Unterhaltung: Reklamationsstreß

Ex-Füchse #5718, 21. April 2013, um 23:02
zuletzt bearbeitet am 21. April 2013, um 23:08

a) 5. Runde
Ich spiele, warum auch immer, ein Damensolo zur Pflicht. Nach dem ersten Stich ist schon klar: Ich kämpfe um die 60. Es fällt im 5. Stich:
Karo-Ass von mir Karo-DameKaro-ZehnKaro-König

Ich sage: Ja nimm den Stich schon. Oh Unglück: Der Karo-Dame Inhaber hat noch 4 Karo und hat die Dame in sein Karo eingereiht. Ich verzichte auf eine Reklamation, es wird neu gegeben. Wie hättet Ihr entschieden ?

b) 7. Runde
Assesolo. Neues Kartenspiel, 3. Spiel.
Kreuz-Ass mir fällt mit der Kreuz-Neun die Kreuz-Dame raus. Pech, passiert. Der Solist überlegt, ob er reklamiert. Er reklamiert nicht und verliert mit 118 Punkten. Wie hättet Ihr entschieden ?

c) An einen anderen Tisch. Bubensolo. Der Solist spielt mit den Worten "Pik" Pik-Bube und an 3 wird nicht Kreuz-Bube gelegt, weil ja "Pik" gesagt wurde. Der Schiedsrichter wird geholt. Der ältere Spieler sagt: Ich hatte das nicht richtig gesehen. Ich dachte es wäre ein normaler Pik. Was hättet Ihr gemacht?

Benderloin, 21. April 2013, um 23:27

Ich glaube bei c) saß ich mit am Tisch, war zwar geringfügig anders, aber im wesentlichen hat es manne richtig wiedergegeben.

Tront, 21. April 2013, um 23:38

Der fairste Weg ist ja immer, ohne eine Reklamation auskommen zu können. Funktioniert nur nicht immer an allen Tischen mit allen Mitspielern.

Gerade, wenn es sich um sog. Qualifikationsturniere handelt, in denen oft jeder einzelne Punkt am Ende wichtig sein könnte.

Man darf immerhin nicht dabei vergessen, dass der reklamierende Spieler nach der Turnierspielordnung im Recht ist, moralisch muss er u. U. selbst damit fertig werden.

Also im Mannes erstem Fall, wäre ich mir gar nicht sicher, ob ich jetzt die mir "geschenkten" Punkte vom Verwerfer nicht mitnehmen würde. Mannis salomonische Lösung des Neugebens ist sicherlich die bessere Lösung für alle beteiligten Mitspieler gewesen. Aber eben nicht unbedingt für ihn selbst!

Denn Manni hatte ja zu diesem Zeitpunkt noch kein Spielpunktepolster, und da sein Pflichtsolo jetzt ohne seine Strafpunkte-Reklamation noch offen war, droht ihm jetzt eine mögliche Punktedifferenz von durchschnittlich 21 - 24 Punkten.

Auf die 12 sicheren Punkte aus Fairness wurde ja (ohne Reklamation) verzichtet und eine dadurch vielleicht resultierende spätere Vorführung kostet noch einmal 9 - 12 Punkte im Schnitt. Nur einmal als Feststellung.

Den 2. Fall kenne ich sogar aus der Sicht des Solisten. Er wollte das Herausfallen der Karten wohl nur sehr ungern reklamieren und glaube auch das 8-Stiche-Solo wohl auch zu gewinnen. Sein eigenes Re blieb dennoch aus. Dieser Spieler hatte allerdings schon genügend Pluspunkte, aber seine Differenz sind jetzt auch genau 15 Punkte, weil keine Ansage erfolgte. -3 im Spiel anstelle der möglichen 12 Pluspunkte, die man regeltechnisch einklagen könnte. Allerdings würde mir das Reklamieren im 2. Fall schwerer fallen, weil ich ein Herausfallen der Karten als weniger schwerwiegend ansehe als ein tatsächliches Verwerfen.

Hier könnte der Solist jedoch wieder Nachteile einer anderen Art erleiden, da nun seine Gegenspieler eine wichtige Karte (hier: Kreuz-As) bereits kennen. Sollte es sich beim Solisten nun um ein sog. Entwicklungssolo handeln, bei dem er vielleicht mehrmals vom Stich gehen muss, hätte er wohl doch besser reklamiert, da seine Gewinnaussichten nach Bekanntwerden eines Kreuz-Asses bei einem Gegenspieler sichtlich schwinden.

Also viele Reklamationen lassen sich manchmal aus spieltechnischen Gründen nur schwer vermeiden. Das sollte man auch immer mit bedenken.

