Awteiker, 21. Dezember 2011, um 19:15
Allen Apotheken-Bashern gebe ich nur den Rat: Macht doch mindestens 1 Woche Praktikum in einer guten Apotheke. (Ja, ich weiß, ich gibt auch schlechte, wie halt in jedem Beruf.) Erst dann solltet Ihr Euch wieder zur Arbeit von Apotheken äußern. Aus vielen Postings hier spricht nur Unkenntnis und der blanke Hass. Schlimmstes Niveau.
Es ist leider so, dass Gesunde die Arbeit einer Vor-Ort-Apotheke nicht zu schätzen wissen. Das Problem ist nicht neu. Wer kann schon hinter die Kulissen schauen?
@Jule
Du glaubst gar nicht, wieviel Beratungsbedarf auch bei verschreibungspflichtigen Medikamenten in Apotheken besteht. Ich habe immer wieder Patienten, die ihre Medikamente falsch eingenommen haben. Heute gerade erst eine Frau, die ihre Schilddrüsenhormone abends mit dem Abendbrot geschluckt hatte. Apotheker sind letztlich
der "Hosenträger" zum "Gürtel", auch in Bezug auf die Rezeptkontrolle. Schön wäre es, wenn in Arztpraxen keine Fehler gemacht würde. Dort arbeiten aber auch nur Menschen.
Wer diese Sicherheit nicht haben will, darf ja nun ganz offiziell in Online-Apotheken bestellen. Da mache ich niemandem einen Vorwurf. Beschwert Euch nur später nicht, wenn Ihr dringend Medikamente braucht oder kaum noch krauchen könnt und die nächste Apotheke auf dem Land 40 km und mehr entfernt ist. Man schätzt etwas erst dann, wenn man es vermisst.
Ich möchte eigentlich hier nur DoKo spielen und nicht auf den Mist, den manche hier schreiben, reagieren müssen.
Ex-Füchse #365, 21. Dezember 2011, um 19:31
zuletzt bearbeitet am 21. Dezember 2011, um 19:33
Danke Motris und Opa!
Ich ärgere mich gerade ein wenig darüber, wie weit hier vom Thema abgeschweift wird.
Awteiker, wenn Du über Apotheken diskutieren willst, dann sei Dir das unbenommen, aber wieso hängst Du Dich damit an einen Thread, der ein völlig anderes Thema zum Inhalt hat?
Mach einen eigenen Diskussionsfaden zu dem Thema auf und gut iss!
Awteiker, 21. Dezember 2011, um 19:59
@dieJunge
Entschuldige, das war nie meine Absicht. Ich habe nur was zum Thema Lobbyismus geschrieben. Das Abschweifen kam von anderen.
boomer01, 21. Dezember 2011, um 20:27
Einmal im Quartal gehe ich zum Arzt - der will schliesslich auch leben.
Der schreibt mir dann ein Rezept auf.
Das Medikamente hole ich mir anschliessend aus der Apotheke - die will schliesslich auch leben.
Zuhause werfe ich alles in den Müll - ich will schliesslich auch leben.
Stoni, 21. Dezember 2011, um 20:32
zuletzt bearbeitet am 21. Dezember 2011, um 20:35
Apotheken die angeblich gestiegenen Kosten im Gesundheitswesen aufzudrücken zeugt von Populismus.
Wirkliche Kosten und Schaden verursachen letztendlich auch hier Lobbyismus und das Marketing für die Entscheider bis hin zu Bestechung.
Insofern liegt das nicht weit weg von Wulff, auch unter den Ärzten gibt es viele Wulffe.
Die Pharmaindustrie hat längst Verfahren entwickelt, mit denen die Hintergründe der ärztlichen Verordnungen transparent werden. Damit wird der Arzt nicht nur quantitativ nach seinem Verordnungsverhalten im Produkt und im Markt beschrieben, sondern auch qualitativ hinsichtlich seiner Verordnungsmotivation und seines individuellen regionalen Beziehungsnetzwerks.
In Datenbanken werden hundertausende Ärzte erfasst und mit multivariaten Profilingtechniken Zielgruppenselektionen betrieben zur Marketing-, Bemusterungs- und Aussendienststeuerung, Telefonmarketing, Direktmarketing, Neuromarketing oder Verkaufsförderung.
Milliarden über Milliarden werden aufgewendet, die richtigen Ärzte auszuwählen und für die Verordnung zu gewinnen. Da fliessen Bestechungsgelder mitunter direkt oder verkleidet durch Honorierung medizinisch lächerlicher Anwendungsbeobachtungen bis hin zu Reise-Geschenken.
