Seb1904, 05. Februar 2012, um 17:41
Hallo zusammen,
ich bekam heute eine ziemlich persönliche PN einer Userin, deren Inhalt hier nichts zur Sache tut.
Über meine Antwort allerdings habe ich seitdem länger nachgedacht und würde mich freuen, wenn der ein oder andere seine Sichtweise dazu darlegen könnte.
Zitat Anfang:
"Ich glaub ich bewerte "Freundschaften" in Foren und Netzwerken schon genau richtig. Vor facebook war es ein hoher und seltener Wert, eines Freundes Freund zu sein (siehe Schiller). Heute geht sowas per Mausklick, ohne dass man weiss, wie der andere wirklich heisst oder aussieht - geschweige denn wie er tickt und denkt. Und genauso schnell wird "defriended".
Meine Welt ist das nicht.
In meiner "Freundesliste" sind im FT demzufolge alle die, mit denen ich gerne am virtuellen Tisch sitze und DoKo spiele. Ich kenne niemanden davon persönlich (glaube ich. Und dieser Einschub macht das Ganze eher noch zweifelhafter - Man weiss noch nichtmal, ob man sich kennt...).
Das hat mit irgendeiner Art von "Enttäuschung" so gar nichts zu tun. Nur mit persönlicher Zurückhaltung, der im Internet grundsätzlich gebotenen Vorsicht und der Überzeugung, dass ich mir meine Freunde doch gerne auf anderen Wegen suche.
Natürlich gibt es auch hier einige, mit denen ich noch lieber am Tisch sitze als mit anderen. Du darfst Dich gerne dazuzählen.
Mehr aber auch nicht.
Liebe Grüsse,
Seb"
Zitat Ende
Vielleicht gehts hier auch mal ohne die sonst übliches "funnies", für die ich zugegebenermaßen ja auch gerne zu haben bin...
Danke.
Seb.
Doc_Jule, 05. Februar 2012, um 18:21
"Freundschaft" im Netz, egal ob im FT, Facebook oder wo auch immer, hat für mich einen ganz anderen Stellenwert als Freundschaft in der Realität. Insofern teile ich deine Einstellung.
Trotz allem habe ich hier inzwischen durch glückliche Fügung auch Menschen gefunden und persönlich kennen gelernt, auf die ich diesen Begriff gern anwende.
Lottospieler, 05. Februar 2012, um 18:31
Es ist sehr kritisch jemanden nach den Eindrücken zu bewerten die man hier gewinnen hat, sie sagen für mich viel zu wenig. Weder das was einer schreibt hier noch wie er sich am Spieltisch verhält hat im geringsten Aussagekraft was für ein Mensch derjenige wirklich ist.
Solange mein Bild von demjenigen nicht durch Vorurteile geprägt ist kann mir erst das 'Auge in Auge' Gewißheit verschaffen.
IngoKnito, 05. Februar 2012, um 18:44
Hallerseits,
Grundsätzlich gebe ich Dir, seb, recht: Der Begriff ist arg strapaziert.
Auf der anderen Seite: Ich denke, es ist ebenso eine Illusion, dass es zwischen denen, die sich abseits der Tische hier per Wortmeldung zeigen, nicht auch Beziehungen (im weiteren Sinne) gäbe:
Wenn mir eine Person auffällt, entwickele ich auch eine Einschätzung von ihr - das läuft unwillkürlich ab. Und dann gibt es in einer ausreichend großen Gruppe natürlich die ganze Bandbreite von "unangenehmer Mensch" über viele "unbeschriebene Blätter" bis zu profilierteren Nicks mit Attributen ("humorvoll", "bemüht", "sachkundig", ...) und durchaus nicht wenige, die ich gerne mal live sehen würde.
Was jetzt nicht heißt, dass ich ohne Anlass großen Aufwand dafür triebe ... und das "Freundschaft" zu nennen, ist natürlich irgendwo daneben - wenn man es wörtlich nimmt, eine Herabsetzung meiner 2-3 erprobtesten ... ja, Freunde.
Aber "sympathisch", "interessant" und durchaus auch "vertrauenswürdig" - das geht schon.
Hinter den schwarzen Buchstaben sitzen Menschen!
Seltsam, 05. Februar 2012, um 18:56
es gibt für mich nicht die unterscheidung real und virtuell (online), denn online ist keine parallelwelt perse - manche machen sie dazu, aber grundsätzlich ist online einfach nur ein teil unserer realität. also gibt es echte freundschaften, liebschaften, feindschaften - eben alles, was das leben so hergibt .
Seb1904, 05. Februar 2012, um 19:41
Es geht mir sowohl um das Wort und noch vielmehr um den Wert, der dahintersteht. Mein Empfinden ist, dass mit dem inflationären Gebrauch des Wortes "Freundschaft" auch die Wertschätzung dieses Begriffes abgenommen hat. Zwischen "Freund" und "Feind" ist noch viel Platz, z.B. für Spielpartner, Kollege oder Parteifreund.
