Unterhaltung: Coronavirus

Felurian, 22. März 2020, um 21:10

Wenn er nicht auf dem Schlauch steht!

Hase_Hase, 22. März 2020, um 21:20

Wir hamstern ja Zeit!

Lappen, 22. März 2020, um 21:28
Dieser Eintrag wurde entfernt.

Seb1904, 24. März 2020, um 09:47
zuletzt bearbeitet am 24. März 2020, um 09:52

Na - beginnt die Decke schwerer zu werden oder fällt sie schon auf den Kopf?

Mein kleiner (13-jähriger) Sohn machte sich gestern zum ersten Mal so seine Gedanken. Er hätte sowas ja noch nie erlebt - wie das denn mit mir wäre....

Habe ich natürlich auch nicht. Wir Kinder der 60er und 70er haben ja durchaus die Gnade der richtigen Geburt erfahren. Wir haben keinen Krieg erlebt, keinen Hunger, (im Westen) keine Diktatur, keine Seuche und keine Naturkatastrophen. Die einschneidenden Ereignisse (also die, an die man sich lebhafter erinnert als an andere, und die, an die sich im Grunde alle erinnern) waren die Mondlandung, die Phase des RAF-Terrors, der Kalte Krieg, Tchernobyl, der Mauerfall, die Wiedervereinigung, die Einführung des Euro .... und drei Weltmeisterschaften, wie der Kleine, den Fokus auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben lenkend, einschob. (Dass er unbedingt hinterherschicken musste: „und keine Schalker Meisterschaft...“ nehme ich ihm noch nichtmal übel. Ich liebe seinen Humor, seine Schlagfertigkeit und seinen Mut. Und für das PS hat es aller drei Zutaten bedurft).

Mit den Augen eines Kindes klingt schon das nach einem bewegten Leben. Aber es war und ist ein ruhiges Leben in Frieden und Freiheit.

Dann hat er weiter gefragt - nach seinen Großeltern, also meinen Eltern. Die hat er nie kennenlernen dürfen. Beide sind viel zu früh verstorben. (Krebs, übrigens, ist ein Arschloch. Und wenn man in den 60ern an Therapien forschte, um ihn zu besiegen, hat man halt mangels besseren Wissens noch auf heute selbstverständliche Dinge wie Bleischürzen bei Strahlenexperimenten verzichtet und knapp 20 Jahre später die teure Zeche bezahlt. Die beteiligten Kollegen sind sämtlich keine 60 geworden....)

Weshalb dieser Einschub? Weils in die Zeit passt. Schützt Euch, auch wenn Ihr nicht genau wisst, wie, warum , womit und wogegen! Aber machts einfach. Ihr werdet vielleicht dumm angeschaut - habe ich gestern bemerkt, als ich erstmals mit Mundschutz beim Einkaufen war. Ist mir aber egal. Rolex kann jeder - Mundschutz ist das neue Statussymbol!! Mundschutz (als pars pro toto für die derzeit angeratenen Hygienemaßnahmen) ist vielleicht nicht lässig. Kein Mundschutz aber ist nachlässig und kostet vielleicht Leben - und eventuell nicht mal Euer eigenes!

(Noch ein Einschub: gestern kam ein Rundschreiben der Koblenzer Krankenhausleitung an - Thema Mundschutz und dass sie knapp werden in der Klinik. Darin fordert man allen Ernstes auf, dass man bei Zeit und Gelegenheit solche Dinger selber nähen und so zur Engpassbekämpfung beitragen solle... wem also, siehe oben, die Decke auf den Kopf fällt, der könnte heute 50 oder 100 von den Dingern durch seine Nähmaschine jagen und bei lokalen Gesundheitseinrichtungen abliefern. Ich bin mir sicher, man wird es danken...)

Zurück zu meinem Kleinen und dem mitten in der Nacht geführten Gespräch über die Ahnen. Vielleicht hatte er den Eindruck, neues erfahren und was gelernt zu haben. Genaugenommen ging es eher mir so. Man kommt von Hölzchen auf Stöckchen und dann noch eine Generation zurück.

Und damit waren wir dann bei dem, was uns beide am meisten beschäftigt hat und, jedenfalls mir, die Augen nochmal geöffnet. Wir haben ein geiles Leben, trotz corona. Corona ist ein Fliegenschiß in der Geschichte und wird es auch bleiben.

