Unterhaltung: Wo er Recht hat......

boomer01, 17. April 2013, um 11:11

ja super - und dann moechte ein single-oder zwei personen haushalt mal eine leckere gemuesesuppe essen..1 wirsing, 1 blumenkohl, 1 bund moehren etc.
jetzt komm mir nicht damit "dann frier doch den rest ein"...
will heissen, dann muessen sich die anbieter auch umstellen...kleinere mengen anbieten

Doc_Jule, 17. April 2013, um 11:12
zuletzt bearbeitet am 17. April 2013, um 11:13

in Deutschland lagen 2010 15,8% der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze (weniger als 60% des durchschnittlichen Einkommens, 2011 und 2012 ca 2.700 Euro brutto, also 1.628 brutto) (Quelle Focus Money Online, haetten-sies-gewusst.blogspot)
Wie diese Familien "nachhaltig" agieren können, muss mir mal jemand vorrechnen...:-(
PS es geht mir NICHT (nur) um die HartzIV-Empfänger

Doc_Jule, 17. April 2013, um 11:15

außerdem ist es Wurscht, ob es "unseren" Armen besser geht als dem Mittelstand in Indien, die Frage war doch, ob jeder sich "Nachhaltigkeit" im Konsumverhalten leisten kann

Kvothe, 17. April 2013, um 11:19

Nachhaltig muss nicht immer teurer sein, im Gegenteil. Schrebergärten wurden nicht als Naherholungsoase beackert, kaufen im Bauernladen, saisonales Gemüse kaufen, da gibt es einige Möglichkeiten. Ein verbessertes Angebot, siehe Boomers Einwand, unterstützt diese Entwicklung, aber ein Stück Eigeninitiative wird schon benötigt.
So, ich blanchiere jetzt das Gemüse für das abendliche Hundefutter, ich bin so dekadent.

Doc_Jule, 17. April 2013, um 11:28

naja, wenn du z.B. Ökostrom- oder Gas kaufst, ist es teurer, ebenso wie sozial und ökologisch unbedenklich produzierte Klamotten, verbrauchsärmere Autos oder auch Fleisch aus artgerechter Haltung. Man will ja nicht nur Gemüse essen (ich jedenfalls nicht ^^)

boomer01, 17. April 2013, um 11:30

du sitzt doch an der quelle fuer preiswertes fleisch...

Stoni, 17. April 2013, um 11:50

manne:
'Einem Hartz4 Menschen in Deutschland geht es deutlich besser als dem Mittelstand in Indien.'

Kvothe:
Absolut gesehen ja, relativ betrachtet nein.
Es gibt ja noch ein paar andere Aspekte (neben dem finanziellen) die Lebensqualität beinhalten.

Stoni:
Ein sehr interessanter Aspekt. In Indien oder - für mich besser zu erzählen - in RUS ist das Leben der Menschen darauf ausgerichtet, wenig Geld zu haben.

Man besucht sich gegenseitig zu Hause oder auf der Datscha und trifft sich nicht in Kneipen, Restaurants oder Kino ...

Gutes Gemüse, Melonen, Kräuter, bauen die Menschen selbst in den Datschen an, bzw. verkaufen es die Babuschki günstig am Strassenrand ... Essen ist Teil der Lebenskultur, bekommt Aufmerksamkeit und wird oft zelebriert ...

Die Menschen unterstützen sich traditionell gemeinsam und leben vieles gemeinsam, soweit sie noch nicht von unserer neokapitalistischen Ego-Mentalität befallen sind.

Insgesamt sehe ich viele (arme) Menschen, die sich ihre Lebensqualität näher an der Natur und in der Gemeinschaft bewahrt haben, im Gegensatz zu Vereinsamungs-Tendenzen bei uns, wenn man am Konsumleben nicht einfach teilhaben kann.
Ist der einzelne stark, hat er auch bei uns genug Spielraum, es sich mit weniger Geld gut gehen zu lassen, gesünder zu ernähren, sich auch jenseits des Konsumterrors vernünftig zu beschäftigen ... es ist aber viel Eigeninitiative nötig.

boomer01, 17. April 2013, um 11:57

klar, auf dem mittelstreifen auf der b1 gedeiht das gemuese praechtig...
bei uns leben nun einmal die meisten armen menschen in der stadt

Seb1904, 17. April 2013, um 12:06

Die Verhältnisse sind zunächst mal wie sie sind.

Gebt den Menschen in Russland oder Indien die Gelegenheit nach unseren Normen und Möglichkeiten zu leben, und sie werden es tun. Zu einem Großteil jedenfalls. Wenn die alle Geld für ein Auto hätten, hätten sie eines.

Die Kunst, mit dem zufrieden zu sein was man hat, scheint mir womöglich andernorts ausgeprägter zu sein als hier bei uns.
Andererseits ist der Wunsch nach "Bessergehen", nach "mehr" und "schneller" der Motor für die Evolution. Ich fürchte fast, man muss die Reihe um "billiger" erweitern.

