Seb1904, 03. Oktober 2012, um 16:03
Na ja, in das Hohe Lied auf den Roten Oskar falle ich hier jedenfalls nicht (her)ein.
Dazu:
http://www.welt.de/print-wams/article132163/Wie-Brandt-Lafontaine-auf-Einheitskurs-bringen-wollte.html
Im übrigen wollten, das sei nur am Rande vermerkt, wenn du schon das Grundgesetz bemühst, die Urväter desselben, daß es eine begrenzte Gültigkeitsdauer habe. Der Originalwortlaut des Art. 146 GG vom 23.05.1949:
"Dieses Grundgesetz verliert seine Gültigkeit an dem Tage, an dem eine Verfassung in Kraft tritt, die von dem deutschen Volke in freier Entscheidung beschlossen worden ist."
Ich kann mich nicht erinnern, daß eine solche Beschlussfassung erfolgt wäre.
Ex-Füchse #197, 03. Oktober 2012, um 16:09
zuletzt bearbeitet am 03. Oktober 2012, um 16:21
Noddy.Lafontaine ist doch Links,zieht bei den Linken immer noch die Fäden statt die ehemaligen PDS ler Ost grinss
Und die hübsche Sahra Wagenknecht hat er sich auch "einverleibt" *nochfrechergrins"
Maischberger habe ich heute morgen in der Wiederholung gesehen.
Mit einer These hat Lafontaine aber wieder recht:
Ziel der europäischen Einheit war ja nicht nur der Euro und das wirtschaftliche Miteinander etc,sondern die friedliche europäische Völkervereinigung.Wie man das bis heute politisch gelöst hat,ist leider das Gegenteil eingetreten.
Die europäischen Völker sind heute weiter voneinander entfernt als vor der Einheit Europas.
Seb1904, 03. Oktober 2012, um 16:10
Im übrigen können wir uns gerne darauf einigen, daß von allen Nachkriegskanzlern Helmut Schmidt der fehlerfreiste ist und (vielleicht neben Adenauer) derjenige, der für das deutsche Volk am meisten und nachhaltigsten geleistet hat. Und nichts anderes ist der Auftrag des Kanzlers.
Daß er heute ein elder statesman ist, der mehr Durchblick hat als viele andere in seiner und allen anderen Parteien, ist glaube ich auch unbestritten.
Ex-Füchse #197, 03. Oktober 2012, um 16:17
*Handgeb*
Ich mag halt den Oskar..er prägte schon die jüngste deutsche Geschichte mit.
Und er ist seiner politischen Grundideologie-sein Herz schlägt links-immer treu geblieben.Den Wechsel zu den Linken nehmen ihm viele ehemalige SPD Genossen sowas von übel ...das wird auch im künftigen Bundestagswahlkampf sicher thematisiert.
Seb1904, 03. Oktober 2012, um 16:21
Danke, stoni, für den Blick in das östliche Europa, nach Russland. auch das ist ein nicht unwesentlicher Aspekt der Rückbetrachtung. Es ist wohl ähnlich wie bei Kohl: der Prophet gilt nichts im eigenen Lande!
Wie sieht eigentlich die Bevölkerung der ehemaligen UdSSR den Zerfall ihrer Union? Ist das für die Menschen eher eine Befreiung ihrer Völker gewesen oder ein Verlust an Macht und Möglichkeiten?
und wenn wir in Europa auf dem Weg zu einer "Union der europäischen Demokratien" sein sollten, wird das dann ein Konstrukt, das Bestand haben wird vor der Geschichte? Oder setzen sich einige Eurokraten über den Willen der europäischen Völker hinweg, in Selbstbestimmung gleichberechtigt nebeneinander zu leben? Ich bin der Überzeugung, daß Menschen, die dieselbe Geschichte, dieselbe Kultur, dieselbe Sprache, dieselben Sitten und Gebräuche haben, sich immer zusammengehörig fühlen werden, auch wenn sie in unterschiedlichen Staaten leben. Und andersherum: wenn man nicht dieselbe (Mutter-) Sprache spricht, wird man sich nur schwer zu einer gemeinsamen übergeordneten Heimat gehörig fühlen.
Ex-Füchse #197, 03. Oktober 2012, um 16:39
Den Artikel in der Welt empfinde ich als Frechheit.
Lafontaine und Schröder,beides auch Machtpolitiker,ging es damals primär nur darum in ihren Bundesländern an die Macht zu kommen bzw zu bleiben und waren im Bund als Oposition natürlich gegen die Kohlsche Politik.
Vlt habe ich die Wahrheit aber auch verdrängt gg
Ich war immer,ohne wenn und aber,für die deutsche Einheit bis zum heutigen Tag.
