Unterhaltung: In der vergangenen Gemeinderatssitzung hat der Stuttgarter Polizeipräsident angekündigt, den Migrationshintergrund der Tatverdächtigen nachvollziehen zu wollen

Seb1904, 10. August 2020, um 14:35

ausräumen.

@Gatzelle: Beiträge, auf die sich bezogen wurde, zu bearbeiten ist määh!

Ex-Füchse #100386, 10. August 2020, um 14:42

🐑🐑🐑

Doc_Jule, 10. August 2020, um 14:51
zuletzt bearbeitet am 10. August 2020, um 14:52

In dem Kontext, wie ist eigentlich eure Meinung dazu, Kinderbücher verbieten zu wollen ( oder zu ändern), in denen Schwarze ( die nennen sich selbst auch so, Lappen) als Neger bezeichnet werden? Mir fallen dazu einige Werke ein, deren AutorInnen bestimmt nicht im Verdacht stehen, rassistisch zu sein. Das krasseste Beispiel ist für mich im Struwwelpeter die Geschichte, in dem 3 Jungs dafür bestraft werden, weil sie einen „Mohren“ wegen seiner Haufarbe verspottet haben, das ist ja fast selbsterklärend. Meine persönliche Meinung ist dazu, dass ich lieber den Originaltext beim Vorlesen erläutern würde, und zwar aus folgendem Grund: meine Generation machte Eltern und Großeltern den Vorwurf, Teile der jüngeren Geschichte auszublenden. Dasselbe wäre doch, Begriffe, mit denen wir aufgewachsen sind und die für uns „ normal“ waren, einfach wegzuretouschieren. Ich halte es für sinnvoller, Kindern Dinge im Kontext zu erläutern, die sind ja nicht dumm, und werden dann eher sensibel für sprachlichen Umgang

Cabeza_doble, 10. August 2020, um 15:19
zuletzt bearbeitet am 10. August 2020, um 15:28

Also, zum "Struwwelpeter" hab ich eine andere Auffassung als Du, Jule. In meinen Augen ist das ganze Buch rabenschwarze Pädagogik und gehört allenfalls ins Museum, aber sicher nicht ins Kinderzimmer, wenn man seinen Nachwuchs angstfrei erziehen will.
Problematisch finde ich ich aber die von Dir aufgeworfene Thematik dennoch.
Z.B. Jim Knopf. Der kleine Jim ist ja eine durch und durch positiv besetzte Figur und der Autor Michael Ende war gewiss kein Rassist. Ich nehme an, er wollte mit Jim, diesem liebenswerten Kerlchen, vielmehr erreichen, dass ein ganz normaler Leser einen dunkelhäutigen Jungen eben nicht als armes Opfer sieht, als bedauernswertes Kindlein, das missioniert oder aus irgendeiner schrecklichen Umgebung heraus geholt werden soll, sondern als kleinen Helden.
Das N-Wort passt aber heute echt nicht mehr in die Zeit. Vor 40 Jahren war das noch anders, damals habe ich meinen Kindern ohne zu zögern und ohne groß draüber nachzudenken das Wort vorgelesen. Aber jetzt, bei meinen Enkeln, versuche ich, es zu ersetzen oder eben, wie Du es vorschlägst, den Kontext zu erklären, weil die Kinder sonst vermutlich überhaupt nicht verstehen würden, wieso man den freundlichen Jim auf einmal mit einem Schimpfwort bedenkt.
Nachtrag:
Ich finde übrigens den von Dir erwähnten Text aus dem Struwwelpeter nicht nur angstbesetzt, sondern auch rassistisch. Der "Mohr" (nicht mein Ausdruck, sondern der des Autors) wird ja wegen seiner Hautfarbe als bedauernswert bezeichnet. Und die Strafe, die der Nikloaus für die Übeltäter vorsieht, ist ja die Tatsache, dass sie hinterher noch "schwärzer" sind als der von ihnen verspottete "Mohr". Als wenn schwarz zu sein irgendwas Schlimmes wäre.
Aber OK, das Buch stammt aus dem Jahre 1844. Das muss man auf jeden Fall in seinem historischem Kontext betrachten.

