Unterhaltung: Gesellschaft

Seltsam, 08. August 2011, um 19:46
zuletzt bearbeitet am 08. August 2011, um 19:48

http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,779015,00.html
Eine Vorwarnung für Europa, oder nur ein nationales Problem der Briten?
Ich würde mich freuen, wenn viele User dazu ihre Meinung sagen.
Wir sind hier so was wie ein Mikrokosmos unserer Gesellschaft, da würde mich interessieren, wie hier ein Meinungsbild ausfällt.
Es geht mir nur um ein Meinungsbild, nicht um eine inhaltliche Debatte, jemanden von These A,B oder C überzeugen zu wollen.
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Ich fange mal an.
Davon ausgehend, dass wir in einer Gesellschaft leben, die einer immer größer werdenden Spaltung entgegen geht, halte ich die Ereignisse in Tottenham für eine Warnung an uns alle, dass so etwas mittelfristig auch bei uns, in den Niederlanden, Frankreich etc, passieren kann.
Ich glaube nicht, dass wir eine weiter aufgehende Schere von arm und reich schadlos überstehen werden.
Zwar ist GB wie kaum ein anderes Land in Europa von der Finanzwirtschaft abhäbgig, aber ich denke, die Entwicklung wird hier früher oder später auch einsetzen.

Ex-Füchse #17095, 08. August 2011, um 19:57

Ich schließe mich deiner Meinung vollkommen an. Wer sich mehr für dieses Thema interessiert, dem stelle ich hier mal einen Text zur Verfügung, den ich absolut empfehle:
http://www.ehs-dresden.de/fileadmin/uploads_hochschule/Forschung/Publikationen/Studientexte/Studientext_2004-04_Galuske.pdf

Fakt ist ja, dass die Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme in allein Bereichen unter großem Druck stehen. Daher wird immer mehr auf 'Eigenverantwortung' gesetzt. Das Bild, was da in England auftaucht, ist meiner Meinung nach das einer großen sozialen Unruhe, die um sich greifen kann und wird, wenn das komplette System nicht umgestellt wird.

Ex-Füchse #365, 08. August 2011, um 20:18

Natürlich kann man von hier aus nur schlecht beurteilen, wie das in London genau aussieht.
Dennoch fürchte ich, Seltsam hat mit seiner Einschätzung recht.
Es gärt und brodelt ja nicht nur in England, sondern auch in Israel(!), Spanien und natürlich Griechenland.
Die arabischen Länder mit einem gänzlich anders strukturierten Gesellschaftssystem lasse ich mal außen vor.
Wenn die Probleme ganzer gesellschaftlicher Gruppen einfach nicht mehr wahrgenommen werden, dann dürfen wir uns über soziale Unruhen doch letztlich nicht wundern.
Wenn die ärmeren Mitglieder der Gesellschaft den Eindruck bekommen, es werde für die Rettung der Banken und des Euro alles getan, für Bildung, Gesundheit und soziale Aufgaben jedoch kein Geld mehr da ist, dann wird das nicht ohne Folgen bleiben.
Hier in Deutschland sind die Unterschiede zwischen den sozialen Gruppen vielleicht noch nicht ganz so deutlich wie in GB, aber wir müssen auch hier aufpassen, dass es nicht so weit kommt.

Danke, Seltsam, dass Du hier auch mal ein solches Thema anstößt!

Ex-Füchse #197, 08. August 2011, um 20:21
zuletzt bearbeitet am 08. August 2011, um 20:30

Das alles gab es schon in den achziger Jahren.Die Umverteilung von arm auf reich.Als Kohl nach der Wende dem Osten versprach,das blühende Landschaften entstehen werden,gewann er die Wahl.
Lafontaine,der sagte das dieses 20 Jahre und mehr dauern würde,verlor die Wahl.Aber Lafontaine sagte damals die Wahrheit,die wollte bloss niemand hören.

