Stoni, 21. Juni 2013, um 20:14
Ja, so ist es, Echo und das verurteilen ja auch meine Freunde.
Der Patriarch und Putin treiben in der Tat ein übles Spiel zusammen. ... aber morgen mehr..
Ex-Füchse #11750, 21. Juni 2013, um 20:38
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Ex-Füchse #11750, 21. Juni 2013, um 21:00
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Stoni, 21. Juni 2013, um 21:13
Anekdoten, die Land und Menschen beschreiben ...
ok ... werde ich versuchen einzustreuen ...
„Die Deutschen haben den Affen erfunden“.
Mit diesem russischen Sprichwort wird einerseits der Erfindergeist auf deutscher Seite anerkannt. Andererseits galt es aber auch als russische Belustigung über unsere unablässigen, allzu eifrigen Tätigkeiten.
Es ist mir eine Freude, hier unfreiwillig zur Bestätigung und zur Belustigung beizutragen.
Stoni, 21. Juni 2013, um 21:15
OT: Lächelt hier niemand?
Im Vergleich zum Deutschen scheint der Russe wenig zu lächeln. Dies bemerkt man vor allem bei Russen, mit denen man noch nicht bekannt ist. Dies hat einen einfachen Grund: während in Deutschland und vielen anderen Ländern ein Lächeln bei der ersten Kontaktaufnahme Freundlichkeit und Offenheit signalisiert, fehlt diese Bedeutung im russischen Umgang miteinander. Fremde Personen werden nicht angelächelt. Ein Lächeln wird von einem Fremden einfach nicht erwartet.
Das gilt auch für Personen mit Kundenkontakt wie zum Beispiel Verkäuferinnen, die so leicht einen in unseren Augen unfreundlichen Eindruck machen.
Das höfliche Lächeln eines Fremden kann sogar als bedrohlich empfunden werden. Der russische Ausdruck он из вежливости улыбнулся, “er lächelte aus Höflichkeit”, ist negativ zu verstehen, die Person lächelt ausschließlich aus Gründen der Höflichkeit, nicht aufgrund einer echten Empfindung, daher ist Misstrauen angebracht.
Im russischen Umgang miteinander drückt ein Lächeln vielmehr Zuneigung aus, so dass es für Fremde nicht in Frage kommt. Das russische Lächeln muss man sich sozusagen verdienen. Смех без причины - признак дурачины. “Lachen ohne Grund ist ein Merkmal des Narren.” Und mehr noch: Auf einen Russen kann ein Lächelnfeindseelig wirken oder spöttisch. (Das Geheimnis des Lächelns)
Das häufige oder andauernde Lächeln von Ausländern wird auch als дежурная улыбка (Lächeln vom Dienst) oder хроническая улыбка (chronisches Lächeln) bezeichnet. Was wir also als mangelnde Höflich- oder gar Unfreundlichkeit auslegen, ist für Russen eher Aufrichtig-und Ehrlichkeit.
Ex-Füchse #197, 21. Juni 2013, um 21:27
http://www.welt.de/reise/article109496271/Wie-Deutsche-und-Russen-sich-gegenseitig-sehen.html
Stoni, 21. Juni 2013, um 21:49
OT: Wlada Kolossowa, 24, russischstämmig,
hat alles versucht, um ihre östliche Herkunft hinter sich zu lassen. Jetzt bereist sie das riesige Land ihrer Eltern und will mehr darüber erfahren.
"Die Augen des Bärtigen scannen mich von Kopf bis Fuß. Ich glaube, er überlegt, in welcher Sprache er mich ansprechen soll. Ich habe einen riesigen Rucksack auf den Schultern: Das würde keine Russin tun. Dazu trage ich bei neun Grad ein kurzes Kleid: Das würde keine Ausländerin machen. Ballerinas an den Füßen: Ausländerin. Blaue Kulleraugen: Russin. Keine Wimperntusche: Ausländerin. Dunkelblonder Pferdeschwanz: Russin. Vermutlich entscheidet die vierstöckige Buttercrémetorte in meiner Hand - hier ein übliches Gastgeschenk, aber nichts für ausländische Mägen.