War damals natürlich ganz bei Willy Brandt.
Dann bezog sich mein Erinnerungsvermögen-ohne vorher zu googlen-auf die Kanzlerkandidatur Lafontaines gegen H.Kohl :-)))))
Und ja,Stonis Bericht und Blick in das heutige Russland fand ich auch sehr gut.Danke Micha!
Doc_Jule, 03. Oktober 2012, um 16:44
sorry, Seb, aber das sehe ich doch ein wenig anders. Auch wenn uns Europäer vieles, unter anderem auch die unterschiedlichen Sprachen, unterscheidet, so eint uns doch eine gemeinsame Kultur und Geschichte, in deren Verlauf wir, oft schmerzhaft, lernen mussten, dass ein friedliches Miteinander für alle letzten Endes einträglicher ist, als sich gegenseitig zu bekämpfen.
Gerade Menschen der jüngeren Generation unterscheiden sich kaum noch voneinander und werden immer mobiler. Ich persönlich fühle mich eher als Europäerin als als Deutsche.....
Ex-Füchse #4596, 03. Oktober 2012, um 17:00
Der Weg sich als Europäer zu fühlen is schon nicht schlecht ...geht mir allerdings noch nicht weit genug. Niemand hat Einfluss darauf wo und in welcher Gesellschaft er/ sie geboren wurde. Jeder hat sein Recht auf sein Glück und die Achtung seiner Würde. Da is Europa schonwieder zu regional gedacht.
Ex-Füchse #4596, 03. Oktober 2012, um 17:11
Ich bin auch ein Fan von Gorbi und vielleicht waren Birnes Lügen der einzige Weg so schnell die deutsche Einheit wieder herzustellen.
Lafontaines Weg erschien mir aber durchaus machbar. Wahrscheinlich viel später, dafür auf Augenhöhe ohne das Gefühl des Konkurs für einen Teil unserer Mitmenschen.
Seb1904, 03. Oktober 2012, um 17:40
Da braucht es doch kein sorry, Jule.
Ich unterschreibe jedenfalls den Passus :
".....dass ein friedliches Miteinander für alle letzten Endes einträglicher ist, als sich gegenseitig zu bekämpfen." und bin mir sicher, daß diese Überzeugung alle Menschen in Europa eint.
Für mich aber gilt im direkten Gegensatz zu Deiner letzten Aussage:
Ich fühle mich eher als Deutscher denn als Europäer.
Und ich bin mir relativ sicher, daß das so auch für sehr sehr viele Menschen bei uns, vor allen Dingen aber auch in den anderen Völkern Europas, gilt. Junge Franzosen sind erstmal Franzosen, und dann vielleicht auch Europäer. Denken junge Engländer europäisch?
Doc_Jule, 03. Oktober 2012, um 17:51
@Noddy,
dass alle Menschen gleichwertig sind und den gleichen Anspruch auf ein zufriedenes Leben haben sollten, steht für mich außer Frage. Mir ging es in meiner Aussage in erster Linie darum, dass ich glaube, dass Europäer mittlerweile mehr verbindet als trennt. Ich habe z.B. bei USA-Aufenthalten gemerkt, dass mir der "American Way Of Life" sehr fremd ist, während ich, egal welches europäische Land ich bereist habe (und es waren viele, in alle Himmelsrichtungen) niemals dieses Gefühl des Fremdseins hatte....
Und
@Seb, ja, ich glaube, dass sehr viele junge Europäer (zumindest in den gebildeten Schichten) europäisch denken und fühlen, dies ist nicht zuletzt auch den Schüleraustauschprogrammen und vor allem den neuen Medien und Kommunikationsmöglichkeiten geschuldet.
Seb1904, 03. Oktober 2012, um 17:56
Dann lass uns hoffen, daß es mehr Menschen in gebildeten als ungebildeten Schichten geben möge.
Das suggeriert aber auch ein wenig, daß europäisch zu denken mehr eine Sache der Ratio ist als ein Gefühl.
Doc_Jule, 03. Oktober 2012, um 17:58
Jein, eher eine Sache der Erfahrung, deshalb begrüße ich ja auch die Austauschprogramme sehr...
Seb1904, 03. Oktober 2012, um 18:00
Wir reden von Austauschprogrammen für ein paar Monate?
Wieviel % der Schüler nehmen an sowas teil?
Ex-Füchse #4596, 03. Oktober 2012, um 18:10
Da hatte ich Dich wohl falsch verstanden, Jule. An eine größere Basis für die eigenen Befindlichkeiten hatte ich weniger gedacht.