Vielleicht fühle ich hier auch unsere Sprache vergewaltigt, indem einem so gewaltigen Wort eine so leichte Bedeutung zugedacht wird. Ich liebe die im Deutschen übliche Unterscheidung zwischen "Du" und "Sie" und bin wahrlich kein Freund des im Netz allgemein verwendeten "Du".
Und ich tue mich tatsächlich äusserst schwer mit der Vorstellung, dass das virtuelle Leben so sein sollte wie das richtige. Ich habe nicht das Gefühl, ein unvollständiges Individuum zu sein, auch wenn ich bis heute nicht über ein facebook-Konto verfüge. (zumindest über keines, was auf mich irgendwelche Rückschlüsse zuliesse. Ganz ohne geht ja schon gar nicht mehr. Man muss ja doch das ein oder andere mitlesen. Auch da habe ich allerdings keine "Freunde").
Alles nicht so wichtig, eigentlich.
Hauptsache, morgen ein schönes Solo.....
Brownie, 05. Februar 2012, um 20:16
Seb, Du hast da eine sehr sehr sympathische Einstellung was das ganze Thema angeht, finde ich.
Ex-Füchse #365, 05. Februar 2012, um 20:19
Es gibt sie, die Freunde, die ich durchs Internet kennen gelernt habe.
Diese Menschen sind mir ans Herz gewachsen und wichtig für mich. Ihnen gegenüber empfinde ich etwas.
Aber das sind eben nur einige, ich kann sie noch an den Fingern meiner beiden Hände abzählen.
Und dann werfe ich einen Blick in meine FT- Freundesliste, auf der sich aktuell auf 139 Namen befinden. Manche davon sagen mir nichts. Bei einigen weiß ich überhaupt nicht mehr, wie sie auf die Liste geraten sind. Und von vielen kenne ich nur den Nick, habe keine Ahnung, wie der Betreffende eigentlich richtig heißt, ob es sich dabei um Männlein oder Weiblein handelt, wie alt derjenige ist, ob er Familie hat, was er von Beruf ist, ob er reich ist oder arm...
Irgendwie hat das mit Freundschaft doch wenig zu tun, oder?
Ich sehe es daher ein wenig wie Seb, all diese Leute als "Freunde" zu bezeichnen wertet den eigentlich ja so wunderbaren Begriff ab. Freundschaft ist etwas ganz unglaublich Schönes und kommt für mich in der Rangliste der Wichtigkeit gleich nach Liebe. Aber ein solches Gefühl verbindet mich niemals mit 139 Menschen.
Kairos, 06. Februar 2012, um 14:33
Ich empfinde das ähnlich wie Seb, weil das Wort Freund für mich eine herausgehobene Bedeutung hat und in Zeiten von facebook inflationär an Wert verliert. Ich transferier es für mich in den Begriff 'Bekannte'. Klar spiele ich gerne mit bestimmten Kandidaten und mag zum Beispiel deren im Chat geäußerten Humor, aber es ist alles virtuell und etwas anderes als Freundschaft im realen Leben.
Das ist es auch, was mir ein wenig Sorgen macht, wenn ich das jüngere Volk sehe. Wenn die eigene Bedeutung und der eigene Wert abhängt von der Anzahl der Freunde in facebook, wird die Luft dünn.
Charlottchen, 06. Februar 2012, um 17:47
Ich finde es zum Teil einfach nur lächerlich wen manche schon als ihre Freunde bezeichnen, einmal beim Feiern miteinander gequatsch schon ist man befreundet... Naja soll jeder machen wie er meint...
Ich finde Freundschaft ist neben Liebe eines der wichtigsten Dinge im Leben, für mich persönlich sogar noch wichtiger als Liebe, denn wenns mit der Liebe schief läuft, dann sind immer noch die Freunde da die einen wieder aufbauen.
Wenn ich dann teilweise von Leuten höre die bei Facebook 800+ Freunde haben, find ich das wirklich nur noch lächerlich... Was bedeutet Freundschaft denn dann noch?
So, das ist meine Meinung zu dem Thema :P
Ex-Füchse #19877, 06. Februar 2012, um 18:22
wer allen ernstes die "freundschaft" auf social networks im weitesten sinne mit der realen freundschaft verwechselt, kann nit ganz mit dem klammerbeutel gepudert sein:-).......hier nehm ich nahezu jeden und jede..........im realen leben aber doch nicht ernsthaft......
in diesem sinne
Ex-Füchse #38854, 06. Februar 2012, um 18:44
Es ist meiner Meinung nach eine Frage der Definition des Wortes Freundschaft... Wie willst denn die Dir sympathischen Füchse titulieren? Kollege? Bekannter? mir wohlgesonner Online-Dokospieler? :-) Letzeres als Button, da wäre ja der ganze Bildschirm voll... :-D
Freundschaften können wiegesagt auch über das Internet entstehen....
Charlottchen hat recht: Nicht jeder, der mal im Bus neben mir gesessen hat, ist gleich mein "Freund"....
So richtig "wahre" Freunde? Ich glaube, die hat jeder Mensch nur sehr wenig... Denn wieviel Freunde hat man denn, wenn es einem mal dreckig geht, wieviel sind "Schön-Wetter"-Freunde?
