Doppelkopf-Strategien: Reklamationsrecht verwirkt?

mieeeze, 02. Dezember 2012, um 23:46

Beim Vereinsabend vor ein paar Wochen wurde ein Damensolo als Pflichtsolo gespielt. Ich kann mich nicht mehr hundert prozentig an den genauen Spielverlauf erinnern, aber die wichtigsten Fakten hab ich mir gemerkt :-)

Der Solist eröffnet das Spiel mit Pik-Dame u Ko kommt mit ner Kreuz-Dame ans Spiel. Spielt 1 oder 2 Asse u der Solist kommt entweder durch einstechen oder Anschub wieder ans Spiel. Zieht dann seine Kreuz-Dame, die erstaunlicherweise von keinem mehr bedient wird. Das Spiel geht weiter und im 8. oder 9. Stich bedient ein Ko-Spieler Herz mit seiner Herz-Dame.

Hat der Solist nun noch Reklamationsrecht?
Bisher hörte ich dazu unterschiedliche Meinungen

1. Ja reklamieren geht noch. Das Spiel ist ja noch nicht vorbei und Falschbedienen wurde ja jetzt erst offensichtlich

oder

2. Nein, weil man beim Solisten erwartet, dass er bis 8 zählen kann und gleich hätte merken müssen, dass eine Dame fehlt. Außerdem wäre bei einer sofortigen Reklamtion noch die Möglichkeit des Kartenaustausches gegeben, um das Spiel normal fortzuführen.

Ich finde beide Ansichten plausibel, aber was ist die richtige Verfahrensweise in dieser Situation?

Ossi, 02. Dezember 2012, um 23:49

Er darf noch reklamieren, da der Fehler erst jetzt für alle offensichtlich ist. Vorher wusste er ja z.B. nicht, wer nicht bedient hat.

mieeeze, 02. Dezember 2012, um 23:56

Ja aber da nur noch 1 einzige Dame draußen ist, ist es ja eigtl vollkommen irrelevant wer nicht bedient hat

Ossi, 02. Dezember 2012, um 23:58

Ich hatte mal vor ca. 10 Jahren bei der DEM einen interessanten Fall am Tisch:

Pos 1 spielt Dulle aus und Pos 3 legt Herz König mit Re. Später bediente er Trumpf, darf man jetzt noch Reklamieren?

Die Lösung war logisch: Herz König mit Re wird als Versprecher gedeutet, da Pos 3 ja offensichtlich Kontra ist (ohne Trumpf keine Redame). Erst später stellte sich dann heraus, dass er wirklich falsch bedient hatte. Was will man im 1. Stich auch reklamieren, denn man weiss ja nicht, welcher Verstoß vorliegt.

Ossi, 03. Dezember 2012, um 00:00

Tussi, es kann Situationen geben, wo man nur gegen eine bestimmte Person reklamieren möchte, jetzt weiss man aber nicht, gegen wen man reklamieren würde. Außerdem muss man vom Solisten nicht unbedingt erwarten, dass er noch weiss, wieviele Damen noch draußen sind.

Ex-Füchse #19877, 03. Dezember 2012, um 07:00

Der Solist darf noch reklamieren. Begründung siehe ossi.

Ex-Füchse #5718, 03. Dezember 2012, um 07:44
zuletzt bearbeitet am 03. Dezember 2012, um 07:46

Don't guess, know it:

9.7.3 Ein Regelverstoß ist sofort, nachdem er von allen Spielern entdeckt werden konnte, zu reklamieren. Wer weiterspielt, verliert das Anrecht auf Reklamation. Eine Spielmaßnahme (Fortsetzung der Vorbehaltsabfrage, Ansage, Absage, Bemerkung, Legen einer Karte), die einen Regelverstoß darstellt, ist als gültiger Spielzug anzusehen, wenn sie nicht rechtzeitig reklamiert wurde.

Wichtig erscheint mir hier der Hinweis: ... nachdem er von allen Spielern entdeckt werden konnte ...

Danach erscheint mir das Statement vom RocknRolla als falsch: "Der Solist darf noch reklamieren. Begründung siehe ossi. "

Da ich aber keine Schiedsrichter bin .... Er darf also nicht "noch" reklamieren sondern erst dann, wenn tatsächlich die Dame gefallen ist vorher war es ja nicht "für alle Spieler" entdeckbar.

Seb1904, 03. Dezember 2012, um 08:00

Das hiesse ja, dass der Solist noch nicht reklamieren darf, wenn ihm als einzigem auffällt, dass eine Dame fehlt. Das erscheint mir aber auch unwahrscheinlich. Wie wäre denn zu verfahren, wenn er sagt: "Hört mal, Männer, da muss aber noch ne Karo-Dame irgendwo sein....!"?