Doc_Jule, 03. Oktober 2012, um 18:11
zum eigentlichen Thema "Deutsche Einheit" noch eine Anmerkung. Ich hätte mir gewünscht, dass die ganze Sache etwas behutsamer vonstatten gegangen wäre. Mit etwas mehr Gespür dafür, was von der DDR erhaltenswert gewesen ist und mit etwas weniger brachialer "Abwicklung" von Betrieben, die vielleicht weiter hätten existieren können. Ein wenig mehr schauen, ob sich in diesem System vielleicht auch Positives entwickelt hat, was man hätte annehmen können. Und vor allen Dingen hätte ich mir von Herr Dr. Kohl Ehrlichkeit gewünscht, denn niemand kann mir erzählen, dass er selbst an seine Märchen von den blühenden Landschaften in kurzer Zeit geglaubt hat. Auch wenn er vielleicht zu diesem Zeitpunkt richtig und entschlossen gehandelt hat, so hat er doch durch eine Lüge die nötige Rückendeckung dafür bekommen....ich persönlich halte Lafontaines Ehrlichkeit in dieser Frage für anständiger....
Doc_Jule, 03. Oktober 2012, um 18:16
@Seb
in meinem näeheren Bekanntenkreis haben eigentlich alle Kinder an Austauschprogrammen teilgenommen, und zwar nicht nur Gymnasiasten...
Meine 3 Kinder haben an Schüleraustausch mit England, Frankreich und Spanien teilgenommen, und ich bin glücklich darüber, dass sie alle 3 intensive Kontakte zu anderen jungen Europäern pflegen...
Meine mittlere Tochter war gerade für ein Jahr in Dublin und hat dort nach ihrem Abschluss erste berufliche Erfahrungen gemacht....
Ex-Füchse #197, 03. Oktober 2012, um 19:48
zuletzt bearbeitet am 03. Oktober 2012, um 19:49
Danke Jule...Politik ist schon manchmal witzig.Ein ehemailger BRD Linker zieht im Hintergrund immer noch die Fäden bei den Linken ( Lafontaine).Er hat ja auch seine Kandidaten im Amt der Parteivorsitzenden durchgebracht ( Riexinger,Kipping) und ehemalige Ostler haben zZ die höchsten politischen Ämter inne ( Merkel,Gauck)
Aber das Du Dich europäisch fühlst? hmm..kann es sein,das die Menschen in den Ländern,die Du bereist hast,nur so freundlich waren,weil Du als Touri dort Deine Kohle gelassen hast?
Ich habe auch einige Länder bereist u.a. Spanien(Kanaren) oder gerade auch Frankreich(Korsika).Da ist die Ausländerfeindlichkeit sehr ausgeprägt,aber zu mir als Touri waren sie natürlich alle nett lol
Ex-Füchse #11750, 03. Oktober 2012, um 19:55
Dieser Eintrag wurde entfernt.
Ex-Füchse #4596, 03. Oktober 2012, um 20:07
Was wundert Dich da bei Lafontaine? Schröder hat mit der ehemals sozial ausgerichteten SPD durchgezogen was sich selbst Birne nicht getraut hat. Ich habe ihm lange übel genommen, daß er die Brocken hingeschmissen hatte, statt Schröder einzubremsen. Inzwischen sehe ich die neu formierte Linke als die sozialdemokratische Partei. Für die SPD gibt es keine Mehrheiten mehr, mal schaun wann Steinbrück seine Arroganz leid tut, mit der er den Linken jetzt schon eine Absage erteilt.
Seb1904, 03. Oktober 2012, um 20:09
Aus konservativer Sicht ist die Festlegung auf Steinbrück das beste, was der CDU passieren konnte.
Ex-Füchse #4596, 03. Oktober 2012, um 20:12
Wer wäre denn aus SPD- Sicht ne bessere Alternative?
Doc_Jule, 03. Oktober 2012, um 20:49
Jörg, ich bin wohl eher nicht der typische Tourist, sondern versuche, auf Reisen immer möglichst viel Kontakt mit den Bewohnern des jeweiligen Landes aufzunehmen und bemühe mich auch, möglichst wenigstens ein bisschen ihre Sprache zu sprechen.