Wir haben dann mal zusammengetragen, was seine Urgroßmutter so alles erlebt hat, meine Oma also. Geboren 1896, mit achtzehn (so alt wie mein Großer heute) am Beginn des ersten Weltkrieg stehend. Nix mit ausschweifender Jugend. Die Männer, ach was, die Knaben, die Jungs zogen alle in den Krieg. Meine Oma war die erste Frau, die in Schleswig-Holstein den Führerschein gemacht hat - sie fuhr ihren Vater, den Landarzt und Geburtshelfer, zu seinen Patientinnen auf die Höfe der Umgegend. Ihr großer Bruder wurde auch Arzt und starb mit 31 an einer Infektion, die er sich beim Patienten einfing. Das ging meinem Kleinen sehr nahe - dass der Bruder sterben könnte, war nicht auf seinem Schirm.

Nach dem Krieg der erste Wiederaufbau, Hochzeit, die wilden Zwanziger (ich hoffe, sie hat zumindest die genossen), Währungsverfall, Inflation, dann die Reichsmark. Schließlich die Geburt der einzigen Tochter - 1931. Kurz darauf der Beginn des Nationalsozialismus. (Wäre schön, wenn man heute sagen könnte, sie war dem Widerstand zugetan. Wäre aber gelogen...). Kriegsbeginn. Der zweite große Krieg, den sie in voller grausamer Länge miterleben muss. Der Mann zog als Soldat in den Krieg - mit Rommel nach Afrika. Über diese Jahre hat sie nie viel erzählt - immer nur die Heldengeschichten von Rommel und ihrem Mann, dem Major. Dass man aber aus Angst vor dem Krieg und dem Feind die einzige Tochter weit weg zu Verwandten ins Allgäu schickte, muss ja Gründe gehabt haben. SIE hat nach dem Krieg das teilweise zerstörte Haus wieder aufgebaut und noch während ihr Mann in Gefangenschaft war, das Geschäft wieder ins Leben gerufen. 1949. Wieder neues Geld. 1952 erst kommt ihr Mann aus der Gefangenschaft heim - immerhin, er kommt heim.
Aber er ist gebrochen. Er starb wenige Jahre nach meiner Geburt - meine Erinnerung ist sehr verschwommen, aber es muss wohl meine Oma gewesen sein, die ihn mit durchzog. Nach ihrem Mann stirbt dann auch ihr Schwiegersohn - und der kam für sie gleich nach dem lieben Gott. Dann erlebt sie noch den Fall der Mauer und die Einführung der nächsten Währung - der wievielten eigentlich in ihrem Leben? - und stirbt 96-jährig nur wenige Monate vor ihrer Tochter.

Heute wäre sie 124 Jahre alt geworden. Gruß nach oben - auch vom Urenkel!

So im direkten Vergleich: uns gehts gut! Verdammt gut. Trotz allem. Wäre schön, wenn der heute noch Kleine in 30 Jahren auch mal mit seinem Kinde plauschen und in Heldengeschichten der Ahnen stöbern kann, und vielleicht auch was draus lernen....

Bleibt gesund!

(Sorry to bother you. Aber man hat ja viel Zeit in dieser Zeit.... und was will man schon machen, wenn einem die Decke auf den Kopf fällt...)

((edith für Umbrüche folgt...))

Truemmerfrau, 24. März 2020, um 10:01

"SIE hat nach dem Krieg das teilweise zerstörte Haus wieder aufgebaut [...]"

Die Frau hat meine volle Sympathie 👍

SpanischerGockel, 24. März 2020, um 10:12
zuletzt bearbeitet am 24. März 2020, um 10:15