Doc_Jule, 10. August 2020, um 15:51
zuletzt bearbeitet am 10. August 2020, um 15:54

Dass wir zum Struwwelpeter unterschiedlicher Auffassung sind, hab ich als bekannt vorausgesetzt, Eva. In meiner Familie gehört er dazu, natürlich im Kontext und mit Augenzwinkern. Wie gesagt, Kinder sind nicht dumm und sehr wohl in der Lage, auch aus alten Werken mit zweifelhafter Pädagogik für die eigene Lebenswirklichkeit Schlüsse zu ziehen. Ich enthalte meinen Kindern und Enkeln nichts vor, was mir als Kind Spaß gemacht hat, dazu gehört auch Wilhelm Busch, an dessen Weltanschauung sicher so einiges zu bemängeln ist, wie z.B. der Antisemitismus

Doc_Jule, 10. August 2020, um 15:58

Rassismus und Antisemitismus lassen sich meiner Meinung nach nicht durch, wenn auch gutgemeintes, Fernhalten vor Kindern beseitigen, es muss darüber gesprochen und die jungen Generationen dafür sensibilisiert werden

Ex-Füchse #100386, 10. August 2020, um 16:00

Möchte irgendjemand vielleicht auch Stimmen Betroffener dazu hören? Wäre vielleicht nicht ganz unwichtig? Nur als Angebot:
http://isdonline.de/gegen-rassismus-in-medien-und-in-kinder-und-jugendbuchern/

((Das Thema begleitet mich schon seit den späten 90ern. Ohne es allgemein bewerten zu wollen, subjektiv fiel mir das Fehlen jeglicher Kinderbücher mit schwarzen Protagonisten seinerzeit mehr auf. Der ISD bot eine Liste an, von der ich froh war das ein oder andere bestellen zu können. Ich hoffe in den modernen Kinderbüchern herrscht nicht mehr diese optisch übertrieben klischeehafte Darstellung deutscher Kinder vor))

Doc_Jule, 10. August 2020, um 16:20

ich denke, wir liegen nicht so weit auseinander, Gatze, nur wäre mein Weg ein anderer, denn Kolonialismus, Rassismus und Antisemitismus gehören zu unserer Geschichte und verschwinden meines Erachtens nicht, indem man Worte ersetzt, sondern immer wieder über die Worte und deren Kontext spricht (auch mit Kindern und Jugendlichen, vielleicht sogar besonders mit denen)

Doc_Jule, 10. August 2020, um 16:21

Und genau wie du hoffe ich, dass sich das Angebot an Kinderliteratur entsprechend ändert

Doc_Jule, 10. August 2020, um 16:25

Bis Kinder fragen: "Mama (oder Papa), was ist ein "Neger"? liegt noch ein weiter Weg vor uns

Kvothe, 10. August 2020, um 16:36

Solange nicht mit Zwang versucht wird alle Quoten einzuhalten hege ich auch den Wunsch nach mehr kultureller Vielfalt.
(Wenn ich etwas Scheisse finde, warum soll ich es dann nicht auch so sagen? Da niemand direkt angesprochen wird, kann ich auch „Arschloch” schreiben Sohnes das Wort durch Punkte vermeintlich unkenntlich zu machen.
Es fällt mir auch nicht der Himmel auf den Kopf, wenn ich das Wort „Neger” ausschreibe, es bleibt doch eine Frage des Zusammenhangs.).
Ein interessantes Thema im Zusammenhang mit Rassismus ist der Bereich der verdeckten Art, das was unbewusst zu Tage tritt und sich in vielen alltäglichen Handlungen widerspiegelt.