Zumindest bei fachärtzlichen Verordnungen lässt sich dann auch noch von der Pharmaindustrie genau kontrollieren, ob der Arzt tatsächlich auch das verordnet, was er soll. Das geschieht über die Aufteilung der Aopthekenumsätze in sog. Nanobricks. Es gibt ca. zB nur 1.000 Pulmologen, denen bestimmte Apotheken zugewiesen werden können.
Natürlich fliessen auch Milliarden in die Kunden-Gewinnung von Apotheken zur ersatzweisen Abgabe generischer Produkte, die die ärtzliche Verordnung ersetzen dürfen.
Diese ganzen Milliarden-Aufwendungen der Pharmaindustrie zur Marktbeeinflussung von Verordner- und Abgabeverhalten sind letztendlich medizinisch unnötige Aufwendungen, die die Medikamentenpreise in die Höhe treiben und von uns allen gezahlt werden müssen.
Fachliche Kontrolle und Beratung auch in der Compliance von Medikamenten sowie begleitende Beratungs-, Serviceangebote der Apotheken oder wohnortnahe Versorgung sind dagegen unersetzlich für das Funktionieren unseres Gesundheitssystems.
Ex-Füchse #365, 21. Dezember 2011, um 20:56
Schon OK, Awteiker,
So ist es eben manchmal mit den Threads.
Und was die Billigapotheken aus dem Internet angeht, teile ich sogar Deine Auffassung.
Mich graust es auch ein wenig bei dem Gedanken, dass irgendwann, wie in manchen anderen Ländern, hochwirksame Medikamente bei Aldi oder Lidl über die Ladentheke gehen könnten.
Allerdings hab ich auch schon erlebt, dass meinem Mann statt Thyroxin100-Tabletten in der Apotheke die 50er eingepackt wurden. Er hat den Irrtum zum Glück selber bemerkt und die Tabletten umgetauscht. Aber man stelle sich mal vor, was bei ähnlichen Irrtümern da hätte passieren können.
Awteiker, 22. Dezember 2011, um 09:28
@die Junge
Ich wollte eigentlich nichts mehr schreiben. ;)
Auch in Apotheken arbeiten Menschen...
Um die Fehler zu reduzieren, müssen Anfänger grundsätzlich alle Rezepte vor Abgabe vorzeigen. Außerdem werden normalerweise die Rezepte von einer anderen Person am Tag der Abgabe kontrolliert. Wenn der Patient den Fehler merkt, ist es peinlich für die Apotheke. Vor Ort kann man aber schnell reagieren.
Awteiker, 22. Dezember 2011, um 09:55
zuletzt bearbeitet am 22. Dezember 2011, um 10:35
@ Stoni
Zitat
"Natürlich fliessen auch Milliarden in die Kunden-Gewinnung von Apotheken zur ersatzweisen Abgabe generischer Produkte, die die ärtzliche Verordnung ersetzen dürfen. Diese ganzen Milliarden-Aufwendungen der Pharmaindustrie zur Marktbeeinflussung von Verordner- und Abgabeverhalten sind letztendlich medizinisch unnötige Aufwendungen, die die Medikamentenpreise in die Höhe treiben und von uns allen gezahlt werden müssen."
Dieser Textabschnitt muss schon sehr alt sein.
Apotheken erhalten weder Zuwendungen noch Rabatte. Das ist alles seit 4 Jahren gesetzlich verboten.
Die Abgabe von Medikamenten wird inzwischen von den
Krankenkassen über die Rabattverträge, die sie mit bestimmten Herstellern geschlossen haben, bestimmt.
Die "Milliardenaufwendungen" der Pharmaindustrie gehen über den Herstellerrabatt an die GKV und seit diesem Jahr auch an die PKV. Apotheken zahlen per Gesetz 2,05 € Zwangsrabatt/Rx-Medikament an die GKV. Die Gesamtvergütung für alle Apotheken beträgt ca. 2,5% der GKV-Ausgaben. Dafür arbeiten in Apotheken
doppelt so viele Menschen als bei den Krankenkassen selbst, die ca. 5,5% der Ausgaben für sich beanspruchen. Der Finanzminister erhält über die 19% MwSt bei Medikamenten inzwischen mehr Geld von der GKV als
Apotheken und Großhandel zusammen. Tendenz steigend.