Der Autofahrer sagt auf Russisch: "Junge Frau, darf ich an Ihnen saugen? ... Der Rucksack stinkt nach ausgelaufenem Bier....
Damit breche ich alle Regeln gleichzeitig, die mein russischer Vater noch vor wenigen Stunden diktierte: Fremden misstrauen. Nicht Lächeln. ...
"Mit dem Rucksack durch Russland!", stöhnte mein Vater zum Abschied. "Pah! Du schaffst es nicht einmal zu deiner zweiten Station! Du kannst dich nicht vordrängeln! Du kannst nicht brüllen! Du kannst nicht schmieren!", schrie er. Seine Sorgen sind ein bisschen berechtigt: Ich habe den Flieger nach Murmansk verpasst. Weil ich mich nicht anstellen könne, sagt mein Vater. Die Frau am Schalter fand mich nicht und schickte uns zur Kasse, die uns zur Information schickte, die uns zurück zum Check-in-Schalter schickte, der uns wieder zur Kasse schickte. Jedes Mal stellte ich mich hinten an. Mein Vater packte mich und schob mich direkt zum Anfang der Schlange. Er installierte seine 100 kg Körpermasse zwischen mir und dem passwedelnden Mob und hielt mit ausgestreckten Armen die Position. Die Dame an der Kasse blieb unbeeindruckt: “Der Flug ist in drei Minuten weg. Schaffen sie eh nicht mehr”, sagte sie teilnahmslos. “Beschwerden an die Zentrale.”
Erst als mein Vater sie anschrie, reservierte sie mir den morgigen Flug. Mein Vater brüllte noch ein bisschen mehr, damit sie mich auf den letzten heutigen Flug buchte, dessen Check-in seit zehn Minuten vorbei war. Es klappte. Zu meiner größten Verwunderung. Dass man mit Lautstärke nicht weiterkommt, habe ich seit dem Konfliktmanagementkurs in der siebten Klasse verinnerlicht. Ich glaube an Schlangestehen und elektronische Tickets. Ich trinke Wasser aus der Leitung, was kein Russe tun würde. Ich lerne gern Menschen auf der Straße kennen. Bisher hat die Welt ganz gut nach diesen Spielregeln funktioniert. Kriege ich es hin, neue zu lernen?
Stoni, 21. Juni 2013, um 22:13
OT
Ein amerikanischer Millionär ist in Moskau in einem Luxus-Hotel abgestiegen. Er fühlt sich beleidigt, weil ihm nicht genügend Achtung erwiesen worden ist, und sagt dem Kellner herausfordernd:
"Bring mir mal eine Speise für 1000 Dollar."
"Es tut mir leid, aber halbe Portionen gibt es bei uns nicht."
Ex-Füchse #11750, 21. Juni 2013, um 23:21
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Ex-Füchse #197, 22. Juni 2013, um 00:56
Drei Piloten, ein Amerikaner, ein Deutscher und ein Russe, sitzen in der
Kneipe und unterhalten sich über die Grösse von Flugzeugen.
Der Russe sagt:
"Also wir haben ein Flugzeug, mit dem können wir drei Fussballmanschaften und 1000Mann Publikum transportieren."
Da prahlt der Ami:
"Well, very good, wir haben ein Flugzeug, mit dem können wir fünf Fussballmannschaften und 2000 Mann Publikum transportieren!"
Da meint der Amerikaner lächelnd:
"Sie in Deutschland haben nicht so grosse Flugzeuge?"
Da sagt dieser:
"Doch, doch, aber ich weiss die genauen Grössen nicht. Ich erzäle Ihnen einfach mal von meinem letzten Flug:
Also ich flieg da über den Atlantik und höre plötzlich ein Geräusch. Ich sage also zu meinen Bordingenieur Anton:
"Anton, schnapp Dir mal den Porsche und schau hinten nach, was das sein könnte..."
Anton kommt nach vier Stunden zurück, grinst wie ein Scheunentor und sagt:
"Es ist unwahrscheinlich, was Du für ein Gehör hast. Da hat doch
tatsächlich so ein Idiot das Klofenster offengelassen. Jetzt ist eine
Boeing reingekommen und fliegt dauernd um die Lampe und findet nicht
wieder raus..."