Ex-Füchse #5718, 03. Dezember 2012, um 08:08

Kartenverrat ... ich sage ja: Ich bein kein Schiedsrichter. Ich habe nur zitiert was in den TSR geschrieben steht.

Spartakus, 03. Dezember 2012, um 09:13

Es liegt erst dann ein Regelverstoß vor, wenn dieser für alle Spieler erkennbar ist. Das ist im vorliegenden Spiel der besagte 8. oder 9. Stich. Demzufolge besitzt der Solist bis zum Legen seiner nächsten Karte nach der Herz Dame von Ko ein Reklamationsrecht.

Ex-Füchse #19877, 03. Dezember 2012, um 09:15

manne, es darf erstens sowieso nur der solist reklamieren, die anderen haben kein reklamationsrecht und zweitens hat der rocknrolla IMMER recht:-)))

der regelverstoss konnte erst VON ALLEN entdeckt werden, nachdem die letzte fehlende dame lag, also darf der solist auch dann noch reklamieren, selbst wenn ER es schon vorher sehen konnte. ich würde es jedenfalls auf einem rlt genau so entscheiden....... allerdings in der hoffnung, keinen ärger mir verena zu bekommen:-)

Seb1904, 03. Dezember 2012, um 09:41

Die Frage ist: darf er schon vorher?

Und was ist, wenn er behauptet, es sei noch eine Dame drin und einer der Kontristen habe falsch bedient, und dann ist aber gar keine mehr drin?

Ex-Füchse #5718, 03. Dezember 2012, um 09:41

Dass Du immer Recht hast, hat ja bald eine Ende ;-). Die Frage ist immer noch: Darf der Solist schon reklamieren, wenn er sieht dass eine Dame nicht bedient wurde; oder darf er erst reklamieren, wenn es für alle Spieler erkennbar ist. Da sehe ich jetzt einen Unterschied zwischen Sparta und Rocknrolla. Mich stört die Formulierung ..."also darf der Solist auch dann noch reklamieren". Impleziert er hätte auch schon vorher reklamieren können. Das geben die TSR nach meinem Verständnis nicht her.

Ex-Füchse #19877, 03. Dezember 2012, um 10:37

in meinen augen wäre es kein regelverstoß, wenn der solist schon vorher reklamieren würde.....aber ist schwierig, ich stell das verena mal vor und melde mich, wenn antwort da ist

irki, 03. Dezember 2012, um 11:02

Angenommen ich ziehe Trumpf von oben ab um im letzten ne Karo 9 durchzubringen.
Im Vorletzten bekomme ich 3 Fehlkarten und ein Spieler macht dann den letzten Stich mit Trumpf.
Wenn alle die Trümpfe mitgezählt haben, so muss allen der Regelverstoß im Vorletzten Stich klar sein.

Spiel ich nun meine Karo 9, so ist die Reklamation nicht mehr möglich?!

Kann doch nicht wahr sein, dass ich gezwungen bin alles mitzuzählen. Das ist ja ne Einladung zum absichtlichen Falschspiel.

Kokolores, 03. Dezember 2012, um 19:15

Einen ähnlichen Fall hatte ich beim letzten RLT: Ein Angehöriger der Re-Partei, der selbst re sagte, bedient Trumpf nicht, obwohl er noch die Re-Dame hielt. Verena sagte damals, dass sofort das Nichtbedienen reklmiert werden müsste, nicht erst wenn dieser Spieler plötzlich noch einen Trumpf hat - weil jeder am Tisch weiß, dass er die Redame haben muss.

Da das Reklamationsrecht grundsätzlich nur die Gegenpartei hat - und nur diese ihr Reklamationsrecht verlieren kann, muss nach meiner Auffassung die fehlende Dame sofort reklamiert werden. Sonst könnte auch folgender Spielverlauf denkbar sein: 1. Stich Redame (jeder bedient), 2. Stich Redame mit re (keiner bedient), Solist sagt noch k9 (vielleicht aus Unsportlichkeit, ggf. noch mehr), die fehlende Dame taucht erst auf wenn das Spiel bereits zugunsten der Kontrapartei entschieden ist und alle gucken dumm drein...