Doc_Jule, 10. August 2020, um 16:53

das meinte ich, Kvothe. Man kann dem Rassismus, vor allem dem alltäglichen, nicht offensichtlichen, nur im Diskurs begegnen. In meiner Kindheit gab es hier im Norden so gut wie keine POCs, das wird vermutlich im Süden, in der amerikanischen Besatzungszone, und wohl auch im Westen, anders gewesen sein. Die wenigen Schwarzen, die man sah, wurden vollkommen selbstverständlich als "Neger" bezeichnet und als Kind habe ich mir darüber auch keine Gedanken gemacht. Das kam erst, als ich begann, mich während der 68er Bewegung zu politisieren und die "Black Is Beautiful"-Bürgerrechtsbewegung zu verfolgen. Vielleicht wäre ich auch eher sensibel für das Wort gewesen, hätte jemand aus der vorherigen Generation mit mir darüber gesprochen. Meine Eltern waren definitiv keine Rassisten, aber eben Kinder ihrer Zeit, so wie wir heute in der großen Mehrheit wissen, dass dieser Begriff für POCs obsolet sein sollte, und dies an die nachfolgende Generation weitergeben können, vorzugsweise noch mit der Information über den geschichtlichen Zusammenhang

Ex-Füchse #131357, 10. August 2020, um 17:07

Struwwelpeter ist doch toll. Da werden doch die Kinder, die den "schwarzen Bub" ärgern in ein Tintenfass gesteckt. Was ist daran verkehrt?

Doc_Jule, 10. August 2020, um 17:11
zuletzt bearbeitet am 10. August 2020, um 17:12

"Also, zum "Struwwelpeter" hab ich eine andere Auffassung als Du, Jule.
In meinen Augen ist das ganze Buch rabenschwarze Pädagogik und gehört allenfalls ins Museum, aber sicher nicht ins Kinderzimmer, wenn man seinen Nachwuchs angstfrei erziehen will."
...hm, Eva, ich würde weder mich noch meine Nachkommen als besonders ängstlich bezeichnen 😜

Hase_Hase, 10. August 2020, um 17:19
zuletzt bearbeitet am 10. August 2020, um 19:08

(Neulich an der Mosel im Sinn gehabt)
Einst ging ich am Ufer der Donau entlang, Ohohoholalala.
Ein schlafendes Mädchen am Ufer ich fand, Ohohoholalala.
Sie hatte die Beine weit von sich gestreckt, Ohohoholalala.
Ihr schneeweißer Busen war halb nur
bedeckt.Ohohoholala.
Ich machte mich über die Schlafende her, Ohohoholalala.
Da hört sie das Rauschen der Donau nicht mehr, Ohohoholalal.
Du schamloser Junge was hast du gemacht, Ohohoholalala,
du hast mich im Schlafe zur Mutter gemacht, Ohohoholalala
Mein Mädchen, mein Mädchen, was regst du dich auf, Ohohoholalala,
für mich war es schön und für dich sicher auch, Ohohoholalala.

Deutsches Liedgut.
Ich singe gerne und auch Volkslieder, weil das hat bei uns dazu gehört und auch den Struwwelpeter mochte ich sehr und kann vieles davon bis heute auswendig. Ich liebe den Klang.

Aber moderne Liederbücher enthalten so eine unglaubliche Kacke nicht mehr und Kinderbücher müssen da um nichts nachstehen.

Doc_Jule, 10. August 2020, um 17:23

und einige "Lehren" aus den Struwwelpeter sind so verkehrt nicht: Wenn du einen Hund quälst, kann er dich beißen. Wenn du am Tisch rumzappelst, kannst du das Tischtuch mit allem, was auf dem Tisch steht, runterreißen. Wenn du mit Feuer spielst, kann ein Brand ausbrechen und du dabei ums Leben kommen. Wenn du nicht aufpasst, wo du hinläufst, kannst du ins Wasser fallen. Es gibt Menschen, die anders aussehen, als du. Das gibt dir nicht das Recht, sie zu verhöhnen. Wenn du dich nicht pflegst, kann es bei anderen Menschen Abscheu erzeugen. Den Suppenkaspar und den Daumenlutscher und den fliegenden Robert lass ich mal außen vor, ich glaube, das kein Kind ersthaft glaubt, dass so etwas passieren wird (mir hat es jedenfalls keine Angst gemacht)

Doc_Jule, 10. August 2020, um 17:28

@Häsin, willze machen....irgendwas hat der Struwwelpeter an sich, was wohl generationsübergreifend wirkt. Mein Sohn bekam strahlende Augen, als er das zerfledderte Exemplar bei mir fand und las es umgehend meinem Enkel vor. What happened? He got addicted...und Oma musste den Struwwelpeter immer wieder vorholen. Shit happenz 😜