Ex-Füchse #4596, 22. Juni 2013, um 01:09
Krachi, meintest Du sowas?
Stoni, 22. Juni 2013, um 09:27
Ein paar bestimmende Fakten
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Die Russische Föderation zählt mit ihren rund 143 Millionen Einwohnern zu den weltweit am dünnsten besiedelten Flächenstaaten. Russland grenzt an fünf Meere und 14 Nachbarstaaten. Bis auf die Tropen sind alle Klimazonen vertreten. Die Fläche Russlands beträgt 17,075 Millionen Quadratkilometer. Das sind 11,5% des gesamten Festlands der Erde. Damit ist Russland der flächenmäßig größte Staat der Erde. Russland ist fast 50-mal so groß wie Deutschland und fast doppelt so groß wie die USA, so gross wie Australien und Europa zusammen.
Bei einer Russlandreise von Nord nach Süd legt man über 4.000 km zurück, von West nach Ost über 9.000 km und fährt dabei durch 9 (bis 2010 gar 11) Zeitzonen. Russland ist damit das einzige zusammenhängende Land der Welt, in dem die Sonne - zumindest von April bis Oktober - nicht untergeht.
Schreiben die Russen Zentralabitur, dann haben es die Schüler in Wladiwostok schon hinter sich, wenn die in Moskau erst anfangen ... da in RUS jeder irgendwo Familie, Freunde hat, werden die Aufgaben natürlich telefonisch, per Twitter oder dem russischen Facebook, Kontakte vk.com "übergeben" ...
85 Prozent der Einwohner leben im europäischen Teil, der dabei lediglich 23 Prozent des russischen Territoriums umfasst.
Goldmurks, 22. Juni 2013, um 09:31
Mensch, Stoni!
So ein genialer Joke vom Seevogel, und Dir fällt nix Besseres ein als den Spaß mit harten Fakten wieder abzubremsen ...
Stoni, 22. Juni 2013, um 09:54
Jedem das Seine Karl, so witzig schaffe ich einfach nicht ...
Die Zeit, bevor Putin kam.
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"Wer in Priorzernja die russische Seele sucht, wird eine gedemütigte, verzweifelte, sehnsüchtige finden. Früher, da war Kommunismus, und das war ein Segen fürs einfache Volk. "Wir sind das einfache Volk", sagt Fjodor. Früher gab es Wohnung, Schule, Studium. Alles umsonst. Da blühten Wissenschaft und Medizin. Da kannte man keine Drogen und wusste nichts von Mord auf Bestellung.
Breschnjew ist der Held des einfachen Volkes, Gorbatschow der große Verbrecher.
Nach der Perestrojka sei alles niedergegangen."
Unter Jelzin wurden in Russland mit Unterstützung westlicher Berater Teile der Wirtschaft privatisiert und demokratische Reformen durchgeführt. Beide verfehlten jedoch ihr Ziel und führten zum Zusammenbruch der Industrie, der hohen Inflation, der Verarmung breiter Bevölkerungsmassen und der Herausbildung einer dünnen Schicht von einflussreichen Superreichen, die auch Oligarchen genannt wurden.
Bis 1998 rutschte das Land in die Zahlungsunfähigkeit mit der Folge allgemeiner politischer Destabilisierung.
Fabriken konnten ihre Arbeitnehmer nicht bezahlen, da sie für ihre Waren kein Geld bekamen. Die Fabriken konnten nicht für den verbrauchten Strom zahlen, weshalb die Energiekonzerne wiederum keine Steuern an den Staat abführten.
Der Staat konnte keine Gehälter und Renten mehr bezahlen.
Durch den Kapitalabfluss aus RUS und die hohe Staatsverschuldung geriet der russische Rubel massiv unter Druck. Faktisch bedeutete dies den Staatsbankrott mit der Folge, dass auch Privatguthaben auf Bankkonten ihren Wert verloren.
Die Asienkrise sowie der Preisverfall bei Erdöl (Hauptexportgut Russlands) förderten die russische Währungskrise.