Deutschland hat gute Sozialsysteme.Bei uns braucht niemand hungern und alle haben ein Dach über den Kopf.Nach gefühlten 100.000 Klagen gegen Hartz 4 und diversen Nachbesserungen ist selbst die Hartz4 Reform erträglich geworden.
Mit dem Arbeitsmarkt klappt es noch nicht so richtig.
Reiche und die Multikonzerne sollten da mehr eingebunden werden zB in Beschäftigungsgesellschaften und Mindestlöhne müssen her und zwar in allen Branchen.Es kann nicht sein,das jemand 160 Stunden monatlich arbeitet und trotzdem noch von Hartz4 unterstützt werden muss und dem Steuerzahler teilweise auf der Tasche liegt.

Was spricht gegen eine Vermögenssteuer für Reiche ab Jahreseinkommen von 250.000/500.000 für verh. ?

Warum können die Multikonzerne nicht in Beschäftigungsfirmen für Geringsverdiener bzw. Hartz4 Empfänger einzahlen? VW hat zB einen Werbeetat von mindestens 200 Millionen.Was spricht dagegen,wenn VW zB 50 Millionen in eine Beschäftigungsfirma einzahlt?
Die nächste Bundestagswahl werden diejenigen gewinnen,die dem Volk glaubwürdig vermitteln können,das die soziale Sicherung an erster Stelle steht und möglichst Arbeit und Bildung für alle da sein wird.

Doc_Jule, 08. August 2011, um 20:21

Ich sehe das Ganze nicht nur als Problem sozialer Sicherungssysteme. Wie Seltsam schon schreibt, geht es hier um ein noch viel tiefer liegendes Problem, das Auseinanderdriften der Gesellschaft und das langsame Verschwinden einer breiten Mittelschicht. Bereits jetzt ist zu bemerken, dass Eltern, die es sich leisten können, zunehmend öffentliche Einrichtungen für ihre Kinder meiden und diese möglichst nur noch "unter ihresgleichen" aufwachsen lassen. Auf diese Weise grenzt sich nicht nur die Oberschicht ab, sondern zunehmend auch die Mittelschicht gegenüber der Unterschicht (es gab dazu vor geraumer Zeit einen interessanten Artikel im Stern). Wir haben ein "Gerechtigkeitsproblem", was erst in zweiter Linie ein finanzielles ist. Einer zunehmenden Zahl von Menschen wird von Anfang an die Teilhabe an der Gesellschaft fast unmöglich gemacht. "Panem et Circenses" hat funktioniert, solange es nur wenige waren, die keinen Arbeitsalltag hatten. Ich glaube, jeder Mensch hat ein instinktives Bedürfnis, in einer Gesellschaft gebraucht zu werden. Wer täglich erfährt, das er "überflüssig" ist, kann einfach nicht mit sich und seinem Leben im Reinen sein. Dies ist unter anderem, neben der offensichtlichen finanziellen Ungerechtigkeit, der Nährboden, auf dem soziale Unruhen gedeihen. Gnade uns Gott, wenn sich wieder ein Demagoge findet, der sich dies zunutze macht......
Sehr verkürzt, aber ich hoffe, es wird klar, was ich sagen will.....

HDF, 08. August 2011, um 20:22

in Frankreich hat es doch vor Jahren schon damit angefangen

Ex-Füchse #17674, 08. August 2011, um 20:30

@seltsam
"...Ich glaube nicht, dass wir eine weiter aufgehende Schere von arm und reich schadlos überstehen werden."