Tront, 21. April 2013, um 23:48

Im letzten geschilderten Fall hätte ich mich erst vergewissert, was im wahrsten Sinne des Wortes Trumpf ist.

Ein Spieler der Pik sagt und dann Pik-Buben vorspielt, würde ich sonst nach keiner weiteren Aussage einem Farbsolo in Pik gleichsetzen, aber wegen der unspezisierten Ansage würde ich vor Legen des Kreuz-Bubens als Gegenspieler erst einmal sicherheitshalber noch nachfragen, spielst du ein Bubensolo, ein Piksolo oder vielleicht gar ein As-Solo, was heisst denn für dich eigentlich Pik?

Habe ich den Sachverhalt so richtig verstanden?
Wie hat denn der Schiedsrichter nun entschieden?

Kvothe, 21. April 2013, um 23:49

Es war Kreudame, nicht das Ass.
Ich würde nicht reklamieren wenn ich glaube das Solo zu gewinnen.

Tront, 21. April 2013, um 23:59

Okay, bei nur Kreuz-Dame und Kreuz 9 in einem Stich reklamiere ich auch nicht.

Ich verstand das mehr so, sein Kreuz As fiel mit seiner Dame und der 9 heraus, also gleich 3 Karten auf einmal. Da hatte ich mich aber verlesen.

Aber den Fall Kreuz-As fällt mir einer weiteren Karte heraus, habe ich zufällig gleich mitbeantwortet.

Benderloin, 22. April 2013, um 00:01

Fall c)
Es war der Vorführer.
Es war ein Damensolo :-)
Es war der 7. Stich.
Der Solist hat gesagt: "Ich spiele Pik"
Als erstes hat das Schiedsgericht nachgezählt ob schon jemand gewonnen hat. Hatten wir noch nicht, da ich mit dem letzten As die 90 sicherstellen konnte.
Der Solist bekommt 12 Plus, der Fehlbediener 12 Minuspunkte. Zusätzlich erhält der Solist 5 Strafpunkte wegen Aufforderung zum Regelverstoß (oder so ähnlich).
Und ich und der 4.Blinde am Tisch (der hatte nämlich auch vergesse das die Damen Trumpf waren und deshalb sein Pik As gebuttert) gehen leer aus.
Reklamiert haben übrigens der Solist und der Fehlbediener. Zur Strafe hat sich keiner der beiden Qualifiziert ;-).

Ex-Füchse #5718, 22. April 2013, um 09:01

Mir geht es bei Spielbesprechungen immer um die Tendenz (ich kann abstrahieren).

Meine Meinung zu Reklamationen sind ja hinlänglich bekannt. Es ist halt meine ureigenste Meinung.

Ich hatte auf einem RL in Bremen letztes Jahr ein intensives Gespräch mit einem Hamburger. Ich bin ihn - ohne ihn namentlich zu nennen - hier etwas angegangen ob seiner Reklamationssicht. Ich habe ihn aber verstanden. Regeln sind dazu da sie einzuhalten und man darf nichts moralisch verwerfliches daran finden, wenn jemand das sehr konsequent macht.

Ich habe für mich persönlich einen anderen Weg gefunden, den ich bis jetzt (!) konsequent eingehalten habe. Für mich ist Doko ein Freizeitvergnügen und ich verdiene kein Geld damit. Ich brauche auch keinen Podestplatz für mein Ego. Von daher kann ich das immer sehr locker handhaben.

Ja ich stand bei Fall a) bei +4 nach dem ersten Tag. Ja ich wusste, dass ich Plus brauchte. Ja ich wusste dass hier sichere 12+ gegenüber einer Vorführung lauerte. Ich wusste aber auch: Das Ding hätte ich mit 18 Nassen verloren. Also gab mir hier das "Universum" eine 2. Chance, die ich angenommen habe. Es war noch relativ früh in der Liste und das "Universum" hat es mir gedankt: Ich habe noch ein Solo mit +9 bekommen.

Was ich nicht mag ist Fall b). Nicht zu reklamieren und mir hinterher vorzuwerfen wäre reklamiert worden, dann wäre womöglich der Gesamtsieg errungen worden. Damit kann ich nichts anfangen. Auch die Rechnung "hättest Du die Dame liegen gelassen und nicht die 9, dann hätte es gereicht" ist Quark, weil es die lange Farbe des Solisten war und er eh alle meine Kreuz bekommen hatte.

Ich habe gelernt: Wenn jemand reklamiert ist es sein Recht, auch wenn man persönlich das anders sieht. Wenn man nicht reklamiert, dann hat man dieses Recht verwirkt und dann kann man nicht hinterher mir vorwerfen, ich hätte einem den Sieg verbaut.