Die russische Regierung konnte den unrealistisch gewordenen Kurs des Rubel nicht länger verteidigen. Die Rückzahlung privater Auslandsschulden wurde für 90 Tage ausgesetzt und die Bedienung kurzfristiger Staatsanleihen eingestellt. Die Freigabe des Wechselkurses führte zu einer starken Abwertung des Rubels mit einem Wertverlust von über 60 %.
Viele Menschen verloren 2/3 ihres Sparguthabens, Altersvorsorge …
Gewinner dieser Krise waren die sogenannten russischen Oligarchen, die mit dem Betrieb von Energie- und Rohstoffunternehmen riesige Vermögen angehäuft hatten.
Der extrem teure Präsidentschaftswahlkampf Jelzins gegen den Kommunisten Gennadi Sjuganow 1996 wurde zudem von Banken und Industrieunternehmen der Oligarchen gestützt, die Jelzin dafür nach der Wahl vor Steuerbehörden „schützte“.
Nur etwa fünf Millionen der 148 Millionen Einwohner Russlands zahlten regelmäßig Steuern.
Insbesondere in der Übergangszeit nahmen aufgrund des Erstarkens regionaler Autonomien nach dem Ende der stark zentralistischen Sowjetzeit zentrifugale Strömungen an den Rändern des Landes zu. So sah sich seit Mitte der 1990er Jahre die russische Regierung mit Unabhängigkeitsbewegungen und Machtkämpfen in zahlreichen Teilrepubliken konfrontiert, insbesondere in Tschetschenien.
Die chaotischen Jahre unter Jelzin sowie die weggebrochenen Wertevorstellungen und Lebensweisen durch den Zusammenbruch der Sowjetunion führten zu einer völligen Verunsicherung der Menschen, was sich auch in der rapiden Verschlechterung vieler demografischer und sozialer Kennzahlen (Geburtenzahlen, Sterberate, Kriminalität, Alkoholismus etc.) niederschlug.
1999 wurden 1,2 Mio Russen geboren, aber 2,1 Mio starben. Die Durchschnittslebenserwartung der Männer sank von 63,9 Jahren (1986) auf 56,5 Jahre (1992). Neben ungesunden Lebensweisen waren es vermeidbare Ursachen wie Alkoholvergiftungen, Tabakrauchen, Verkehrsunfälle, Suizid und Mord. Die Geburtenrate sank aufgrund vieler existentieller Krisen.
Den Tiefpunkt bildeten eine Reihe von Katastrophen und markanten Ereignissen um die Jahrtausendwende. Der Untergang der Kursk im August 2000, das als Stolz der russischen Nordmeerflotte galt, der Brand des Moskauer Fernsehturms Ostankino, einem Wahrzeichen der Stadt, der erst nach mehreren Tagen gelöscht werden konnte und schließlich das Ende der Mir, die im März 2001 im Pazifik versenkt wurde und Russlands Traum von der Vorreiterrolle im Weltraum beendete, führten bei vielen Russen in dieser Zeit zu einem demütigenden Gefühl von der Rolle einer Supermacht auf die eines Schwellenlands zurückgefallen zu sein.
Russland war schwach und auf dem Boden.
Seb1904, 22. Juni 2013, um 10:48
Oligarchen erscheinen aus dem Nichts wie Phoenix aus der Asche
Jahrhundertelange Kultur - Komponisten, Autoren, Künstler, Nobelpreisträger
Homophobie, zumindest latent
Unendliche Gastfreundschaft
Demonstrationsverbote
Wirtschaftswunder
Despotische Demokratie
Familiensinn
Kann es sein, dass das ein (noch) sehr ambivalentes Volk ist?
Ich habe Freunde, die sagen " "den Russen" gehört mittlerweile ganz Baden-Baden". Andere meinen, die Regierung Merkel habe Deutschland via Gazprom in die unmittelbare Abhängigkeit von den Russen begeben.
Kann es sein, dass "die Russen" so ganz anders sind als die grosskotzigen Ekelpakte, denen man in den Medien sieht und die ich auch live z.B. im Skiurlaub erlebe? Die mit Geldrollen um sich werfen und erwarten, dass jeder sofort nach ihrer Pfeife tanzt? Die die Angst vor russischem Imperialismus schüren, statt sich ihren Gastgebern zu öffnen?