Ich befürchte das auch, zumal ich ja mitten im sozialen Brennpunkt beruflich tätig bin. Dort ist schon ein gewisser Hass den "Reichen" gegenüber erkennbar. Die Eltern meiner Klientel bauen mehr oder minder gezielt Vorurteile auf und geben diese an ihre Kinder weiter. Dabei ist es letztendlich unwichtig, ob ein wahrer Kern drin steckt oder eben nicht. Doch damit nicht genug: Obwohl MG eine recht kleine Stadt ist haben wir des Öfteren kleine bis mittelgroße Bandenkriege zu beklagen. Wie oft passiert es, dass uns ein Anruf einer benachbarten Schule mit einer Warnung erreicht, dass eine Meute wütender Schüler unterwegs ist um die "Gegner" einer anderen zu bekämpfen. Ich wage es nicht, mir vorzustellen was passiert wenn sie sich eines Tages geschlossen zusammenrotten um mal eben die Stadt aufräumen...
Nur...wer trägt eigentlich die Verantwortung dafür? Dieser Gedanke schwirrt mir immer wieder im Kopf herum und ist inzwischen ein allabendlicher Diskussionspunkt hier zuhause.

Seltsam, 08. August 2011, um 20:32

in Frankreich hat es doch vor Jahren schon damit angefangen
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Das ist zwar richtig, ich aber halte Frankreich nicht für ein geeignetes Beispiel, weil die Ursachen der dortigen Unruhen immer wieder in einer rassistischen Unterdrückung der nordafrikanischen Minderheit begründet ist und erst in zweiter Linie mit den allgemeinen Entwicklungen der Gesellschaft zu tun hat.
Die Frage ist in Frankreich eher, wann das auf den bürgerlichen Teil der Jugend übergreift.

Ex-Füchse #17674, 08. August 2011, um 20:36

@seltsam
Richtig! Es sind nicht die ethnischen "Minderheiten". Interessanterweise schließen sich bei uns die türkischen Schüler den rechtsradikalen Deutschen an und heben gemeinsam mit ihnen den rechten Arm zum verbotenen Gruß. Da setzt mein Verständnis völlig aus!

Ex-Füchse #17095, 08. August 2011, um 20:36
zuletzt bearbeitet am 08. August 2011, um 20:43

@Jule:
nein, ich sagte ja auch nicht, dass es nur daran liegt. Das komplette System ist Verursacher dessen: Profit & Gewinn als Maxime.
Dazu kommt aber, dass die sozialen Absicherungen verschärft werden. Schaut man nur beispielsweise zur Krankenversicherung und dabei zu Herrn Phillip Rösler wird ein Geringverdienender und dessen Familie sich bald keine vernünftige Behandlung mehr leisten können.

Ex-Füchse #197, 08. August 2011, um 20:42
zuletzt bearbeitet am 08. August 2011, um 20:49

Das gab es doch schon immer Jule...Privatschulen,Kindergärten,Kliniken,Altersheime etc.
Für die Deutschen ist die soziale Sicherung am wichtigsten,das belegen Umfragen in allen Schichten.
Gebraucht zu werden,auch hier gibt es Wege und Möglichkeiten : Ehrenamtliche Tätigkeit,1-Euro Jobs,400 Euro Jobs ( über 10 Millionen in Deutschland ).
Ich weiss von was ich spreche,ich habe 12 Monate einen 1-Eurojob gemacht,davon profitiere ich heute noch im Rahmen eines 400 Eurojobs.Ich war immer mindestens in einem geringfügigen Beschäftigungsverhältnis.
Die Mittelschicht trocknet langsam aus,da hast Du recht.
Jugend - & Strassengangs,Hooligens gab es schon in den Achzigern Felo ...

Karla Zahnersatz für Geringverdiener oder Hartz4 Empfänger ist kostenlos bei uns im Vergleich zu den USA.Da werden kostenlos Zähne gezogen,das war es dann aber auch.
Bei uns gibt es kostenlose Brücken/Gebisse ...das wird sich auch nicht ändern.
Und was die FDP sagt ist völlig uninteressant,die kommen eh nicht mehr an die Macht.Wo stehen die bei Umfragen,wenn heute Bundestagswahl wäre,bei 4 % :-))

Ex-Füchse #6093, 08. August 2011, um 20:46

In Hamburg haben wir es im letzten Jahr erlebt, wie Schulreformen verhindert werden.

