Unterhaltung: Bubensolo vs. gutes Normalspiel?

akaSilberfux, 24. Oktober 2012, um 20:46

Das "Kreuzvorzugszeichen" gab es selbst bei denjenigen, die es für sinnvoll erachteten (und das sind und waren nicht viele) nur im Fleischlosen.
Das vorzeitige Kontra soll dem Aufspieler einen Hinweis auf das richtige Anspiel geben. Welche Auswahl hat der Aufspieler, die kritisch sein könnte? Mir fällt nur eine ein, nämlich blank oder lang.

jensbonath, 24. Oktober 2012, um 21:01

Leif, der Unterschied ist aber: Der erste (evtl. zweite) Stich liegt schon beim Partner und da fällt mir das Kontra schon leichter.

Tront, 24. Oktober 2012, um 21:05

Nicht alle dokomäßigen Erfindungen oder Neuerungen sind von mir. Oder von Braunschweiger Spielern. Ich habe die positive Anwendung eines Kreuz-Abstichs in einem Ranglisten-Turnier in Bad Gandersheim schon einmal mit Erfolg zur Anwendung gebracht. Den anderen (üblicheren) Fall, dass ich 3 oder 4 Buben gegen ein Solo halte und das als logisches Stärkesignal nutze ist bei mir dagegen noch nicht vorgekommen.

Sind wir doch mal ehrlich - welcher Fall tritt in der Praxis denn häufiger auf und ist auch noch punktemäßig effektiver?

Der, wo dem Solisten ein wichtiger Stich geklaut wird durch Abstich seines Kreuz-Asses oder die Spiele, wo ein Gegenspieler vorzeitig das (meinetwegen auch richtige) Kontra gibt, sich aber dadurch verrät oder der Solist nun kein Re mehr sagt und sogar Punkte spart? Und das noch bei einem Spiel, welches ich mehrheitlich ohnehin gewinne, also ohne vorzeitige Kontra-Ansage.

Ich streite ja gar nicht ab, dass er sich hierbei um eine sog. künstliche Konvention handelt, aber um eine gar nicht so uneffektive, oder?

Noch andere Meinungen zu diesem Thema?
Ich würde sie gern hören wollen.
Sowohl Zustimmung als auch Ablehnung.

Talentfrei, 24. Oktober 2012, um 21:10

100% Zustimmung!
Ein Vorabkontra aufgrund vieler Trümpfe ist aufgrund der Warnung an den Solisten einfach nur dämlich.

jensbonath, 24. Oktober 2012, um 21:12

Der Umkehrschluss gefällt mir jetzt: Bei Trumpfüberlegenheit macht es ja schon Sinn, den Solisten mal erst brav "Re" sagen zu lassen - datt Kontra hat ja wirklich noch Zeit. Da sind wir dann also wieder beim "Ich steche Kreuz" - ok.^^

Tront, 24. Oktober 2012, um 21:36

Danke Talentfrei und Danke Jens.

Ich wollte ja auch nur die Idee meines vorzeitigen Kontras verteitigen, falls sie noch mehr Zustimmung findet, werde ich die 70 - 30 Aussage für Trumpfstärke noch revidieren müssen.

Das Hauptproblem wird jedoch an vielen Tischen sein, falls ich mich vorzeitig melde, wie wird es interpretiert. Grundsätzlich und speziell.

Ich glaube 50% meiner Mitspieler bei einem RLT denken sich zunächst gar nicht dabei oder sagen sich, der will sowieso Kontra sagen, warum also nicht gleich. Weitere 10% werden glauben, der hat gerade ein gutes Normalspiel verloren, deshalb sagt er das Kontra vorzeitig. Die restlichen 40% auf den richtigen Weg zu führen, wird nicht einfach sein. Das führt natürlich zu Schwierigkeiten in der Abstimmung und zu unnötigen Spielverteuerungen bei manchen Mitspielern.

Wahrscheinlich muss man häufiger das Wer mit Wem? am Tisch zunächst prüfen, bevor man eine solche zweischneidige Ansage vornimmt, um die Gewinnaussichten deutlich vergrößern zu können.

akaSilberfux, 25. Oktober 2012, um 09:40

Effektiv ist es auch, dem Partner einen Blick in die eigenen Karten zu gewähren, Klopfsignale für bestimmte Farben zu vereinbaren oder zu sagen "ach, was mein Kreuz wieder schmerzt" - wer von Euch greift zu solchen Mitteln?