Ich bin geneigt, Stonis Berichten Glauben zu schenken, frage mich aber auch, ob die beschriebene Herzlichkeit, Hilfsbereitschaft und Güte wirklich in allen russischen Gesellschaftsschichten anzutreffen ist und ob es nicht doch eine viel klarere Trennung dieser "Schichten" gibt als z.B. hier bei uns...
Ausserdem frage ich mich natürlich auch, was wohl in einem thread stände, den ich mit dem Tenor "hier bei uns in Deutschland ist eigentlich alles total super, die Deutschen sind Klasse, nur unsere Kanzlerin ist leider ein Totalausfall" erstelle....
Stoni, 22. Juni 2013, um 10:50
Wie die Russen Putin sehen: Wirtschaft
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Dieser wirtschaftliche, politische, demographische und soziale Niedergang RUS endete mit der allmählichen Verbesserung der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Lage des Landes nach dem Amtsantritt Wladimir Putins, der als gewählter Garant für Stabilität und Berechenbarkeit in Russland gilt.
Die hohen Rohstoffpreise (Öl, Gas, Stahl), Steuerreform und Kapitalrückfluss förderten diese Entwicklung. Als Reaktion auf die Geiselnahme in Beslan durch tschetschenische Terroristen im September 2004 leitete Putin einen grundlegenden Umbau des Staatswesens ein, der Macht und Kontrolle in noch stärkerem Maß als bisher in den Händen des Präsidenten konzentrierte.
Nach Jahren der Skandale, wirtschaftlichem Niedergangs und einem allgemeinen Gefühl nationaler Schwäche unter Präsident Jelzin erschien die Wahl Putins vielen Russen als Neubeginn in ihrer Nach-Sowjetära.
Putins Beliebtheit in Russland wird meist mit der Erholung der russischen Wirtschaft nach dem Zusammenbruch in den Jahren 1998 und 1999 unter Jelzin erklärt. Die Jahre der Präsidentschaft Putins sowie die Zeit seiner anschließenden Tätigkeit als Ministerpräsident waren von einer spürbaren wirtschaftlichen und sozialen Erholung Russlands sowie einer Verbesserung grundlegender makroökonomischer und demographischer Kennzahlen gekennzeichnet.
Nach dem Zerfall der UdSSR war die Armut bis 1999 auf über 40 Prozent gestiegen. Seitdem hat sich die Lage bis heute spürbar gebessert.
Der Staat und die Firmen zahlten wieder verläßlich und pünktlich Gehälter und Renten.
Der Anteil der Bevölkerung, der unter der Armutsgrenze lebt, betrug 2002 19,6 Prozent, bis 2011 reduzierte sich dieser Wert noch weiter und liegt jetzt bei 12,8 Prozent der Bevölkerung oder 18 Millionen Russen.
Das Bruttoinlandsprodukt stieg um 100%
Der Außenhandel von 150 auf 650 Mrd. US-$
Ausländische Investitionen von 10 auf 114,7 Mrd. US-$
Die Inflation sank von über 20% auf 8%
2011 lag die Durchschnittslebenserwartung der Männer wieder bei 64 statt 56 Jahren.
2011 wurden wieder 1,8 Mio Russen geboren (+40%), "nur" 1,9 Mio starben. (statt 1,2 zu 2,1)
Es braucht nicht zu verwundern, wenn viele Menschen Putin anhaltend dankbar sind, dass er sie aus ihren persönlichen, existentiellen Krisen und der des Landes herausgeführt hat.
Stoni, 22. Juni 2013, um 11:02
Seb, ich komme noch zu einzelnen Punkten, die Du aufgeführt hast. Ich versuche nur, eine Linie zu bewahren.
Ja, meine Freunde in meiner Heimat Baden-Baden sind einerseits den Russen dankbar, weil sich der Wert ihrer Häuser in 10 Jahren verdoppelt hat ... anderseits auch oft geschockt und genervt von den russischen Oligarchen und Großkotz-Familien, die sich dort aber auch in den Urlauben breit machen..