Abhilfe schafft nur der Vorschlag von Fanthomas: Reklamationspflicht. Mir gibt es aber zu viele "Geier", die andere in die Falle locken, dann wäre für mich RL-Doko tabu und ich würde nur noch im Verein und Privat spielen. 8 Runden an einem Wochenende sind schon etwas Streß, noch zusätzlichen brauche ich nicht.

Seb1904, 22. April 2013, um 09:20

Gleich am Anfang wurde zweimal gegen mich reklamiert. Zu Recht, keine Frage.

Wenn ich aber im weiteren Verlauf des Turniers noch mehrfach Situationen mitbekomme, in denen (jeweils zu meinen Gunsten) hätte reklamiert werden können, die Spieler am Tisch aber (mit meiner Zustimmung) "nichts gesehen haben", dann frage ich mich schon, ob die Sportkameraden am ersten Tisch nicht vielleicht doch in die Kategorie "DAS Gesicht merk ich mir" fallen. Die Schratten!

Jedenfalls missfällt auch mir die geübte Praxis der Ungleichbehandlung von Reklamationsgründen.

Kvothe, 22. April 2013, um 09:24

Nun, Manne hat es doch ganz gut beschrieben. Solange keine Reklamationspflicht besteht musst du mit deinem Verzicht auf Reklamation auch leben können. Verwerflich (treffende Bezeichnung) finde ich die berechtigte Reklamation nicht.

Ex-Füchse #16890, 22. April 2013, um 09:28

Unsportlichkeiten sollten immer reklamiert werden.

Bei klassischen Regelverstößen steht es jedem frei, wie konsequent er sein Reklamationsrecht nutzt.
Ich kann es aber nicht leiden, wenn nicht nach Schwere des Falls, sondern nach Spielstand, Platzierung oder Sympathie entschieden wird.

Ex-Füchse #5718, 22. April 2013, um 09:37

Bei b) kommt noch hinzu: Bei der Regio gibt es alle ungeraden Runden neue Karten. Es werden die glatten Karten genommen. Die sind wirklich glatt. Ich habe es schon sehr häufig gesehen, dass die "Glattheit" dazu führt, dass zwei Karten fallen. Umgekehrt bei RLs. Da kleben die Karten in der dritten Runde. Auch hier kommt es durch Adhäsionskräfte zum verwerfen.

Wenn Reklamationspflicht dann andere Kartensätze, die griffiger sind und nicht schon nach zweimaligen Gebrauch in die Tonne müssen. Will ich wirklich reklamieren, weil jemand motorisch nicht in der Lage ist mit diesen Kartensätzen umzugehen ;-)

Goldmurks, 22. April 2013, um 09:47

Man sollte bei der Frage 'Reklamation oder nicht' auch keinesfalls den gesunden Menschenverstand außenvorlassen.

Wenn das Spiel tatsächlich durch eine (kleine) Unaufmerksamkeit ... ähm ... unbrauchbar wird, dann sollte zu recht reklamiert werden.
Aber wenn eine Partei eh die letzten beiden Stiche einsackt und der Gegner sich beim Zulegen von Kreuz- und Pik-Neun in der Reihenfolge verhaspelt (mir fällt gerade nix besseres ein), dann ist eine Reklamation ... ähm ... lässlich bis hochgradig albern.

DianmM *)


*) DianmM = Das ist aber nur meine Meinung

sashimi, 22. April 2013, um 09:48
zuletzt bearbeitet am 22. April 2013, um 09:51

ich habe das für mich ganz klar entschieden: sowas will ich nicht reklamieren.
In einem meiner Reklamationsfälle gab es ja das Problem der nicht gehörten Ansage am Tisch. Allen am Tischwar klar, dass die Ansage auf Grund der Lautstärke nicht oder schlecht oder fast gar nicht zu hören war.
Turnierruhe, wäre dann auch etwas, was zu den Voraussetzungen nebst guten Karten gehören würde, wenn man Reklamationspflich (was ich ablehne) einführen würde.

DianmM ist ja nice. Korrespondiert wohl nicht mit hM (herrschende Meinung) oder?

roemer68, 22. April 2013, um 09:52

Es gibt Karten für Senioren (kein Spass !!) die sind zwar etwas größer, aber die Haptik ist auch nach mehr als 200 Spielen noch gut. ( Im Privatgebrauch trotz Chips....). Leider nicht im Normalformat.

Goldmurks, 22. April 2013, um 10:01

Ich dachte immer, das seien Frühstücksbrettchen!

roemer68, 22. April 2013, um 10:06

Nee, das war ernstgemeint. Wenn die Nachfrage hoch genug ist, findet auch ein Normalformat Absatz und erspart einigen Streit.( Die Frage ist der Preis. Aber wenn die Karten länger halten....)

Ex-Füchse #5718, 22. April 2013, um 10:47

Eine Reklamationspflicht wäre ja auch schlecht.

