demzufolge gerade bei den Eröffnungszügen mehr Zeit. In einer Kölner Doko-Runde führte ein längeres Überlegen eines Spielers einfach mal zu einer Kontraansage des sich im Nachhinein als Partner herausstellenden Spielers. So hat sich die Kontraabfrage entwickelt und etabliert. Köln gilt als Geburtsstadt der stillen Abfrage."
Spatenfuß: "Herr HDF, das hört sich doch alles ganz gut und durchdacht an. Warum sind Sie dagegen?"
HDF: "Ganz einfach. In den Spielregeln sind zulässige Aktionen definiert. Aktionen, die der Erkennung der Partnerschaft dienen, sind das Legen der Kreuz Dame sowie An- und Absagen. Das Verzögern des Spielverlaufes als Hinweis auf die Kontrapartnerschaft ist somit eine nicht ausgewiesene Aktion und somit Partnerschaftsverrat."
Spatenfuß: "Die Regelkommission hat das sogenannte simulierte Überlegen als unbeanstandbar bzw. tolerierbar eingestuft."
HDF: "Das muss ich aber nicht für gutheißen. Für mich ist die stille Kontraabfrage Partnerschaftsverrat."
Spatenfuß: "Sie haben früher sogar mal von Kartenvorrat gesprochen."
HDF: "Ich habe meine Aussage präzisiert. Sie müssen mich nicht auf Aussagen aus dem letzten Jahrtausend festnageln."
Spatenfuß: "Entschuldigung."
Tront: "Lieber HDF, möchtest Du in Abrede stellen, dass sich das Spiel Doppelkopf durch die stille Abfrage weiterentwickelt hat? Viel mehr Möglichkeiten jetzt auch für die Kontrapartei Spielpläne zu entwickeln."
HDF: "Ich bin nicht lieb."
Tront: "Zur Sache bitte."
HDF: "Ich habe nichts dagegen, dass sich das Spiel Doppelkopf weiter entwickelt. Ich möchte lediglich, dass solche wesentlichen neuen 'Aktionen' - wenn sie denn Gültigkeit besitzen sollen - in die Spielregeln aufgenommen werden. So ist das Ganze überspitzt formuliert ein Beschiss an die Spielregeln."
Spatenfuß: "Dieser 'Beschiss' hat sich aber ganz schön stark durchgesetzt."
HDF: "Das stimmt doch gar nicht. Gesehen werden immer nur die Spitzenspieler bzw. Bundesliagaspieler. Nehmen Sie die ganzen Hobbyspieler, spielen vielleicht gerade mal 10% die stille Kontraabfrage. Nehmen Sie als Beispiel doch den Fuchsbau."
Tront: "Ich habe da andere Erfahrungen gesammelt. Ich habe mehr als 5.000 Spiele im Fuchsbau absolviert. Es stimmt zwar, dass die stille Kontraabfrage nicht von allen gespielt wird wie z.B. außer HDF in der Bundesliga. Ich denke aber die Hälfte kann das und spielt das."
HDF: "Das glaube ich nicht und das wirst Du nicht beweisen können."
Spatenfuß: "Einigen wir uns darauf, dass der Verbreitungsgrad im Falle einer verlässlichen Aussage durch umfassende Erhebungen ermittelt werden müsste."
HDF: "Da können Sie erheben so lange Sie wollen."
Tront: "Viele Leute würden sich nicht trauen das zuzugeben."
Spatenfuß: "Herr Tront, ist es nicht so, dass das Spiel gelegentlich durch 'Scheißhausabfragen' verunstaltet wird?"
Tront: "Ja, die 'Körner-Abfrage' mit 6 Trumpf ohne Dulle ist legendär. Hier bei FT gibt es ja einen Spieler, der sogar mit 3 Trümpfen eine stille Abfrage stellt um die Gewinnaussichten von 10% auf 20% zu erhöhen. Darf ich den Namen nennen?."
Spatenfuß: "Nein, wir sind ein seriöses Unternehmen. Anprangerungen sind hier nicht erwünscht. Außerdem sind die Meisten unserer Leser clever genug um zu wissen wen Sie im Augen haben."
HDF: "Vergewaltigung des Spiels Doppelkopf nebst Spielregeln. Wie ich das liebe...."
Spatenfuß: "Letzte Frage an Sie, HDF: Es heißt dass die erste stille Kontraabfrage von Ihnen beantwortet werden wird, wenn die Abfrage von dem Spieler kommt, der hier als irrer_ivan bekannt ist. Wann dürfen wir damit rechnen?"
HDF: "Sicherlich nicht vor dem Jahr 2020."
Spatenfuß: "Tun Sie mir bitte den Gefallen meinen Nachfolger davon zu unterrichten. Ich selber werde sicherlich nicht mehr so lange durchhalten."
HDF: "Wird gemacht."
Spatenfuß: "Ich danke Ihnen für dieses aufschlussreiche Gespräch."
HDF: "Ich danke Ihnen."
Tront: "Farvel!"
Spatenfuß: "wie bitte?"
Tront: "sorry, auf Wiedersehen."