Ja, es gibt eine viel klarere Trennung dieser "Schichten" als z.B. hier bei uns...
Fast alle der 10% Oligarchen und Neureiche sind illegal durch Bestechung, Steuerhinterziehung, kriminellen Geschäften zu ihren Vermögen gekommen, sie haben das Land und das Volk meist ausgeraubt und werden natürlich isoliert oder isolieren sich selbst, leben hinter Stacheldraht und gepanzerten Fahrzeugen, führen ein Sonderleben, wie es uns nicht vorstellen können (Anektdote folgt gleich).
Auch heute noch kaufen sie sich Polizei, Behörden und Gerichte, um ihre Interessen durchzusetzen.
Diese Russen haben sich längst von den Besonderheiten der russischen Seele verabschiedet.
Auch weitere 10-20% versuchen, dorthin zu gelangen, haben es nur noch nicht geschafft..
"In RUS ist eigentlich alles total super, die Russen sind Klasse, nur Putin ist leider ein Totalausfall"
wenn es bis jetzt so rübergekommen ist, dann muss ich wohl noch konkreter werden, so ist es sicher nicht ))
Alle Beamte sind korrupt, die Strassen eine Katstrophe, ohne Geld ist das Leben noch schwerer als bei uns ...
kommt noch, seb
Stoni, 22. Juni 2013, um 11:10
OT: Asphalt-Feudalismus in Moskau
Die Fahrer nutzen ihr Privileg rücksichtslos, rasen auf der Gegenspur am Stau vorbei - in Moskau dürfen 1.200 Fahrzeuge ganz legal ein Blaulicht führen, Ambulanzen, Polizeifahrzeuge und Feuerwehr nicht eingerechnet.
Mit Geld kann man sich fast alles kaufen - auch die Vorfahrt auf Moskaus Straßen. Um im Verkehrschaos schneller voran zu kommen, zahlen superreiche Autofahrer, sogenannte "Migalkas", 500.000 $ um sich ein Blaulicht aufs Dach zu schrauben.
Listen der Privilegierten kursieren im Internet und führen Bankdirektoren, Großunternehmer, die Vorsitzenden der staatlichen Fernsehkanäle und die Chefs der russischen Eisenbahn und des Gasgiganten Gasprom auf. Dabei haben sie in der Vergangenheit immer wieder schwere Unfälle verursacht.
In einem prominenten Fall kamen im Jahr 2010 im Südwesten Moskaus zwei Frauen ums Leben, als das Auto des Managers eines Ölkonzerns in den Gegenverkehr fuhr. Der Manager wurde von jeglicher Schuld freigesprochen, Beweismittel vernichtet.
Alle 10 Videokameras hatten plötzlich keine Filme mehr ..
Empörte Bürger haben ihnen jetzt den Kampf angesagt. Im April 2010 wurde die Bürgerbewegung "Vereinigung der blauen Eimer" gegründet.
Sie kleben sich blaue Plastikeimer auf ihre Autodächer und fahren im Korso duch Moskau.
In 2012 gibt es diese hohe Zahl Sonderberechtigter nicht mehr. Sie wurde auf unter 100 reduziert.
Stoni, 22. Juni 2013, um 11:11
In Russland gehören 8% der Menschen über 90% des Volks-Vermögens ... Fast 100.000 Millionäre und 100 Milliardäre
Stoni, 22. Juni 2013, um 11:16
OT: Korruption Im Alltag: "Ohne Schmierung läuft der Motor nicht"
Persönliche Erfahrungen 1.9.2012
"Russland ist eine Korruptionshölle."
30° Sonnenschein und so möchte man rausfahren aus der Stadt … zu Fuß gehen kann man nicht einmal zum Supermarkt … Fahrräder gibt es weniger als Porsche Cayennes, in 5 Tagen habe ich erst ein einziges gesehen …
Fahrräder sind Sportgeräte, aber keine Fortbewegungsmittel.
