Liebe Füchse,

da im Forum jetzt schon häufiger nach Hilfen für Hochzeiten verlangt wurde, habe ich diesbezüglich ein paar Zeilen verfasst, in der Hoffnung, dass das Spielniveau auf dieser Plattform einen weiteren Schub bekommt.

Der Leitfaden beinhaltet Aspekte für Anfänger, wie auch für Fortgeschrittene.

Da die Hochzeiten ein wichtiger Bestandteil vom Doppelkopf sind, sie sehr häufig vorkommen, und meistens viele Punkte erzielt werden können, erhoffe ich mir, dass dieses Potenzial auch in Zukunft häufiger und besser genutzt wird.



Leitfaden:

Begriffe:

Dulle bedeutet Herz10.
Blaue bedeutet Pik-Dame.

Allgemeines:
Eine Hochzeit kommt im Doppelkopf sehr häufig vor (23,404%), also fast jedes vierte Spiel. Die Hochzeit gewinnt häufig die Spiele (zu ca. 83%), weshalb es natürlich das oberste Ziel sein sollte, mit der Hochzeit zusammen zu spielen.

Verhalten der Braut: ( im Besitz der beiden Kreuz-Damen)

1. Partner über Trumpf suchen:
Als Braut möchte man natürlich den stärksten Partner an seiner Seite wissen.
Daher ist es fast immer sinnvoll den Partner über Trumpf zu suchen, da hierdurch eine Dulle aus dem Spiel genommen wird und die Trümpfe der Braut so aufgewertet werden.
Außerdem bekommt man mit eigener Dulle bei der Fehlheirat nur zu 1/3 die 2. Dulle, bei der Trumpfheirat aber zu 2/3 weitere Asse.

2. Partner über Fehl suchen:
In der Regel sollte man selten den Partner über Fehl suchen. Hier sind aber einige Situationen, wo es sinnvoll ist, dies zu tun:

a. Man ist extrem Trumpfstark (z.B. Doppeldulle und 9 Tr.)
Hier sollte man dann eine Fehlfarbe vorspielen. Das Blatt ist so stark, dass man kaum noch Unterstützung in Trumpf braucht und daher lieber den Partner sucht, der viele Fehlasse hält.

b. Man ist extrem Trumpfschwach (z.B. nur 4 Trumpf)
Hier kann man dann den Partner auch gut über Fehl suchen, anstatt noch kürzer in Trumpf zu werden. Außerdem kannst du die Kreuz-Damen dann noch ein wenig variabler spielen und bist nicht gezwungen sie sofort legen zu müssen.

c. Wenn man von einer schwarzen Farbe vier Karten hält (z.B.10,K,K,9) kann man auch die 10 vorspielen anstatt Trumpf, weil es hier sehr viele Möglichkeiten gibt, die sehr schlecht für einen sind.

Beispiele:

- Mein Partner hat selber drei Pik. Jetzt können schon drei Pik-Fehlstiche an die Gegner gehen, sofern mein Partner es nicht schafft Pik loszuwerden. Dies kann häufig spielentscheidend sein.
- Mein Partner hält zwei Pik. Wenn ein Gegner jetzt As,x oder As,As hält, kann dies sehr gefährlich sein, weil die Gegner beide Pik-Stiche kontrollieren und sie gleichzeitig zwei Fehlabwürfe kriegen, die spielentscheidend sein können.

d. Man hält Herz As,K,K,9,9: Hier kann man dann eher das Herz-As vorspielen, weil sich womöglich ein Doppelkopf ergibt oder ein Fuchs gefangen werden kann.

e. Der erste schwarze Fehlstich lief mit As,9,9,K und du hältst noch 10 und K:Hier sollte man die 10 vorspielen, weil noch zwei Volle Pik im Spiel sind und die Chance auf einen Doppelkopf sehr groß ist.

3. Im 1.Stich wird die Braut auf Fehl angespielt, die sie nicht bedienen muss:

Herz: Wird Herz angespielt und du hast kein Herz, MUSST du diesen überstechen.
Herz-As spielt man nur an, wenn man keine Dulle hat, oder nur ein schwarzes As mit 3 Nebenkarten.
Dieser Partner ist also fast immer der schwächste. Auch wenn man auf einer schwarzen Farbe angespielt wird, sollte man diesen Stich übernehmen und Trumpf nachspielen, weil der Anspieler selten im Besitz einer Dulle ist.

Bräutigam: (Der Spieler ohne die beiden Kreuz-Damen)

4. Man sollte in der Regel mit der Dulle einheiraten.

5. Wenn man nicht in Besitz der Dulle ist, nimmt man das kürzeste As. Bei Pik As, 9 und Herz-As nimmt man natürlich das Pik-As, weil dort noch die meisten Restkarten in gegnerischer Hand sind (As,10,10,K,K,9), während es bei Herz nur (A,K,K,9,9) sind.