Ich habe weiß Gott nichts gegen eine autarke Gesellschaft, die ihre Lebensmittel, ihre Kleidung, ihren Luxus, ihre Energie selbst produziert. Aber ich weiss nicht ob diese Denke in die von Euch gewünschte Richtung führt. One world ist das jedenfalls nicht.

boomer01, 17. April 2013, um 12:08

ausserdem bezweifele ich, dass sich bei uns die armen menschen in kneipen, restaurants oder im kino treffen.
wenn, dann wohl eher an der trinkhalle oder pommesbude

Goldmurks, 17. April 2013, um 12:13

Zitat: "... ihre Energie selbst produziert."

*Klugscheißmodus an*

Energie kann man nicht produzieren - bestenfalls von einer in eine andere Form umwandeln.

*Klugscheißmodus aus*

Doc_Jule, 17. April 2013, um 12:43

boomer: "du sitzt doch an der quelle fuer preiswertes fleisch...
"
klar, am Monatsende plünder ich dann gern mal die "Familiengruft"^^

Ex-Füchse #365, 17. April 2013, um 12:52
zuletzt bearbeitet am 17. April 2013, um 12:54

Natürlich tragen wir als Verbraucher, Bürger, Eltern, Lehrer, Arbeitgeber einen gewissen Teil Verantwortung für vieles, das aus ethischer, sozial- oder umweltpolititscher Sicht nicht so läuft, wie es sollte und doch ist es nicht so einfach, immer richtig zu handeln.
Ich nenne mal ein Beispiel aus einer Gegend, die ich sehr gut kenne.
Südspanien. Dort, in der Gegend von Almeria wird ein Großteil von dem Obst und Gemüse produziert, das bei uns gegessen wird. Tomaten, Melonen, Paprikaschoten...das ganze Jahr über.
Für die Umwelt ein Desaster. Die zig Quadratkilometer großen Treibhausbatterien verschandeln die Landschaft, die Böden werden ausgelaugt und der enorme Wasserverbrauch führt zur Austrocknung ganzer Landstriche.
Auch aus dem sozialen Blickwinkel eigentlich grauenhaft. Die dort arbeitenden Afrikaner werden mit erbärmlichen Löhnen abgespeist und wohnen dort unter Bedinungen, die wir hier keinem Hund zumuten würden.
Ich esse das Zeug, das von dort kommt, nicht; schon, weil es mir einfach nicht schmeckt.
Und doch frage ich mich oft, ob ich damit richtig und ethisch verantwortbar handele. Denn zweifellos hat der Gemüseanbau der einst bitterarmen Gegend einen bescheidenen Wohlstand beschert. Vielleicht auf Kosten der ausgebeuteten Afrikaner. Aber was würde denn aus diesen armen Kerlen, die dort ein kümmerliches Einkommen erwirtschaften, wenn plötzlich niemand mehr Tomaten aus Almería kauft? So können sie zumindest ein paar Groschen zu ihren Familien in Burkina Faso oder Mali schicken und sie vorm Hungertod bewahren. Würden sie ihre Jobs verlieren, dann bräche für viele Familien in den Hungerländern eine Einkommensquelle weg.
Was ich damit sagen will? Es ist eben nicht immer so leicht wirklich das richtige zu tun. Und die Nase zu rümpfen über alle, die eben nicht nur Fairtrade-Produkte kaufen, ist oft einfach nur arrogant.

boomer01, 17. April 2013, um 12:55

richtig - und den deutschen spargel essen wir doch alle gerne, obwohl die leute auch nur einen hungerlohn bekommen

Stoni, 17. April 2013, um 12:58

Seb, RUS hat DEU mit 3.Mio neuzugelassenen Autos 2012 bereits erreicht und wird in 1-2 Jahren vorbeiziehen. Das BIP in Relation zum deutschen verbesserte sich von 21,7 % im Jahr 2004 auf 51,7 % in 2011, weiter stark steigend. Die Zahl der Armen sank von 40% in 1999 auf 15% in 2011 - übrigens etwas, was Putin nicht gerade unbeliebter macht.
Die BRICs werden ihren eigenen Weg weiter gehen.

Und boomer, ja sicher, Trinkhallen und Pommesbuden, Arme unter sich, toll, ... ist es nicht besser, man lebt das zu Hause oder im Garten und zwar Arme und Besserverdienende zusammen? Gefühlt werden 50% der Abendessen zusammen mit Familie oder Freunden eingenommen. Es gibt keine Ausgrenzung, wenn man kein Geld hat für teure Vergnügungen.

Natürlich ist der Wunsch nach 'Mehr haben' Motor für Wachstum, Seb, Evolution zum 'Bessergehen' ist das nur selten. Jede Gesellschaft hat ihre eigenen Normen und Möglichkeiten, teilweise sind sie auch unseren überlegen und das sollte man zum eigenen Wohl auch sehen. Internationale Arbeitsteilung wird es immer geben aber die Fair-Trade Bilanz gehört auf die Produkte wie die Bestandteile bei Lebensmittel.