Meine Freundin hat einen neuen Citroen mit Garantie, 15.000km gefahren, und trotzdem war sie schon 10mal in der Werkstatt, die gibt es hier alle 100m … die "Strassen" sind alle kaputt, Schlaglöcher so gross und tief wie Mondkrater, (Gelder für Strassenreparatur sind beliebte Zugreiftöpfe).
Man fährt Schlangenlinie, um nicht jedes mitnehmen zu müssen, dennoch geben die Stoßdämpfer oft ihren Geist auf … aber man hat ja Garantie … trotzdem fährt man vorher zum Supermarkt und kauft ein teures Geschenk ein, Cognac beim ersten Mal, bei Wiederholung tut es auch ein guter Rotwein für 15 EUR … als Mitbringsel für den Werkstattmeister … sonst wartest Du 2 Wochen bis jemand den Wagen ansieht … ein NoGo in einer Stadt, wo jeder Weg mit dem Auto passiert …
Den Platz im Kindergarten oder in der guten Schule musst du dir mit persönlichen Gunstbezeigungen oder mit Schmiergeld erkaufen… Zum gestrigen Schulanfang war auch wieder etwas fällig …
Meine Freundin wollte für ihre Tochter auch eine Eigentumswohnung kaufen … und schon über 100.000 EUR bezahlt … der Bauunternehmer meldet aber Insolvenz an, nachdem er Millionen in ein anderes Unternehmen transferiert hat und nötigt die Käufer zu Nachzahlungen in einer Höhe, die sich nicht mehr alle leisten können … also kämpft man in wöchentlichen Verhandlungen, um eine Lösung … geringere Zahlung plus eigener Arbeitsleistung … den offiziellen, juristischen Weg geht niemand, schliesslich weiß man, wen der Bauunternehmer alles bestochen hat und so fügt man sich auch hier …
Einen gewählten Bürgermeister hat die Stadt seit Jahren nicht mehr, es ist normal, dass sich Bürokraten so lange bereichern, bis sie in Ungnade fallen und für 1-2 Jahre ins Gefängnis wandern, allerdings haben sie da schon Millionen ins Ausland geschafft…
Theoretisch gibt es auch erstklassige medizinische Leistungen für alle … doch auch hier geht nichts ohne Extrageld, und in die Praxen der Ärzte sieht man ältere Landmenschen nicht selten mit Fresskörben aus Tomaten, Obst und Gemüse gehen …
Ex-Füchse #365, 22. Juni 2013, um 11:27
Humorlos, wie ich manchmal bin, hatte ich schon Sorge, auch dieser Thread könnte der Spaßgesellschaft zum Opfer fallen. Danke, dass der Weg zurück zur ernsthaften Diskussion gefunden wurde.
Ich glaube, es gibt, von den Arabern vielleicht mal abgesehen, kaum ein Volk, dem gegenüber bei uns derart viele Vorurteile bestehen, wie gegenüber den Russen. Das liegt sicher an den schmerzhaften Erfahrungen, die unsere beiden Völker (D und RUS) im zwanzigsten Jahrhundert durch die beiden Weltkriege und den sich daran anschließenden kalten Krieg miteinander gemacht haben.
In der DDR wurden die Russen von der offiziellen Politik als Freunde gefeiert, aber von den "normalen" Bürgern, wenn ich das richtig beurteile, eben doch als Besatzer wahrgenommen. Und im Westen kannten wir die Russen gar nicht, das heißt, wir haben bis zur Wende kaum je nen leibhaftigen Russen zu Gesicht bekommen. Was wir über jene Menschen wussten, hatten wir von unseren Vätern erzählt bekommen, die während des zweiten Weltkrieges sicher keine positiven Erfahrungen machen konnten (wie auch, die Deutschen waren nun mal die Aggressoren) oder wir bekamen es von der Presse vorgesetzt, die nun mal in großen Teilen auch nicht wirklich russlandfreundlich eingestellt war.
In sofern begrüße ich Stonis Initiative ungemein und hoffe, bald noch mehr von ihm darüber zu lesen.
Stoni, was mir allerdings bisher ein wenig fehlt und was ich mir eigentlich noch erhoffe, sind Berichte über persönlich gemachte Erfahrungen, kleine Erlebnisse, Ereignise, die zeigen, wie die Russen "ticken". Also, wenns nach mir geht, ruhig weniger Zahlen aber mehr Erzähltes.