trtre, 14. März 2013, um 11:21

Sehr interessant. Ähnliche Fragen wie HDF habe ich mir auch schon mal gestellt.

Ich hoffe, ich weiche nicht zu sehr vom Thema, wenn ich frage:
Wäre die große Re-Abfrage nicht eigentlich auch gegen die Spielregeln? Wäre es nicht strenggenommen ebenfalls Partnerschaftsverrat und damit gleichfalls "falsch"?

Spartakus, 14. März 2013, um 11:25

@trtre:

Durch die große Re-Abfrage sagt der Spieler ja "RE", eine eindeutig in den Spielregeln legitimierte Aktion zum Erkennen der Partnerschaft.

Wenn Du die kritische Haltung hinterfragen möchtest, nimm als Beispiel besser das der Re-Partei zugeschriebene Dullenvorspiel.

trtre, 14. März 2013, um 11:37
zuletzt bearbeitet am 14. März 2013, um 11:53

Stimmt, das Dullenvorspiel ist natürlich ein Paradebeispiel.
Würde man auf der Schiene weitergehen, müsste man allerdings jegliche Konventionen "verurteilen". Das fängt ja schon beim Schmieren von Kontra in Fehlstichen an. ;)

Krassestes Beispiel vermutlich:
Sologegenspiel beim Fleischlosen:
Durch den Abwurf in einer vorher vereinbarten Reihenfolge verrät man aktiv, welche Asse man hat -> Kartenverrat. ;)

Ich meinte aber nicht das Re-Sagen, sondern das Warten danach. Damit zwingt man den Spieler, dem der Stich bisher gehört, ja auf, seine Partnerschaft zu verraten (entweder durch u9(=Re) oder durch Schweigen(=Kontra)).

Fanthomas, 14. März 2013, um 12:10

Ich glaube, die vorletzte und letzte Stelle hinter dem Komma wurden von der Redaktion aus Versehen vertauscht. Aber das wundert mich gar nicht. Leider erlebt man in der Presse sehr oft, dass bei naturwissenschaftlichen oder gar mathematischen Fragen aufgrund mangelnden Fachwissens nicht genug in die Tiefe gegangen wird. :-))

werderino, 14. März 2013, um 12:22

Vielleicht gibts ja zu der Spatenfuß-Kolumne auch updates.

sashimi, 14. März 2013, um 15:40

lach Kölsch und Altbier wegschütten und betrügerische Absichten unterstellen. Was habe ich gegackert!

Ex-Füchse #72403, 14. März 2013, um 15:42

gegackert? Hat das was mit dem gockel zu tun?

CaptainHook, 14. März 2013, um 15:43

sehr unterhaltsam, bitte weiter machen....vielleicht berichtet Spatenfuss demnaechst auch noch ueber die Zukunft oder besser den "sterbenden Schwan" des DDV Doppelkopfes...

Ex-Füchse #70790, 14. März 2013, um 15:43

:-)

sashimi, 14. März 2013, um 16:14

Gegackert hat nix mit dem Gockel zu tun, der kräht ja eher, oder?

Ex-Füchse #29, 14. März 2013, um 21:26

Ich hätt das gern als Youtube-Video :-)

Lottospieler, 14. März 2013, um 21:28

der Spatenfuß hat nachgedacht, sehr lobenswert :-)

werderino, 15. März 2013, um 08:50

Nimm dir ein Beispiel :-)

Phrasenschwein, 15. März 2013, um 09:13

Keiner ist ünnütz. Er kann immer noch als schlechtes Beispiel dienen.

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