Die Initiative "Wir wollen lernen", die sich gegen die Einführung der Primarschule ausgesprochen hat und an den Gymnasien festhalten will, hört sich zuerst einmal gut an, aber es steht dahinter eine eindeutige Zweiklassengesellschaft.

die Wahlbeteiligung in den Elbvororten und in den privilegierten Stadtteilen war besonders hoch - sie lag bei bis zu 40 Prozent. In diesen Stadtteilen leben besonders viele Gegner der Primarschule.
Die Elternschaften aus Stadtteilen, wo die nicht so Bevorteilten leben, haben teilweise den Aufruf zum Volksentscheid gar nicht wahr oder nicht ernst genommen.

Es ist, glaube ich, ein zu schwieriges Thema … und ob wir hier die Politik so hervorkehren sollten, da bin ich mir nicht sicher

Ex-Füchse #17674, 08. August 2011, um 20:59

Und...es tut mir ja leid, das so sagen zu müssen, aber das Geburtenverhältnis von arm und reich klafft inzwischen weit auseinander. Es gibt so viele Familien, die Hartz4 Empfänger sind und ein Kind nach dem anderen in die Welt setzen. Warum? Weil es ihnen damit gut geht. Klar, sie nehmen einfach die Mittel wahr, welche ihnen von der Politik angeboten werden. Soll man sie diesbezüglich zur Verantwortung ziehen?
Aber jetzt erzähl ich mal eine Geschichte. Letztes Jahr bekam jede Hartz4-Familie 100 Euro pro Kind für Lernmittel vom Arbeitsamt. Eine Mutter mit 9! Kindern hat es dennoch fertig gebracht ihre Tochter nicht mit den notwendigsten Sachen zu versorgen. Statt dessen kam die Mutter zum Elternabend in die Schule - mit einer Haarverlängerung für 600 Euro....Ein Extrembeispiel, aber viele unserer Kids bringen noch nicht einmal einen Bleistift mit zur Schule. Wie soll ich darauf reagieren??? Ich weiß ja, dass die Eltern die Verantwortlichen sind...aber die kriegt man auch nicht ans Telefon.
Nicht falsch verstehen: Das Problem ist einfach, dass es die Politik ermöglicht! Nur glaube ich, dass unser System hier kurz vor dem Kollaps steht....
Nur 2% unserer Schulabgänger haben eine Lehrstelle! 2 PROZENT!! Und davon schmeisst die Hälfte die Ausbildung nach einigen Wochen, weil der Job soooo anstrengend ist (ich merke gerade, dass ich mich mal wieder heiß schreibe...ich hör lieber auf ;-) )

sashimi, 08. August 2011, um 21:04

Nur 2% unserer Schulabgänger haben eine Lehrstelle! 2 PROZENT!!
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also diese Zahl kann ich ja nun gar nicht glauben.

Ex-Füchse #17674, 08. August 2011, um 21:09

@sashimi
Tu es mal lieber *grummel*
Die meisten gehen auf das Berufskolleg, oder...wie sie es nennen "Berufscollege", oder besuchen die VHS um den mittleren Abschluss nachzuholen, weil sie Architekt, Zahnarzt, Manager (O-Ton) werden wollen.
Von unseren 40 Abgängern dieses Jahr hat einer eine Lehrstelle...noch Fragen? (Ok...das sind 2,5%...)