Das Leif häufiger Kreuzfrei ist, als drei Buben gegen ein Bubensolo zu haben, mag ich jetzt nicht nach Wahrscheinlichkeiten bewerten. Vielleicht mag jemand anderes - plausibel erscheint es mir nicht.

Man kann die drei - Buben - Ansage dann auch weiter entwickeln: Wer vor Aufspiel zögert, steht vor dem Problem sich zwischen einem blanken Anschub und einem langen As entscheiden zu müssen. Dabei würde ihm die Information helfen, ob jemand drei Buben hält.

Zurück zu meinem Ausgangspunkt: simuliertes Überlegen muß etwas mit realem Überlegen zu tun haben und mit An- oder Absagen positiv bestätigt werden. Nur dann schult es Spielvermögen und Spielübersicht. Künstliche Konventionen sind dagegen der direkte Weg zum Bridge. Es hat keinen Sinn, eine schlechte Nachahmung zu entwickeln, anstatt die Besonderheiten des Doppelkopfspiels zu erhalten.

Tront, 25. Oktober 2012, um 15:26

Ich bin eigentlich nur (und nicht nur ich) der Meinung gewesen, was für ein As-Solo als (eingebürgerte) Konvention gilt, kann für ein Bildersolo ebenso zweckmäßig sein. Eine gewisse Weiterentwicklung sozusagen.

Bei einem Trumpfsolo würde ich mich nicht mit Kreuzfreiheit melden.

Und mit 3 beliebigen kleinen Buben würde ich ebenfalls kein Kontra vor Ausspiel geben wollen, da mache ich im Ernstfall ja gar keinen Stich, während ich im anderen Fall immerhin Kreuz absteche.

Da die Konvention in beiden Fällen wenig Anwendung findet, darf man davon ausgehen, dass sich die Mißverständnisse dahingehend in Grenzen halten werden.

Apropos Thema Weiterentwicklung:
Um einige Spieler noch mehr zu "irritieren", habe ich natürlich als "erweiterte Konvention", wenn man es denn so nennen will, schon vor einiger Zeit darüber nachgedacht, wie man bei zunächst einmal As-Soli andere Farben mit einem längeren Doppel-As legal anzeigen kann.

Die Lösung dieses Problems:
Relativ bekannt ist ein Kontra vor Ausspiel als Kreuzvorzugsfarbe-Signal. Und nun gilt:
Mit Kontra-keine 90 wünscht sich der Partner Pik,
mit Kontra-keine 60 entsprechend Herz und
mit Kontra-keine 30 dann natürlich Karo.

Die beiden unteren Fälle werden wohl höchstens einmal im Leben eines Doko-Spielers Anwendung finden, mit mir am Tisch könnte man es zumindest mal ausprobieren.

Schade wäre es eben nur, wenn ich z. B. gegen ein Solo einmal 9 Herz von oben mit einem Seiten-As halte, der Spieler (zufällig) diese (noch allgemein unbekannte) Konvention kennt und leider kein Herz zum Vorspiel auf der Hand hält.

Den Fall mit einem Pik-Doppel-As zu sechst gab es wirklich einmal am Vereinsabend gegen ein Solo. Ich hielt 6 stehende Pik und ein Seiten-As gegen den Solisten in der Hand und habe Kontra-keine 90 mit Erfolg abgesagt, aber zugebenermaßen geht das wohl nur im eigenen Verein. Nur warum eigentlich?

Denn es heisst ja so schön, jede Konvention soll logisch ableitbar sein, also wenn Kontra vor Aufspiel ein Kreuzanspiel bedeutet, was soll denn Kontra - keine 90 wohl bedeuten? Viel Phantasie braucht man dafür wiederum nicht. Ein nachdenkender, erfahrener Doppelkopfspieler könnte auch auf die Lösung ohne entsprechende vorherige Kenntnis der "erweiterten Konvention" gelangen.

Und jetzt kennt ihr sie ja alle!

Spartakus, 25. Oktober 2012, um 16:02

Schlecht ist aber: Jemand sagt in Hinterhand kontra k90 und der Ausspieler versteht das auch Sinne der gemeinten Variante = Pik. Leider hat er kein Pik (so unwahrscheinlich ist das gar nicht, denn der "Brüller" hat die Farbe ja bereits ellenlang) und muss den Solisten rein spielen, worauf dieser dann Re und k90 sagt. Was zählt das Spiel dann eigentlich? :-)

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