6. Hält man eine Dulle und ein blankes As, sollte man das blanke As vorspielen, damit man die Trumpfhoheit behält und das blanke As eher selten abgestochen wird (natürlich gilt dies nur bei schwarzen Assen). Hierbei ist die Position sehr wichtig. Wenn ich direkt hinter der Braut sitze, ist die Dulle nicht so viel Wert, als wenn ich an Position 3 oder 4 sitze. Sitzt du also hinter der Braut, kannst du auch die Dulle dem blanken As vorziehen.

7. Hält man eine Dulle und ein einfach-besetztes As, gehen die Meinungen noch stark auseinander. Manche halten es genauso wie bei einem blanken As und andere nehmen jetzt immer die Dulle, um sicher mit der Hochzeit zusammen zu spielen.

8. Man sitzt hinter der Hochzeit an Position 2 und wird von der Braut auf einer schwarzen Farbe angespielt, die man nicht bedienen muss:

In dieser Situation kommt es darauf an, ob man eine Dulle hat, oder nicht.
Hat man keine Dulle, muss man natürlich die angespielte Farbe abstechen, um mit der Hochzeit zusammen zu spielen.
Hat man eine Dulle, sollte man einen Fehl abwerfen. Die Braut weiß jetzt, dass man eine Dulle hat und ist dazu verpflichtet, Trumpf zu spielen.

Vorteile:
1. Man kann einen Fehl loswerden und damit womöglich eine andere Fehlfarbe zusätzlich kontrollieren.
2. Man behält seine Trumpflänge.
3. Der Ansagezeitpunkt wird nach hinten verlagert.

9. Man sitzt hinter der Hochzeit an Position 3 oder 4 und wird von der Braut auf einer schwarzen Farbe angespielt, die man nicht bedienen muss:
Hier gibt es jetzt 3 Möglichkeiten:

a. Man hält beide Dullen. Dann kann man einen Fehl abwerfen, allerdings ohne Zögern. Die Braut muss dann Trumpf nachspielen.
b. Man hat keine Doppeldulle, aber einen Single in Fehl. Dann kann man diesen Single MIT ZÖGERN abwerfen. Die Braut sollte jetzt die Fehlfarbe nachspielen, von der noch am meisten Restkarten in gegnerischer Hand sind. Meistens also die abgeworfene Farbe.
c. Man hat weder Doppeldulle, noch einen Single in Fehl. Hier kann man dann nur einstechen und direkt einheiraten.

10. Aufspielkonventionen:
Aufspielkonventionen sind logisch herleitbar und wurden von Leuten aus Essen, im sogenannten Essener System, zusammengefasst.
Bei diesen Konventionen ist es wichtig, dass man über eine gewisse Trumpflänge (mind. 7) verfügt, weil sie hauptsächlich darauf abzielen, die Gegner Trumpfleer zu spielen.

Allgemein gilt:
Je trumpflänger man ist, desto besser ist es den Ansagezeitraum nach hinten zu verlagern.

Aufspiel Braut (Im Besitz der beiden Kreuz-Damen)

11. Aufspiel einer Kreuz-Dame bedeutet:
Ich habe Doppeldulle und werde Trumpf nachspielen.
Ein Spieler an Position 2 sollte schmieren, wenn er eine Blaue hat, weil er im nächsten Stich mit der Blauen einheiraten kann. An Position 3 oder 4 braucht er beide Pik-Damen.

12. Aufspiel einer Blauen oder einer Dulle bedeutet:
Ich habe eine Dulle und werde hiernach wieder Trumpf spielen.
Der Spieler mit der zweiten Dulle sollte einen Karo-Vollen reinbuttern, da er im nächsten Stich über Trumpf angespielt wird.

Aufspiel Bräutigam (ohne Re-Dame)

13. Aufspiel einer Karo-Zehn oder eines Karo-Asses bedeutet:
Ich habe Doppeldulle.
Die Braut muss den Stich jetzt mit einer schwarzen Dame sichern und anschließend Trumpf zurückspielen. Der Ansagezeitpunkt wird hierdurch nach hinten verlagert, außerdem kennen die Spieler die Hand des Partners jetzt genauer, wodurch häufig höhere Absagen getätigt werden können.

14. Aufspiel einer Pik-Dame bedeutet:
Ich habe Doppeldulle.
Die Braut darf jetzt NIE die Kreuz-Dame benutzen, um die Pik-Dame zu überstechen.