Ich kann mich einigen Worten von Seb nur anschliessen.
Spanische Programme schau ich seit Tagen nichr mehr - halt ich nicht mehr aus....
10 Tage bereits völlig eingeschlossen - das ist auch für mich absolut neu - und ja, das ist nicht einfach.
Wenn ich dann aber die Bilder aus Kliniken von Madrid über Whatsapp oder Face sehe, mir eine ofizielle Ansprache eines Militärs reinziehen muss, dass bei Desinfektionsarbeiten des Miltärs gestern 7!! Altersheime/Pflegestellen vorgefunden wurden, wo sich das komplette Pflegepersonal (u.a. Nonnen!) verpisst haben, die Menschen einfach seit Tagen ihrem Schicksal überlassen wurden....
Wenn zur Risikogruppe plötzlich auch Schwangere und Kinder zählen, von den steigenden Fall- und Todeszahlen ganz zu schweigen.
Ja dann fällt es mir gar nicht mehr so schwer wie in kriegsähnlichen Zuständen in meiner Hütte zu bleiben und darauf zu verzichten meinen Sohn zu sehen. (Das ginge sicher, weil man kennt ja "Juan&Pepe... "halte ich aber für verantwortungslos).
Gsd habe ich eine grosse Terasse und erwische ab und zu auch mal nen Sonnenstrahl und mir geht es im Verhältnis zu vielen zigtausenden die hier gerade um ihr oder aber für das Leben anderer kämpfen saugut!
Ich apelliere nochmals an ganz Deutschland: bleibt zu hause, so helft ihr den Ärzten, Pflegern etc. am besten!
Ich drücke Euch allen die Daumen, dass Euch die Szenarien, die sich in Italien und Spanien abspielen wirklich erspart bleiben!
Ich versuche positiv zu bleiben und mein Umdeld hier per Social Media zu bespassen... mehr geht hier nicht!

Bleibt gesund!!

Ex-Füchse #113540, 24. März 2020, um 10:19

Absolut erschreckend, Gockel. Bleib gesund.

TurboJo, 24. März 2020, um 10:29

@Seb1904: Einer der besten Kommentare seit langem 👏

Frollein_Schmutz, 24. März 2020, um 10:30

Hab ich eigentlich schon mal erwähnt, dass Mia dieses allerorts vernehmbare "Bleib gesund!" (jeder zu jedem - und umgekehrt) gehörich auf'n Piss geht? 😔

Das is noch drölfmal schlimmer als dieses mütterliche "Fahr vorsichtich!" 👎

TurboJo, 24. März 2020, um 10:30

@gockel: bleib gesund 🙏

Frollein_Schmutz, 24. März 2020, um 10:34

^^

Ex-Füchse #100386, 24. März 2020, um 10:36

Das kann ich gar nicht fassen, Gockel. Furchtbar. Pass auf Dich auf!

Frollein_Schmutz, 24. März 2020, um 10:36

Dieses 'Bleib gesund!" is übrigens ein Tritt in die Klöten (w/m/d) aller Kranker.

Isso ☝️

Ex-Füchse #113540, 24. März 2020, um 10:38

@ Mia, dann schreibe ich mal anders.

Gockel, ich erfreue mich daran, wenn ich dich hier immer wieder mal lese. Auch wenn du mit mir so manchen Spott treibst.

SpanischerGockel, 24. März 2020, um 10:39

Mia, bleib einfach so, wie du bist: NETT, zurückhaltend. Achja, fahr vorsichtig damit du gesund bleibst.
Und jetzt klappe und mach Umbruch.

Frollein_Schmutz, 24. März 2020, um 10:39

Dass ihr Euer Verhalten an Mias Befindlichkeiten ausrichtet, will ich nu aber auch nich ... 😔

SpanischerGockel, 24. März 2020, um 10:40

S.o.^^

Frollein_Schmutz, 24. März 2020, um 10:42

Quak Du Mia lieber nich ins Gazpacho! 🍲

Ex-Füchse #149222, 24. März 2020, um 10:46

Vorschlag zur Guete: „Hau rein“. Besser?

Frollein_Schmutz, 24. März 2020, um 10:52

🔝

Nur noch zu toppen durch 👉 "Hau Reiner!" 👌

Frollein_Schmutz, 24. März 2020, um 10:54

Im Ostfriesischen gips noch das:
👉 "Holl hum stief!"

Das is aber eher unter älteren Herren verbreitet ... 😕

Ex-Füchse #100386, 24. März 2020, um 11:14

Hau di nei?

Frollein_Schmutz, 24. März 2020, um 11:33

^^

Lappen, 24. März 2020, um 11:40
Dieser Eintrag wurde entfernt.

Kvothe, 24. März 2020, um 11:44

„Leg di nieder” wär unpassend?

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