Stoni, 22. Juni 2013, um 11:27
Wie die Russen Putin sehen: Nationalstolz *************************************
Russland wird durch die innere Stärkung unter Putin wieder als strategischer Partner wahrgenommen, als geopolitischer Konkurrent des Westens, wie es sich bei der amerikanischen Eindämmungspolitik im Rahmen des Kaukasuskrieges 2008 oder den Aufbauversuchen einer Raketenabwehr an den russischen Grenzen zeigte.
Nach diversen, von Russland so wahrgenommenen Brüskierungen und Enttäuschungen seitens westlicher Mächte sucht das Land nun – nach einer zeitweisen Anlehnung an westliche Werte und Produkte – nach eigenen, russischen Wegen. Dies macht sich auch in der Außenpolitik bemerkbar.
Die Vereinigten Staaten intervenierten massiv in Georgien und der Ukraine. Sie unterstützten via NGOs und mit Hunderten von Millionen $ die prowestliche und antirussische Opposition. Der seit 1994 amtierende Präsident Leonid Kutschma durfte laut Verfassung nach zwei Amtszeiten nicht mehr zu dieser Wahl, die allgemein als Richtungswahl für eine West- oder Ostausrichtung des Landes angesehen wurde, antreten. Die Ereignisse um die Stichwahl am 21. November, bei der der als russlandorientiert geltende Wiktor Janukowytsch zum Sieger erklärt wurde, mündeten in die Orangefarbene Revolution, einem mehrwöchigen friedlichen Protest gegen Wahlfälschungen, in dessen Folge nach einem Beschluss des Obersten Gerichts am 26. Dezember 2004 die Stichwahl wiederholt wurde.
Bei dieser Wiederholung wurde der westlich orientierte Wiktor Juschtschenko zum Sieger erklärt.
Ein Trauma für RUS, dass ihr grosser Nachbarstaat sich lossagt, sich dem Westen und der NATO anschliesst, und das durch Milliarden-Hilfe über NGOs aus dem Westen.
Die USA sehen insbesondere Georgien und Aserbaidschan, die beide zur Koalition der Willigen gehören, als einen wichtigen Brückenkopf in der bis nach Zentralasien und Iran angrenzenden Region. In den letzten Jahren haben die Vereinigten Staaten Georgien moderne Militärausrüstung zukommen lassen und in die Ausbildung georgischer Soldaten investiert.
In Tschetschenien und im Kaukasuskrieg 2008 (Georgienkrieg) bewieß Putin Stärke und drängte die USA sowie Seperatisten zurück. Der Kaukasuskrieg bspw. war ein bewaffneter militärischer Konflikt im Kaukasus zwischen Georgien auf der einen und Russland sowie den international nicht anerkannten Republiken Südossetien und Abchasien (der Heimat meiner Freundin) auf der anderen Seite. Der Konflikt wurde auf georgischem Staatsgebiet ausgetragen. Die offenen Kampfhandlungen zwischen Soldaten der georgischen Armee und südossetischen Milizverbänden begannen bereits im Juli 2008 und eskalierten in der Nacht zum 8. August, in der georgische Einheiten eine Offensive zur Rückgewinnung der Kontrolle über die ganze Region begannen. Daraufhin griffen aus dem Nordkaukasus russische Truppen ein, drängten die georgische Armee zurück und drangen bis ins georgische Kernland vor. Bis zum Waffenstillstand am 12. August wurden insgesamt etwa 1.000 Menschen getötet.
Die im Auftrag der Europäischen Union tätige Independent International Fact-Finding Mission on the Conflict in Georgia (IIFFMCG) bestätigte immerhin, Russlands Intervention auf südossetischem Gebiet sei durch das Völkerrecht gedeckt gewesen. Georgien habe den Konflikt ausgelöst.
Die Russen sind auch hier Putin dankbar, dass er den Zerfall der Russischen Föderation Einhalt geboten hat und RUS wieder mehr Stärke verliehen hat.