15. Abfragemöglichkeiten bei der Hochzeit:

Ziel im Doppelkopf sollte es immer sein, ein Spiel möglichst gut auszureizen, also eine möglichst hohe Zahl an Punkten zu erzielen. Dies ist häufig nur möglich, wenn man seinem Partner möglichst viele Informationen über seine Hand geben kann und andersherum viele Informationen über die Hand des Partners bekommt. Dies führt häufig zu höheren und sichereren Absagen und damit auch zu mehr Punkten.
Abfragen gelten anders als im Normalspiel immer nur dem höchsten noch ausstehenden Trumpf.
Bei einer offenen Dulle, wird also immer nach dieser gefragt, NIE nach Fehl. Sind beide Dullen noch offen (z.B. bei einheiraten über schwarzes As), wird immer nur nach einer Dulle gefragt, nicht nach beiden. Dies sollte man allerdings nur machen, wenn man ein Blatt hat, dass noch über ein paar Stärken verfügt.



An dieser Stelle möchte mich bei den Leuten bedanken, die mich hierbei unterstützt haben.
Hierbei sind Evilnephew und Stoni zu nennen, die mich noch auf viele Dinge hingewiesen haben, die man noch ändern oder hinzufügen konnte.
Und Makri, der am Anfang viel zu den Konventionen geschrieben hat, wodurch ich einiges übernehmen konnte.

VIELEN DANK !!!



In der Hoffnung, dass es den lesenden geholfen hat,
verbleibe ich mit Lieben Grüßen,
J.V.S

Super Zusammenfassung, Guy. So langsam braucht es wirklich mal ein Fleißbienchen, die die ganzen tollen Leitfäden in nen Wiki packt oder hier irgendwie gut abrufbar zusammenfasst.

Eine Frage hab ich zu der Situation, die wohl am meisten diskutiert wird. Einheirat und Abfrage mit der Braut (mit den Kr Damen) an Pos. 2.

Ich spiel den auch, wie Du beschrieben hast, alleinig mit Abfrage nach Dulle. Allerdings eher, um eben Missverständnisse zu vermeiden. Spieltaktisch betrachtet würde ich es jedoch zumindest bei Einheirat mit schwarzem As als sinnvoller betrachten, danach zu fragen, ob 2te schwarze Farbe oder Herz angeschoben werden soll (bei Antwort Herz, weil Abweichung vom Nomalspiel, bei keiner Antwort 2te schwarze Farbe weil Normalspiel).

Wie wird denn das derzeit in der Spitze gehandhabt (z.B. BuLi)?

Prima, so langsam kommen wir in Richtung DoKo-Schule ;-) Danke Guy.

Ich kenne auch nach Einheirat mit schwarzem As keine Abfrage auf HerzAs. Ich kenne nur bei vorzeitigem Re des HZ den Wunsch nach Herz-Anschub.

Vorzeitiges Re von Braut an 2. ist ja das nächste heiße Eisen. Aus der Praxis weiß ich zumindest, dass diese beiden Konstellationen sehr "individuell" behandelt werden.

Deshalb ja meine Frage was da derzeit "Trend" ist. Im Hinblick auf Spieloptimierung erscheint es mir bei Einheirat mit schwarzem As als sinnvoller nach nächstem anzuspielenden/anzuschiebendem Fehl zu fragen als nach Dulle. Allerdings natürlich nur, wenn man sich auf die Konvention auch verlassen kann.

Leider gibt es keinen Trend. Ich persönlich spiele es immer noch nach ES, aber mit mir im Verein noch 2-3 Hansels. Für mich gilt immer noch: Einheirat mit schwarzem As und vorzeitigen Re an 2. ist Herz! So ist es im ES beschrieben und so erscheint es mir auch logisch. Es gilt eben nach Einheirat mit Fehl zunächst die Fehl zu klären.

Ich kenne Leute (Buli-Spieler) die sagen: Vorzeitiges Re ist immer die andere schwarze Farbe oder bei Trumpfeinheirat Kreuz. Vorzeitiges Re ist immer Trumpf. Es gibt da nichts, was man aufschreiben kann, außer die Vorschläge des ES.

Und: Es gibt immer noch das "Hochgeschwindigkeits Re" als Aufforderung Trumpf zu spielen. Aber da wird mir dann doch zu schwindelig.

is ja toll^^

vorzeitiges re an pos. 2 ist für mich immer herzanspiel, denn ansonsten käme automatisch die zweite schwarze farbe (logisch) und ich will was anderes sehen als das normale

Na wenigstens noch einer, der das so spielt.

Ähem
"Ich kenne nur bei vorzeitigem Re des HZ den Wunsch nach Herz-Anschub."

Ja, Du sowieso ;-). Ich kenne auch die Frage nach schwarzer Einheirat: "Partner soll ich schwarz anschieben oder Herz".