HDF, 08. August 2011, um 21:09

es ist ja die größte "Errungenschaft", dass wir immer mehr amerikanisieren in Deutschland, alles was, damit verbunden in unser Land schwappt, wird mithelfen, dass die Schere immer größer wird und der Weg in mehr Kriminalität mündet, nur wer hat ein probates Mittel dagegen? Wenn der Egiosmus nicht wieder in vernünftige Bahnen zurückgeführt wird, sehe ich leider die Probleme größer als kleiner werden und eines ist für mich viel schlimmer, die Regieungen kriegen es nicht fertig (wollen sie es überhaupt), den Banken das Zocken zu verbieten (sie dürfen Geld verleihen und Spareinlagen verwalten und nicht mehr gehört zu ihren Aufgaben) und den selbsternannten Finanzjongleuren (Rating-Agenturen und Fonds) das Handwerk zu legen, wird es über kurz oder lang den großen Knall geben und die Bevölkerung zahlt die Zeche, hoffentlich endet es nicht in einem Krieg, man könnte noch soviel dazu schreiben, aber jetzt spiele ich lieber, leider lösen wir das Problem nicht

sashimi, 08. August 2011, um 21:10

nun ja ich habe das eher bundesweit betrachtet.

Ex-Füchse #17674, 08. August 2011, um 21:11

Nachtrag...nach der VHS machen sie "selbstverständlich" Abitur auf der Abendschule...

Ex-Füchse #17674, 08. August 2011, um 21:12

@sashimi
Ok...das weiß ich natürlich nicht! Aber ich sprach ja auch nur von den Kids unserer Schule....

sashimi, 08. August 2011, um 21:19

ok ich hatte den Bezug auf deine Schule überlesen.

Ex-Füchse #197, 08. August 2011, um 21:26
zuletzt bearbeitet am 08. August 2011, um 21:42

Liebe Felu,so schlimm das alles ist,es sind Ausnahmen,nicht die Regel :-)
Wenn Frau neun Kinder hat,wahrscheinlich noch von mehreren Männern,dann hat sie ein sextes Hobby,da muss Frau schliesslich für die Männerwelt attraktiv bleiben,Haarverlängerung,trendy styling + Klamotten obligatorisch :o)

Ich arbeite selbst an einer Gesamtschule in Laatzen,erst im Freizeitbereich mit 9-12 Jährigen,heute leite ich eine Schach-AG.
Im Freizeitbereich gab es zwei Kinder,eine 9 J wirklich Süsse und ihren älteren 12 Jährigen Bruder,der durch einen Autounfall gehandicapt war.Er war jähzornig ( leichter Gehirnschaden durch den Unfall),der war als Schläger verschrien und stand kurz vor dem Rausschmiss in der Schule.Beiden Kindern habe ich mich persönlich angenommen.Die Kleene,aus einer 9 Kinderfamilie hatte oft weder etwas zu trinken oder zu essen,geschweige denn Geld mit.Ich gab ihr etwas zu essen,zu trinken und manchmal etwas Geld,damit sie sich etwas aus der Cafeteria holen konnte.Sie blieb oft bis 15 Uhr in der Schule,weil zuhause kümmerte sich niemand um sie,im Gegenteil sie durfte nachmittags oft noch auf ihre 4 J- Schwester aufpassen,wozu sie verständlicherweise keine rechte Lust hatte.Die Kleene hatte bei mir so etwas wie Narrenfreiheit,was andere Kinder neidisch werden liess.
Ihr Bruder,mit dem führte ich stundenlange Gespräche.Er wurde von Mitschülern durch verbale Attacken provoziert.Ich sagte den betreffenden Schülern,wenn sie den Jungen nicht in Ruhe lassen,erteile ich ihnen Hausverbot im Freizeitbereich.Erst nahmen sie mich nicht ernst,aber Leiterin Freizeitbereich und Schuldirektorin standen hinter mir bzw. ich hatte ihren Segen und das als damaliger 1-Eurojobber.Dem Bruder riet ich Sport zu treiben,dort seine Agressionen abzubauen.Er war damals mit in meiner Fussball-AG oder wir tobten uns beim Krökeln aus.