Also die Zahl meiner absoluten "dick-und-dünn-Durchhalte"-Freunde ist im niedrigen einstelligen Bereich.... :-)
Was ich lächerlich finde, ist, daß man gleich "Freund" ist, wenn man in sozialen Netzwerken jemanden als "Bekannt" anklickt! :-)
Eine Schulfreundin, die ich 30 Jahre nicht mehr gesehen habe kann ich ja wohl kaum als "Freundin" titulieren... :-)
Alles in allem ist dieser Threat hier hochphilosophisch... Und wie bei allem, was mit Philosophie zu tun hat, da gibt es nicht DIE Antwort....
... so, ich hab jetzt genug wieder den Oberlehrer raushängen lassen.... :-)
fritz9000, 06. Februar 2012, um 20:18
Es ist doch ganz einfach,hier geht es nicht um Freundschaften im wörlichen Sinn,wie schon geschrieben gibt es echte Freunde nur selten.Hier gehts nur um eine geeignete Kennzeichnung für gewisse Personen, mit denen ich gern spiele,oder die mit mir gern spielen.
Ex-Füchse #15089, 06. Februar 2012, um 20:27
Ich bin nicht bei Facebook, Studi-Vz oder sonst was. Finde es auch mittlerweile traurig, wie sich ein Großteil der Menschheit bzw. unsere Wichtigkeiten im Leben entwickeln.
Was Freunde sind, wissen hoffentlich die meisten hier. Hier noch ein kleiner Clip zu Freundschaft,Facebook...
http://www.youtube.com/watch?v=C2h4bK5Thy4
Ex-Füchse #439, 07. Februar 2012, um 11:13
ich sag da nix zu, aber die wirklichkeit was freunde an geht sieht sehr traurig aus.
Charlottchen, 07. Februar 2012, um 19:19
Naja ich glaube so traurig sieht das jetzt auch nicht aus...
Also bei mir und in meinem Freundeskreis ist es so, dass wir doch noch alle wissen, wer wirkliche Freunde sind und welche nicht...
Klar gibt es welche die nen kompletten Realitätsverlust haben und sich über ihre Online-Freunde identifizieren aber das dürften die wenigsten sein (hoffe ich zumindest)
sashimi, 07. Februar 2012, um 20:06
zuletzt bearbeitet am 07. Februar 2012, um 20:08
Es gibt sie, die Freunde, die ich durchs Internet kennen gelernt habe.
Diese Menschen sind mir ans Herz gewachsen und wichtig für mich. Ihnen gegenüber empfinde ich etwas.
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jo unsere berliner Runde wäre ohne das Internet und Selles Engagement nicht entstanden!rundherum.Nette Leute rundherum.
Aber waren wir zuerst nicht ohne Selle unterwegs?
Mit Hermine und co?
Ex-Füchse #365, 07. Februar 2012, um 20:19
zuletzt bearbeitet am 07. Februar 2012, um 20:20
Ja, und ich finde es auch sehr schade, dass sie (Hermine) völlig abgetaucht ist.
Es gibt aber durchaus auch noch ein paar andere Leute, die ich erst im FT kennen gelernt habe und die ich nicht mehr missen nmöchte.
Doc_Jule, 07. Februar 2012, um 21:44
geht mir ebenso, uns verbindet, wie wir festgestellt haben, viel mehr als nur die Liebe zu diesem bekloppten Spiel :-)
Ex-Füchse #365, 07. Februar 2012, um 23:15
zuletzt bearbeitet am 07. Februar 2012, um 23:15
Ja, Jule! Und Kvothe
((((((Jule))))))
((((((Kvothe))))))
shadow601, 09. Februar 2012, um 09:13
Freunde durch das Internet zu finden ist statistisch betrachtet eher unmöglich.
Ex-Füchse #365, 09. Februar 2012, um 09:38
Also, DAS möchte ich so pauschal nun wiederum nicht unkommentiert lassen.
Selbstverständlich kann man im Internet Leute kennen lernen, die genau so ticken wie man selber, die ähnliche Interessen haben, die man gerne hat und die letztendlich zu richtigen Freunden werden.
Aber solche Freundschaften, die durch eine Internetbekanntschaft entstenden sind, entwickeln sich, genau wie andere Beziehungen eben auch erst langsam und durch intensives Kennenlernen und nicht von heut auf morgen.
Doc_Jule, 09. Februar 2012, um 09:45
ich bin auch der Meinung, dass man erst dann von einer Freundschaft reden darf, wenn man denjenigen in der Realität kennen gelernt hat. Eine rein virtuelle "Freundschaft" halte ich für so gut wie ausgeschlossen (obwohl mich diese Aussage bezüglich eines bestimmten Menschen grade sehr ins Grübeln bringt).
Die Virtualität bietet einfach zu viele Möglichkeiten, sich einer Identität zu bedienen, die der Realität nicht entspricht bzw. standhält.
Trotzdem gibt es die Möglichkeit, dass aus Internetbekanntschaften Freundschaft entsteht, das habe ich mehrfach erlebt