@die Junge
Sorry, dieser Nachtrag mußte sein. Das konnte ich nicht so stehen lassen.
Stoni, 22. Dezember 2011, um 12:26
Hast Recht, ich habe bis 1998 in über 5 Jahren im Pharma-Marketing gearbeitet, das Ganze bis 2004 verfolgt: Premarketing und Launch von Neueinführungen, der Erhaltungswerbung von Originalpräparaten, dem Generikamarkt sowie im OTC- bzw. Apothekenmarketing.
Dort lernte ich auch sog. Bonifizierungsprogramme und Anwendungsbeobachtungen kennen, u.a. für Pfizer, MSD, Schwabe, Knoll - BASF Pharma ...
Ich kann nicht beurteilen, ob die Apotheken heute noch "Zuwendungen" erhalten.
Ex-Füchse #4596, 22. Dezember 2011, um 12:31
Das war vermutlich auch die Zeit als Apotheken überall wie Pilze aus dem Boden schossen. Irgendwann reguliert sich das dann.
Doc_Jule, 22. Dezember 2011, um 14:00
die Pharmaindustrie ist bei mir berufsbedingt der größte Dorn, den ich je in mein Auge bekommen konnte...*vermaledeites Pack!!!!
OpaAdonisES, 22. Dezember 2011, um 14:13
Nur eins....wer meint, dass bei Doc Morris keine ausgebildeten Menschen arbeiten hat keine Ahnung.....meistens sind es alteingesessene Apotheker, die ihre Filiale in Doc Morris umbenennen...
Awteiker, 22. Dezember 2011, um 14:47
@AdonisES
Du solltest unterscheiden zwischen DocMorris Franchise-Apotheken, das sind ganz normale selbständige Apotheken unter einer Dachmarke und der DocMortis Versandapotheke in Holland, die gehört dem Celesio-Konzern.
OpaAdonisES, 22. Dezember 2011, um 17:18
Ich kenne mich da aus :o) kein Problem :o)...genauso wie mit den easy Apotheken :o)
Doc_Jule, 23. Dezember 2011, um 08:14
Ich würde gern noch einmal auf das ursprüngliche Thema zurück kommen. Heute wird Václav Havel, ein vorbildlicher Demokrat, beigesetzt.
Zeitgleich wird bei uns immer noch über die Kreditaffäre des Bundespräsidenten Christian Wulff debattiert.
Nun hat er ja zugestanden, was ohnehin bereits bekannt war, und laut Herrn Schäuble und Frau Schavan möge man doch nun auch bitte Ruhe geben, um das Ansehen des Amts des Bundespräsidenten nicht zu beschädigen.
Himmel hilf!
Das Amt beschädigt der gute Herr Wulff momentan grade selbst, weiterhin die Herrschaften Politiker, die den Inhaber dieses Amtes nach politischem Kalkül aussuchen.
Für wie dumm halten diese Leute uns eigentlich?
Seb1904, 23. Dezember 2011, um 09:04
Will kein neues Polit-Thema aufmachen, hier geht das eh schon kreuz und queer wie der Bulle pisst:
Deshalb ein kleiner link zu den wenigen Dingen in dem Zusammenhang, die einem ein Lächeln auf das Gesicht zaubern können:
http://www.youtube.com/watch?v=kZV5jnFrSpM&feature=player_embedded
Und Wulff ist ne Wurst.
Ex-Füchse #365, 23. Dezember 2011, um 11:36
Jo, danke!
akaSilberfux, 24. Dezember 2011, um 12:59
OT: "Es kostet Arbeitsplätze": Auszug Wikipedia, Thema Webstuhl: "1785 erfand Edmond Cartwright den vollmechanisierten Webstuhl mit den Namen Power Loom. Durch diese Technik wurden sehr viele Arbeitsplätze vernichtet. Als Folge kam es zur Maschinenstürmerei und viele Webstühle wurden zerstört. Insbesondere der schlesische Weberaufstand von 1844 verdeutlichte das soziale Elend in dem niedergehenden Familienhandwerk."
Gerade neulich habe ich mit einer Freundin darüber gesprochen. Den eigenen Müll aus dem fahrenden Auto werfen, Schaufensterscheiben eintreten, Autos zerkratzen und Schulen anzünden schafft Arbeitsplätze, Afghanistan angreifen noch viel mehr.
Der Arbeitsplatz ist nicht deswegen erhaltenswert, weil er ein Arbeitsplatz ist. Er ist erhaltenswert, wenn wir als einzelne oder Gruppe beschließen, daß wir hierfür Mittel einsetzen wollen.