Was sagt dir dann das Schweigen bzw. das Re?
Da brauchst du aber schon ein ganz schön starkes Tr-Blatt für...

was habe ich denn anderes geschrieben michael? wenn über schwarz eingeheiratet wurde und hochzeiter sitzt direkt links kommt automatisch die andere schwarze farbe, sagt er aber ein sofortiges re, heißt es ganz einfach, spiel die zweite schwarze farbe nur, wenn du ein gangbares ass davon hast oder schiebe herz, welchen sinn soll sonst das sofortige re haben? dass ich die zweite schwarze farbe spielen soll, kann es nicht sein, denn die kommt automatisch, das schweigen heißt doch einfach spiel den normalen weg und ich sage das re, wenn du mich auf zweiter schwarzen farbe triffst oder ich überlege, ob ich es trotzdem sage, weil ich stark genug bin

Klingt für mich onlogisch, das vorzeitige Re fordert den Partner auf, das Spiel sofort abzugeben. Für Herz mit den Gegnern dahinter?

Da wird das mögliche Pikas des Partners verhindert, das macht nur in wenigen Ausnahmefällen Sinn.

Vorzeitige Ansagen dienen für mich immer der Spiellenkung.
Aus dieser Erkenntnis lassen sich alle Konventionen bezüglich vorzeitiger Ansagen logisch Ableiten, wie HDF schon an diesem Beispiel deutlich gemacht hat.

Interessieren würde mich noch folgendes: Ich heirate vor dem Hochzeiter mit Dulle (oder Herz-Ass) ein. Der hinter mir sitzende Hochzeiter brüllt dann sofort RE. Laut ES heißt das ja dann, dass er über eine Dulle und lauffähiges (schwarzes) Ass verfügt. Ich es also tunlichst vermeiden sollte, Fehl an ihm vorbeizuschieben. Wird das auf Turnieren tatsächlich immer so gespielt?

Dann habe ich eine Frage!
#7.453.330
Ist mein Trumpfnachspiel nun korrekt gewesen oder nicht?
Ein Mitspieler erklärte mir, dass er pik- Nachspiel gefordert hat, weil er sich auf mein Herz abgesetzt hat.

(Sorry Bildchenwerfer...wollte dir nicht dazwischenquatschen, hat sich überschnitten^^)

Dein Nachspiel war nicht korrekt.
"b. Man hat keine Doppeldulle, aber einen Single in Fehl. Dann kann man diesen Single MIT ZÖGERN abwerfen. Die Braut sollte jetzt die Fehlfarbe nachspielen, von der noch am meisten Restkarten in gegnerischer Hand sind. Meistens also die abgeworfene Farbe."

Ok, überlesen! Danke.

Nö noddy,
hdf sagte doch: spiel die zweite schwarze farbe nur, wenn du ein gangbares ass davon hast oder schiebe herz.
das hilft einem doch auch bei einer möglichen Entscheidung für die Farben.

Die Ansage forciert.

HDF, wir sind überein, ich habe Manne geantwortet.

84, ich erlebe es so, ja.

Guy, das Nachspiel von Felu war nicht so unkorrekt. Der schwarze Abwurf mit Zögern beschreibt erstens eine kaum gespielte ES-Konvention und zweitens eine, die noch weniger auf HerzAs Anwendung findet, sondern Abwurf eines schwarzen Singles auf ein anderes schwarzes As (schwarze Farbkontrolle), das also sowohl Kreuz- als auch Pik-Nachspiel erlaubt. Kreuz-Nachspiel bringt hier ja auch nix.

Im Übrigen setzt der Abwurf eine Tr-Länge >8 voraus, die nicht gegeben ist. Ok Dulle, könnte das ausgleichen... aber 4er KrAs ist auch nicht gerade Kr-Kontrolle...

Hätte auch Trumpf nachgespielt!
8.4s ohne aktivierte Wolke würden mich nich auf eine so selten angewandte Konvention schließen lassen...

Nochmal zurück auf meine Frage. Mal angenommen, es kommt von Pos. 2 kein vorzeitiges Re. Das kann ja verschiedenste Gründe haben, u.a. dass die Blattstärke einfach nicht reicht für ein Re an sich.

Der Bräutigam (ohne Kr Damen) fragt von Pos. 1 ab. Ist das nach herrschender Ansicht (unabhängig von der Art der Einheirat) zwingend die Frage nach Dulle?

Nach ES macht es keinen Unterschied ob (in diesem Fall) der Hochzeiter selbstständig eine Ansage macht oder der Einheiratende fragt. Die Regel ist:

a. Einheirat mit einem schwarzen As: Re == Herz, Keine Ansage ist die andere schwarze Farbe schieben.

b. Einheirat mit Dulle oder Herz As: Re == Trumpf, Keine Ansage ist Anschub in einer schwarzen Farbe.

So wirklich überzeugt bin ich nicht.

http://www.online-doppelkopf.com/spielverlauf.php?id=27008025

Eigentlich habe ich meinem Partner die Möglichkeit genommen selbst anzusagen. Nur um die Chance auf den Herzstich zu sichern, der uns doch schon gehörte.