Ich halte:
Herz-AssHerz-AssHerz-ZehnHerz-ZehnHerz-KönigHerz-KönigHerz-DameHerz-DameHerz-BubeKreuz-AssKreuz-ZehnKreuz-Neun
90er Ansage sicher mit Chance auf 60. 15/18 Punkte.

Jetzt spiele ich Herz-Ass erst einmal ohne Ansage. An zwei wird sich verworfen. Jetzt würde ich mit Reklamationspflicht ja nur 12+ bekommen, weil noch nichts angesagt wurde. Spiele ich Herz-Ass mit (90) dann wären es 18 Punkte. Ich müsste also immer von vorne alles ansagen, um die Punkte im Falle einer Reklamation zu bekommen.

Und die beiden mitgegner, die vielleicht in der 8.Runde vor mir stehen würden keine Nassen bekommen. Da wäre ich ja mit dem Klammersack gepudert, wenn ich da reklamieren würde.

Lottospieler, 22. April 2013, um 10:59

In der Regio hat sich an meinen Tischen zwei mal jemand verworfen dabei war mir vollkommen egal und auch den anderen am Tisch ob die Gegenpartei gewonnen hat oder nicht, jeder verhielt sich so als wäre der Fehler nicht passiert.
Ein mal fiel jemand eine zweite Karte aus der Hand und es wurde stillschweigend hingenommen, so stell ich mir das vor. Ich machte keine Fehler dieser Art auch weil meine Konzentration sehr hoch war bis zum Schluß des Turnieres, ich behaupte einfach mal es kommt durch meine Konzentrationsfähigkeit beim Tischtennis die da auch absolut notwendig ist, ähnliches dürfte zb für Schach gelten (siehe Spartakus), Parallelen sind für mich unverkennbar :-)
Erst wenn der gleiche Fehler vom gleichen Spieler ein zweites mal passiert könnte man überlegen etwas zu 'unternehmen', ich würde es nicht machen bei eher unerfahrenen Spielern selbst bei einer Regio, es sei denn jemand hätte sich vorher wie ein 'Arsch mit Ohren' aufgeführt.
Ein Namensvetter von mir aus einem Frankfurter Verein war der einzige bei dem ich dann vlt den Schiedsrichter geholt hätte zumindest überlegt hätte dies zu tun.
Kenner wissen vlt wen ich meine :-)

Ex-Füchse #16890, 22. April 2013, um 11:06

^^

Lottospieler, 22. April 2013, um 11:10
zuletzt bearbeitet am 22. April 2013, um 11:16

das 'Vergnügen' mit dem Herrn an einem Tisch zu sitzen hatte ich in der ersten Runde, ich wußte aber gleich das das nicht 'alles' gewesen sein konnte, ließ mich von dem negativen Eindruck nicht blenden ließ mich auf keinerlei Diskussionen ein und ebensowenig provozieren.
Zu Beginn der Runde sagte ich gleich:
Ich bin neu und habe wenig Life-Erfahrung und möchte dazulernen, darum bin ich hier.
Nach der Runde sagte ich danke mit einem etwas 'lauteren' Hinweis an den betreffenden das ich ein anderes Verhalten für besser gefunden hätte.
Es wurde mir danach auch von anderen bestätigt alles richtig gemacht zu haben
Schade ist das manchmal einzelne versuchen den 'Larry zu machen', sie werden mir aber niemals den Spaß an diesem schönen Spiel verleiden können.

Ex-Füchse #5718, 22. April 2013, um 11:57

Ich hatte mit dem eine sehr schöne Runde in Celle. Wir haben uns sogar draußen noch nett unterhalten.

Schön Horst, dass Du uns jetzt in vier Threads gesagt hast, dass Du alles richtig gemacht hast. Ich habe in 192 Spielen und 24 Mitspielern keinen gesehen, der alles richtig gemacht hat.

sashimi, 22. April 2013, um 11:59

oh bei manchem Fehler von mir bin ich doch glatt innerlich rot geworden.

Lottospieler, 22. April 2013, um 13:00

manne, es ging um den einen Tisch und sonst gar nix.
Was das betrifft habe ich für mich entschieden alles richtig gemacht zu haben und sehr viel Zustimmung zu meiner Einschätzung bekommen.
Es geht darum das man sich als Neuling nicht anpampen und provozieren lassen muß. Erst recht nicht wenn man sich als Neuling zu erkennen gibt vor Beginn einer Runde. Alle haben das verstanden und einer eben nicht.

Goldmurks, 22. April 2013, um 13:46

Ich hab allen sofort gesagt, dass ich vom Fach bin.
Vor Anpamperei blieb ich daher weitgehend verschont.

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