Der lukrative Arbeitsplatz "Apotheker" ist erhaltenswert, ebenso wie der der Arztes. Der Fachmann spricht hier von "asymetrischer Informationsverteilung" - ein Laie kann die Qualität der Dienstleistung nicht beurteilen und ist damit völlig abhängig. Leider verstehen sich die Apotheker nicht als Freiberufler - hier liegt meines Erachtens ein Teil des Problems.
Außerdem sind Apotheker gefährlich - sie haben freien Zugang zu einer Vielzahl extrem gefährlicher Substanzen und übernehmen damit eine Wächterfunktion. Bezahlt man sie schlecht, fangen sie vielleicht an Betäubungsmittel zu verticken oder kochen Meth. Bezahlt man sie gut und droht ihnen den Verlust ihrer Existenz an, wenn sie Mist bauen, schafft das Anreize zu normgemäßem Verhalten.
Analog subventionieren wir weitere Tätigkeiten mit asymetrischer Informationsverteilung und/oder hohem Schadpotential, wie z.B. Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwälte, Notare, Hebammen, Lotsen (s.a. §18 EStG, "Freiberufler").
In jedem Berufsstand gibt es aber Gierige. Die Pharmalobby hat es irgendwie geschafft, eine Vielzahl von Ärzten und Apothekern hinter sich zu bringen. Wer eine gute Idee zur Auflösung dieses Problems hat, sollte sich politisch engagieren und etwas verändern. Dr. Rösler hat es nicht geschafft.
OpaAdonisES, 24. Dezember 2011, um 14:06
Dr. Rösler schafft gar nix....selten so einen Vollpfosten in der Politik gesehen...
Opa_Kalypse, 24. Dezember 2011, um 14:33
Wäre Doc Rösler ein Fuchs, stünde er in meiner Sperrliste ganz oben!
Stoni, 24. Dezember 2011, um 14:41
Bis Rössler dachte ich auch nicht, dass Westerwelles ohne Substanz, ohne Charakter und ohne Qualität noch steigerbar ist.
Aber Temperaturen können ja auch unter 0 fallen...
Kriege und Unfälle erhöhen das Bruttosozialprodukt...
Unabhängige, gut bezahlte Fachleute sind die Quelle für effiziente Problemlösungen.
Jedem in der Pharma-Branche war damals klar, dass die Erfassung von Apotheken-Umsätze in 10.000er Einheiten, der Pharma-Industrie Tür und Tor öffnet, verordnende Ärzte und abgebende Apotheken zu kontrollieren und dadurch auch erst zu bonifizieren und schlicht zu bestechen.
Gehör für unabhängige Fachleute? Fehlanzeige.
Damals war auch jedem Wirtschaftswissenschaftler klar, dass Kohl bei der Einheit lügt, betrügt und die Seinen bereichert.
Gehör für unabhängige Fachleute? Fehlanzeige.
Heute werden die ministerial eingesetzten Fachgremien gleich von der Wirtschaft besetzt und bezahlt.
Gehör für unabhängige Fachleute? Fehlanzeige.
Seltsam, 25. Dezember 2011, um 00:21
in meine weihnachtsgebete, unheilig wie sie sind, schliesse ich alle präsidenten ein, denen es so schlecht geht und die in ihrer not auf gönner angewiesen sind, auf kredite und auf schwarzgeld. ihnen geht es so schlecht, dass ich jeden hier aufrufen möchte, ihnen umgehend einen geldbetrag zu spenden.
seien wir ehrlich, kein präser hat es verdient, am hungertuch zu nagen, also lasst uns abhilfe schaffen und spenden, denn es ist weihnachten. ;-)
Ex-Füchse #4596, 25. Dezember 2011, um 11:01
Mit Spenden bringen wir manch einen in Konflikte. Das wäre ja ehrliches Geld.
Ex-Füchse #365, 25. Dezember 2011, um 11:25
Der Herr Wulff ist schon ein besonders armer Schlucker.
Sein bescheidenes Häuschen kann er nur auf Pump und mit der Unterstützung hilfsbereiter Freunde finanzieren, Urlaubsreisen kann er sich auch nur leisten, wenn ihm andere ihre Ferienhäuser zur Verfügung stellen.
Welch ein Elend!
Ich schließe mich Seltsam an und fordere dazu auf, ihn zu Weihnachten nicht zu vergessen.