Von gemeinsamen Angelausflügen mit anschließender Verkostung von Selbstgebranntem in Schweden über unzählige Urlaube bei und mit Freunden in Polen und nächtelangen Diskussionen auf Französisch (das mit steigendem Alkoholpegel immer besser wurde) auf französischen Campingplätzen mit französischen Campern, von langen Abenden mit englischen und spanischen Freunden im jeweiligen Land bis zum gemeinsamen Essen in einem Dorf im Iran reicht die Palette, ich hab sicher noch einiges vergessen. Mein Bekanntenkreis ist wirklich über ganz Europa verteilt, und man erfährt vieles über die Probleme in den einzelnen Ländern, wenn man sich nur auf die Gespräche einlässt. Einige Probleme sind ganz ähnlich wie bei uns, bei anderen bin ich froh, dass wir (noch?) über ein einigermaßen intaktes soziales Netz verfügen....und ja, ich fühle mich, nach jeder dieser Erfahrungen mehr, als Europäerin. Im Moment führe ich viele Gespräche mit Menschen, die nicht unserem Kulturkries angehören, mit Kunden, die aus der Türkei, dem Iran oder Afghanistan stammen und via facebook mit einigen tunesischen Tiermedizinstudenten. Es gibt nichts spannenderes, als Menschen....
Ex-Füchse #197, 03. Oktober 2012, um 20:52
zuletzt bearbeitet am 03. Oktober 2012, um 21:11
Krachi..ist ncht auf meinen Mist gewachsen,haben mir Deutsche erzählt,die dort leben,als ich mich lobend über die Kanaris geäussert habe.
Und die Korsen sind ein Volk für sich,stolz,stolzer geht es nicht.Die haben selbst auf die Festland Franzosen einen Hals,obwohl sie auf deren Kohle angewiesen sind.
Das aber ist denen egal,die eigene Unabhängigkeit ist denen viel wichtiger.Lieber verhungern,aber frei sein gg
Stimmt Noddy,von Schröder bin ich nach der AGENDA2010 aus Verärgerung auch zeitweilig abgerückt.Nicht wegen der Reform,sondern weil sie zu krass und sozial zu unausgewogen war.
PS Der heutige Erfolg der Agenda,auch die Zeitverträge (kam auch von Schröder ) der gute Arbeitsmarkt bzw die relativ wenigen Arbeitslosen geben Schröder nachträglich allerdings recht !
Und mit der Wirtschaft konnte er am Ende seiner Kanzlerschaft auch mehr als gut gg
Das war am Anfang gänzlich anders.Als Schröder unter rot-grün als Kanzler antrat,rümpften die meisten Wirtschaftsbosse doch arg die Nase gg
Danke Jule !! Menschen spannend,stimmt zu 100 %
Stoni, 03. Oktober 2012, um 22:04
Seb, ja wahrscheinlich fehlt mir und vielen anderen die historische Distanz, um Kohl fair zu beurteilen, dafür haben wir zuviel mitbekommen.
DIE Russen gibt es natürlich nicht, bei einem Land über 11 Zeitzonen und 9.500km ... Ich habe viele Menschen kennengelernt, die der demokratische Wandel (fast) nur Nachteile gebracht hat. Dort heisst es auch Dermokratie (дерьмо=dermo=scheisse). Und im Gegensatz zu den jammernden Ex-Stasi-Funktionären in Marzahn kann ich sie auch gut verstehen.
Einige bedauern den Macht- und Bedeutungsverlust. Die Mehrheit aber leidet schlicht im Alltag durch den Wegfall früherer sozialer Selbstverständlichkeiten.
Was sollen die Menschen auch mit Demokratie, wenn nahezu all ihre Polizisten, Beamten, Ärzte und Politiker hochkorrupt sind (über 300Mrd jährlich EUR nicht Rubel) ... sie für alles von Schule, Arzt, Ämter, Gerichte zahlen müssen?
Was wollen sie mit Reisefreiheit, wenn sie sich abends kaum noch auf die Strasse trauen können? Gewonnen haben nur die Oligarchen, knapp 8% vielleicht, die 92% von Russlands Vermögen einkassiert haben. Und sich Rechte rausnehmen, die unvorstellbar sind. Bis letztes Jahr sind zB in Moskau 1.200 reiche Privatleute mit einem "legal gekauften" Blaulicht an den Staus vorbei gerast ... vertuschte Tote inklusive...
Rund 50-70% geht es wohl nicht wesentlich besser oder schlechter als in der UdSSR ... aber der Rest hat in einem Schweine-Kapitalismus jede Grundversorgung verloren. Hunderte Babuschkas müssen am Strassenrand mit dem Gemüse ihres Gartens ihre Rente verdienen...
Umso bemerkenswerter ist, wie warmherzig, sozial und lebensfroh gerade die einfachen Menschen dort sind. Ich war oft sehr berührt ... unglaublich mit welcher Menschenliebe sogar die Alten des heutigen Volgograd mich, den Deutschen, ausgerechnet am 70. Jahresfest der Schlacht von Stalingrad in ihren Reihen willkommen geheissen, mich eingeladen haben, sogar zum gemeinsamen Tanz ... So entsteht Nähe und Ländergrenzen werden obsolet.