Ex-Füchse #365, 17. April 2013, um 13:00

Wie boomer schon sagte:
Wo willst Du denn iin Berlin-Wedding oder in Duisburg-Rheinhausen so schnell nen eigenen Garten für den Anbau des eigenen Gemüses hernehmen?

boomer01, 17. April 2013, um 13:05

also stoni, ich kann mir fuer deutschland schwer vorstellen, dass sich die reichen mit den armen in einer
2 zimmer plattenbauwohnung treffen.
und in moskau z.b. leben doch auch genug menschen in der u-bahn oder erfrieren im winter.
warum kuemmern sich die reichen nicht um die ?

Ex-Füchse #5718, 17. April 2013, um 13:14

@Doc: Das mit der Armutsgrenze und der "Scheere" hat dann doch etwas mit Kapitalismus zu tun, den ja die meisten Deutschen immer noch für das A und O halten. Bitte schön.

Ich denke eh jeder muss selbst wissen wie er leben will. Ich kann mir nur einiges Gejammere auf dennoch gutem Niveau nicht mehr anhören. Wer täglich Gammelware aus dem Discounter holt obwohl man für den gleichen Preis qualitativ hochwertiger kochen kann, dem ist nicht zu helfen. Unser Bioschlachter auf dem Markt (Neuland) hat auch z.B. Hähnchenkarkassen für Lau. Wer sich dann lieber die verseuchte Brühe aus dem Glas antun möchte, soll das tun. Er soll aber nicht nicht meckern, dass die so teuer ist.

Stoni, 17. April 2013, um 13:20

Ich habe einen Garten im Wedding, Eva ))
Schrebergärten gibt's bei uns doch auch nicht viel weniger, oder?
Nein, um Gemüse- / FairTrade-Pflicht geht es mir gar nicht. Vieles ist aber auch eine Mentalitäts- und Einstellungsfrage. Im Gegensatz zu uns geben die Menschen in IT, ES, RUS viel mehr Geld aus für gutes Essen und zeigen Initiative. Dafür fahren sie Autos mit Beulen ... oder haben nicht immer die neuste Unterhaltungselektronik .. Wir haben größtenteils verlernt, uns mit Essen zu verwöhnen oder gegenseitig zu helfen, Nachbarschaft, Freundschaften, Familien ..

boomer, Besserverdienende sind keine Reichen. Die sind in RUS fast alles Verbrecher, Betrüger, korrupt, egomanisch hoch10 ... ausserdem sind die RUS von Terrys 3-Säulen weiter entfernt als wir im 19. JH .. Mülltrennung 0, Plastik wird offen verbrannt, Heizungen werden nur mit offenem Fenster reguliert, Gesundheitsbewusstsein 0, 60% der Männer rauchen, Wodka, ... TV läuft den ganzen Tag, ... teilweise übel ... aber sozial geübter sind sehr viele schon ... und ja, wenn ich in RUS bin, dann gibt es schon 6,7 Besuche/Monat in der Armen-Platte und 6,7 Besuche bei uns ... und immer spielt liebevoll bereitetes Essen eine grosse Rolle.

Ex-Füchse #365, 17. April 2013, um 13:58

Ok, Stoni, schön für Dich!
Ich selber habe damals, als meine Kinder noch klein waren, händeringend nach einem bezahlbaren Kleingarten gesucht, aber keinen gefunden.
OK, war noch vor der Wende, ist vielleicht inzwischen etwas einfacher.
Aber nen richtig armer Schlucker wird auch heute noch Schwierigkeiten haben, etwas Entschprechendes für sich aufzutun. Der Platz dafür ist doch schlicht nicht vorhanden.

Doc_Jule, 17. April 2013, um 14:36

@Manne, klar hat das alles was mit (ausuferndem, enthemmten) Kapitalismus zu tun, ich wäre die Letzte, die das bestreiten wollte...
und im Übrigen stimme ich Stoni in vielem zu, ich habe bisher kein einziges Land bereist, in dem so wenig Esskultur (das bedeutet für mich "gemeinsames Essen und frisch hergestellte Nahrung", eben mehr als nur notwendige Kalorienzufuhr) herrscht wie in diesem unserem Land :-(
Eine Folge gemeinsamen Essens ist sicher auch ein besserer sozialer Zusammenhalt (wobei hier die Frage nach Henne und Ei berechtigt sein dürfte)
Die gleichen Erfahrungen wie Stoni habe ich vor der "Wende" in Polen gemacht, die Leute hatten wenig bis nichts, aber aus dem Wenigen wurden immer etwas Leckeres zubereitet. Man half sich gegenseitig, einer hatte Hühner, einer ging angeln, einer hatte in seinem Garten Obst und Gemüse, es lief einfach....

Ex-Füchse #5718, 17. April 2013, um 14:50

Genau, es lief einfach. In Deutschland meckert man lieber.

boomer01, 17. April 2013, um 15:27

und in rumaenien und bulgarien haben sie noch weniger, also ruecken die menschen dort noch enger zusammen und sind noch sehr viel gluecklicher als die menschen in deutschland...
lasst mal die kirche im dorf, leute

Stoni, 17. April 2013, um 15:34

Diesen Tenor kann ich nirgends rauslesen, boomer.

Ex-Füchse #365, 17. April 2013, um 17:08

Genau so wenig kann ich hier irgendwo Gemeckere lesen.

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