Hase_Hase, 10. August 2020, um 19:03

Kinder haben Spaß an Wörtern und am Klang.
Sie machen sich nicht wirklich Gedanken wegen des Inhalts.
Das grölende Wein- und Biervolk hat auch Spaß am einfachen Gesang und es darf auch gerne schlüpfrig sein.
Das muss nicht zu einer Vergewaltigung beitragen. Dennoch leiden Betroffene und fordern inzwischen Veränderungen. Das ist richtig und gar nicht schwer.
Hautfarbene Stifte, Negerkuss, Angst vorm schwarzen Mann, bis zur Vergasung.
Einmal darauf aufmerksam gemacht, merken wie behaftet Sprache sein kann und dann einfach angebotene Alternativem wählen und sich merken.

Ex-Füchse #100386, 10. August 2020, um 19:31

Ich versteh's auch nicht Hase. Was daran so furchtbar schwer ist. Welchen Zacken sich da wer aus der Krone bricht.

@seb Zum Beispiel die Burschenschaften. Du beschwerst Dich in diesem Faden zu RASSISMUS über den Generalverdacht der extremen Rechtslastigkeit derselben und zumindest in meinem Ohr stellst Du Dich, als bekennender schlagender Burschenschaftler auf eine Stufe mit von Rassismus Betroffenen. Und ich krieg die Krätze und denk mir: Wieder von vorne? Echt jetzt? Ok.

Eine Burschenschaft sucht man sich aus. Man hat sich vorher doch wohl kundig gemacht wofür sie politisch stehen, was sie verbreiten und verteidigen. Und hat man keinen Bock mehr, dann tritt man eben wieder aus. Und tritt man nicht aus und distanziert sich nicht lautstark von den rechten Umtrieben einiger Teile dieser Vereinigungen, die nun mal Fakt sind, dann muss man sich gefallen lassen damit konfrontiert zu werden.

Zum siebenhundertmillionstenverficktenmale, eine Hautfarbe oder Nationalität oder Herkunft SUCHT MAN SICH NICHT AUS. Sie steht FÜR NICHTS, außer dass es eine Hautfarbe, Nationlität, Herkunft ist. Und schon gar nicht KANN MAN SIE SICH AUSZIEHEN, obwohl es manche echt gerne täten, angesichts der Ressentiments und der blanken Ignoranz, die Ihnen entgegen wehen.

Ich hab einfach keine Geduld mehr. Isso. Ich hab einfach keine mehr.

Ex-Füchse #100386, 10. August 2020, um 20:00

Na jut, wahrscheinlich war's einlenkend gemeint von seb. Ich hab aua. Ehrlich Leute, ich hab aua mit der ganzen rassistischen Scheiße. Ich geh mal in mich. Besser isses.

Hase_Hase, 10. August 2020, um 20:29

Brauchste ja nicht. Ist schon Kacke, wenn man's fühlt und da gibt es auch keinen Ausweg.
Nur mit den persönlichen Kräften ist es wichtig schonend umzugehen, sonst fehlen sie einem bei den richtigen Arschlöchern.

Hase_Hase, 10. August 2020, um 20:37

@Aua: Diese Woche dürfen 9 saugeile Menschen für umme ins Kino. Die freuen sich wie Bolle und fühlen sich privilegiert wie sonst was. Recht hamse!

Octopussy, 10. August 2020, um 21:11

"Meine persönliche Meinung ist dazu, dass ich lieber den Originaltext beim Vorlesen erläutern würde,"

Exakt so sehe ich das auch.

Hase_Hase, 10. August 2020, um 21:29

Nö, ich habe meinen Kindern mit Spaß nur das vorgelesen was mir selbst Spaß macht und an der Mohrengeschichte hatte ich keinen Spaß. Als Kind nicht und auch heute nicht.

Hase_Hase, 10. August 2020, um 21:32

"Stinkheim am Arschberg" kann ich empfehlen.

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