Ex-Füchse #365, 08. August 2011, um 21:36
zuletzt bearbeitet am 08. August 2011, um 22:02

Ich sehe da auch folgendes Problem:
Viele Jugendliche (und auch Erwachsene) der weniger privilegierten sozialen Schichten können nur eingeschränkt oder gar nicht am gesellschaftlichen Leben teilhalben.
Wenn ein Kinobesuch, der Gang in den Zoo oder ins Schwimmbad für eine kinderreiche Familie gleich das Wochenbudget verschlingt, dann leisten diese Leute sich das doch höchstens zwei bis dreimal im Jahr. Ansonsten hängen die Kinder auf der Straße rum oder vorm Compi. Manche Kinder können aus finanziellen Gründen keinen Sportverein besuchen, von Musikschulen und ähnlichen "vornehmen" Einrichtungen ganz zu schweigen.
Aber da gibt es für die einen die islamistische Moschee, in der man gratis kickern, Tee trinken, spielen kann und nebenher indoktriniert wird oder für die anderen die Jungendeinrichtungen der NPD mit kostenlosen Spiel- und Freizeitangeboten.
Da entwickeln sich Parallelgesellschaften und wir bemerken das nicht mal.

Doc_Jule, 08. August 2011, um 21:50

ich denke, man kann es drehen und wenden wie man will, um eine Erkenntnis wird man kaum herumkommen: Demokratie kann nur "leben" wenn ein breiter Teil der Bevölkerung in Mindestmaß an Bildung besitzt, und das nicht nur in Hinblick auf Selbstverständlichkeiten wie Lesen, Schreiben und Rechnen sondern und auch, und das ganz besonders, Hinblick darauf, gesellschaftliche Prozesse zu erkennen. Solange Kinder in den Schulen mehr oder weniger "verwaltet" werden und Bildung in erster Linie davon abhängt, welchen Bildungsstand und welche finanziellen Mittel ihre Eltern besitzen, sehe ich schwarz für die weitere Entwicklung der Demokratie in den meisten Ländern Europas. Ich habe mich schon oft gefragt, ob dies so gewollt ist??? Wer nicht analysieren kann, lässt sich leichter ein x für ein u vormachen, die Kehrseite der Medaille ist jedoch, dass JEDER diesen Menschen etwas weis machen kann, er muss es nur geschickt anstellen...."Denk ich an Deutschland in der Nacht, so bin ich um den Schlaf gebracht...." wie überaus aktuell........

Doc_Jule, 08. August 2011, um 21:53

@Eva
genau! Armut in unserer Gesellschaft bedeutet nicht, Hunger zu leiden, kein Dach überm Kopf zu haben oder keine Kleidung. Armut bedeutet, am gesellschaftlichen und kulturellen Geschehen nicht teilhaben zu können....

Ex-Füchse #197, 08. August 2011, um 21:54
zuletzt bearbeitet am 08. August 2011, um 22:00

Diese Aufgaben übernehmen doch schon längst die Schulen,gerade die Gesamt/Ganztagsschulen leisten da hervorragende Arbeit.
Schule bis 13.15,in Ausnahmefällen bis 15.15 Uhr,ab 13.45 die Arbeitsgemeinschaften.
Teilnahme an zwei AG s sind übrigens Pflicht!
Meine Schule bietet ca. 40 AG s an,da ist wirklich für jeden etwas dabei.Die AG s finden einmal wöchentlich statt,da ist alles dabei: Sport von Badminton bis Tauchen,Volleyball / Windsurfen oder kreative Sachen zB Töpfern,Malen,Kochen,Theater AG etc oder Spiele von BacKGammon bis Skat,Schach etc.
Schwimmen haben manche Klassen einmal wöchentlich inclusive Erlernen von Schwimmen.
Tagesausflüge mehrfach ganztägig im Jahr Zoobesuche,Erkunden von Natur,aber auch sammeln von Spenden für sozialschwache,Kranke oder Tiere.

Als ich zur Schule ging,hatte ich weder Schulbücherei noch ein Schul-Internetcafe,sondern wir bolzten mit einem Tennisball auf dem betonierten Schulhof.
Das war es dann :o)

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