Unterhaltung: Gesellschaft

Ex-Füchse #365, 10. August 2011, um 17:22
zuletzt bearbeitet am 10. August 2011, um 17:25

Also, es tut mir leid, aber wer aus Stonis Text herausliest, dass er westliches Doping als Kavaliersdelikt betrachtet, der hat den Beitrag wohl nicht richtig verstanden.
Natürlich ist Doping gleich verwerflich, egal, ob es östlich des eisernen Vorhanges betrieben wurde oder westlich davon.
Aber der Radprofi, der sich von Fuentes mit Epo vollpumpen lässt, weiß was er tut. Und wenn er die Epo-Spritze nicht haben möchte, dann muss er nur "nein" sagen. Die Kinder und Jugendlichen, die in der DDR gedopt wurden, konnten dies nicht.
Da liegt der große und gravierende Unterschied.
Natürlich war "drüben" auch nicht alles schlecht. Aber es war vieles schlecht!
Und sicher ist hier auch nicht alles gut. Dieser Thread wurde ja von Seltsam aufgemacht, WEIL er Missstände hier in unserem Land zur Sprache bringen und diskutieren wollte. Und sowohl die Beiträge von Seltsam selbst oder von Stoni und auch die von mir sind doch nicht mit Scheuklappen oder rosaroter Brille geschrieben worden. Wir wissen doch alle, dass es hier in Deutschland vielerorts Handlungsbedarf gibt.
Aber deshalb nun in DDR-Nostalgie zu verfallen, das kann es doch nun wirklich nicht sein.

Stoni, 10. August 2011, um 17:29

Genauso ist es Eva, ob mit einem Jugendlichen etwas gemacht oder ein Erwachsener selbst zum Dopingsünder wird, ist ein Unterschied.
Natürlich bekommt ein westlicher Radsportler deutlich vermittelt: Junge Deine Leistung reicht nicht für eine Vertragsverlängerung. Dann greift er nicht freiwillig aber immer noch selbstbestimmt zur Droge.

Aber ich möchte nicht länger den Themenstrang out of topic führen. Soziale Ungleichheit und ihre Frustfolgen sind auch in der ehemaligen DDR systembedingt und zwar durch unser westliches System.

Doc_Jule, 10. August 2011, um 17:35
zuletzt bearbeitet am 10. August 2011, um 17:35

Ich glaube nicht, dass man mir jetzt "Ostalgie" unterstellen kann. Aber ich finde schon, dass wir eine einzigartige historische Chance versäumt haben, als es darum ging, 2 deutsche Staaten (wieder) zu vereinigen. Durchaus positive Dinge, wie Kinderbetreuung und damit auch Förderung der Gleichberechtigung, der Versuch, möglichst allen Menschen Erwerbstätigkeit zu ermöglichen, all diese Dinge wurden nicht einmal als erhaltenswert diskutiert sondern unsere westliche Gesellschaftsordnung wurde den neuen Bundesländern einfach "übergestülpt".
Natürlich wurde dabei gelogen und falsche Versprechungen gemacht. Aber wie hätten denn die neuen Bundesbürger dies auch erkennen sollen? Ihre "Information" bestand aus der Verteufelung des "Klassenfeinds" einerseits und der heilen Werbewelt des Westfernsehens auf der anderen Seite.
Dass die Realität irgendwo dazwischen liegt, mussten viele erst durch bittere eigene Erfahrung lernen. Ein wenige mehr Überlegung und ein bisschen weniger "Hauruck" hätte der neuen Gesamtgesellschaft meines Erachtens gut getan....

Ex-Füchse #365, 10. August 2011, um 18:00
zuletzt bearbeitet am 10. August 2011, um 18:02

Sicher, Jule!
Dass der Einigungsvertrag mit viel zu heißer Nadel gestrickt wurde, darüber gibt es zumindest aus meiner Sicht keine Zweifel.
Auch mir wäre es lieber gewesen, wenn die DDR nicht einfach der BRD einverleibt worden wäre, sondern man versucht hätte, aus beiden Staaten ein neues, moderneres Deutschland zu bauen.
Wobei allerdings die Gesellschaftsordnung der BRD als Grundlage des Ganzen schon OK war, finde ich.
Man darf m.E. bei all der berechtigten Kritik an unserem derzeitigen System jetzt bloß nicht den Fehler machen, Vergangenes schön zu reden.
Wir müssen kucken, was hier schlecht läuft und das ist zur Zeit leider eine ganze Menge.
Wenn ich heute schon wieder das Geschwafel von Herrn Lindner (FDP) höre, man sollte auch den Leuten über 58 höchstens 1,5 Jahre Arbeitslosengeld gestatten und danach Hartz4, dann wird mir schlecht.
Dagegen muss man sich wehren und nicht längst abgehakten Fakten hinterher trauern.

Ex-Füchse #197, 10. August 2011, um 19:36
zuletzt bearbeitet am 10. August 2011, um 19:42

Ich möchte die DDR wirklich nicht schön reden,aber Jule (danke ! ) hat es auf den Punkt gebracht!

Eva,das was Lindner sagt,ist natürlich Blödsinn.
Ich beziehe selbst zZ ( wieder ) Hartz4,habe 250 Bewerbungen geschrieben,bis auf eine feste Anstellung in 12 Monaten leider kein Job.
Wenn ich sehe,wer alles Hartz 4 bezieht!
Da sind Ingenieure,Studierte,Selbstständige,Freiberufler,Handwerksmeister.
Egal ob krank,Sonderschule,ohne Ausbildung oder Studierte oder 40 Jahre geklebt,alles wird in einen Topf geworfen.
Das kann man in einer Leistungsgesellschaft nicht machen!

Zitat : Soziale Ungleichheit und ihre Frustfolgen sind auch in der ehemaligen DDR systembedingt
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Ich bin gebürtiger Hannoveraner,hatte früher Verwandte in der DDR.

Kvothe, 11. August 2011, um 15:55

@Seeadler (formerly known as Dorftaube;)
"Das kann man in einer Leistungsgesellschaft nicht machen!"
Doch, das kann man und das wird man. Als Leistung wird dort Anerkannt was man "jetzt" erbringt und nicht was man "früher" mal erbracht hat.
Nicht erstrebenswert, aber leider Realität.

Ex-Füchse #197, 11. August 2011, um 15:58

Das wird in einigen Jahren bei der RV Rente auch so kommen.
40 Jahre,20 Jahre,0 Jahre geklebt? Egal,es gibt nur die Einheitsrente :o)

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