Ex-Füchse #20701, 04. Dezember 2012, um 06:21

@Kokolores
Die Auffassung ist jedoch falsch!
Im 1. Fall (Re bedient nach Ansage keinen Trumpf) ist der Verursacher des Regelverstoßes eindeutig identifiziert. Im Fall mit der fehlenden Dame im Damensolo jedoch nicht. Das bedeutet, dass z.B. ein Nichtbedienen eines anderen Spielers in einer Fehlfarbe vor der fehlenden Dame entdeckt werden könnte und dieser dann die Strafpunkte erhält.
Der Grund, warum der Reklamierende den Verursacher benennen können muss, ist, dass auch 2 Spieler beim Damensolo nicht bedient haben könnten und eine Aufteilung der Strafpunkte nicht zulässig ist. Und der Verursacher eines Regelverstoßes kann benannt werden, wenn der Regelverstoß von allen Spielern entdeckt werden konnte (TSR 9.7.3).
Falls der Solospieler vorzeitig reklamiert, wird der Schiedsrichter weiterspielen lassen bis der Verursacher (bzw. der zuerst entdeckte Verursacher) identifiziert werden kann.

Spartakus, 04. Dezember 2012, um 08:34

Manne

Natürlich kann der Solist unmittelbar nach dem Damenstich einen Hinweis anbringen, dass jemand eine Dame nicht bedient hat. Die Idee ist eine Abkürzung des Szenarios.

Das ist aber ausdrücklich vom Regelwerk her keine Reklamation. Erst wenn ein Spieler jetzt sein Nichtbedienen zugibt, wird daraus eine Reklamation, wenn der Solist das tut. Denn der Tatbestand, dass der Regelverstoß für alle Spieler erkennbar ist, ist jetzt erfüllt.

Nach diesem Hinweis und der Schuldbekenntnis des Kontristen ist demzufolge auch jetzt der Reklamationszeitpunkt und nicht mehr die Stelle am Ende des Spiels, bei der die Dame dann tatsächlich fallen wird.

Entscheidung für den Reklamationszeitpunkt ist immer das Momentum: Wann und von wem wurde ein Regelverstoß für alle erkennbar?

irki, 04. Dezember 2012, um 09:30

ds gomera und sparta,
das erschlägt auch mein Beispiel. Denn dort ist nur der Regelverstoß klar, nicht aber wer ihn begangen hat.
Wobei das TSR 9.7.3 nicht wirklich hergibt.

Bregoulou, 04. Dezember 2012, um 15:04

mich interessiert die punktwertung in solchen fällen
a. bei einem solo legt ko nicht die letzte fehlende dame. der solist spielt weiter und hat 151 augen, bevor im vorletzten stich die fehlende dame gespielt wird.
b. bei einem solo legt ko nicht die letzte fehlende dame. solist speilt weiter und dame fällt im 5. stich, solist hat bis dahin 59 augen.
wie werden nun die punkte verteilt? wird überhaupt weitergespielt, oder erfolgt sofortiger abbruch und restlichen augen an solisten?

Ex-Füchse #5718, 04. Dezember 2012, um 15:18
zuletzt bearbeitet am 04. Dezember 2012, um 15:19

Der Solist bekommt, wenn reklamiert werden kann, immer 12 Pte und für jede Absage 3 Pkte mehr.

Im ersten Teil zieht :
9.2.1 Ein "unerheblicher Regelverstoß" liegt dann vor, wenn der Regelverstoß keinen Einfluss auf den weiteren Spielverlauf bzw. Spielausgang hat.

9.2.2 Macht eine Partei zwangsläufig alle Reststiche, ist jeder reklamierte Regelverstoß unerheblich.

Bei einem "unerheblicher Regelverstoß" gibt es keine Reklamation.

HDF, 04. Dezember 2012, um 15:52

+ 12 für solist, -12 für verursacher, spiel ist
beendet
eine reklamtion geht immer nur gegen den verursacher, nicht pauschal, da ist es logisch, dass erst reklamiert werden kann, wenn es für alle offensichtlich ist, wer der verursacher ist, denn gegen wen will man sonst reklamieren?
dirk hat alles genauestens erklärt und warum sollte der solist schon reklamieren bevor die fehlende dame auf dem tisch legt? es könnte ja sein, dass sich das spiel so entwickelte, dass er unter 60 gewinnt (+15) und erst dann die dame fällt, da bleibt es allein ihm überlassen, ob er reklamiert oder nicht, in mannschaftswettbewerben kann es auch zu taktischen zwecken genutzt werden

Ex-Füchse #5718, 04. Dezember 2012, um 16:58

OK. Was ist denn, wenn im letzten Stich die Dame auftaucht und der Solist NICHT reklamiert. Wem gehört dann der letzte Stich. Dem Inhaber der Dame?

Klonschaf, 04. Dezember 2012, um 17:03

Dann wird man vom Wirt wahrscheinlich eh rausgeworfen, weil alle Beteiligten granatenstramm sein müssen ...

HDF, 04. Dezember 2012, um 17:39

der zeitpunkt, wann die dame auftaucht ist doch vollkommen egal, das reklamationsrecht hat der solist ja immer noch, wenn er dann erst den verursacher erkennen kann und da wird er dann entsprechend reklamieren oder es sein lassen

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