Unterhaltung: Feiertage anderer Religionen - schulfrei oder nicht?

Doc_Jule, 26. Oktober 2012, um 19:04

Eva war wieder schneller^^

Ex-Füchse #365, 26. Oktober 2012, um 19:05

gg Jule :-)
2 Dummies, ein Gedanke.

Ex-Füchse #17674, 26. Oktober 2012, um 19:43

Ich verfolge diesen Thread mit großem Interesse, zumal ich ja auch die Erstellerin bin.
Ehrlich gesagt bin ich auch wirklich positiv überrascht, dass hier eine solch sachliche Diskussion stattfindet. Finde ich genial!

Augenscheinlich wurde etwas angestossen, was noch tiefer geht als die Problematik der ursprünglich gestellten Frage.

Inzwischen ist eine grundsätzliche Diskussion darum entbrannt, was Werte und Normen bedeuten oder wie diese an unsere Kinder zu vermitteln sind. Auch der Aspekt der Bildung wird zumindest angekratzt.
Alles insgesamt Themen, die mich allein berufsbedingt brennend interessieren, da ich auf einige Fragen immer noch Antworten suche. Ein wenig Input von außen kann dabei sehr nützlich sein.

So wie ich es sehe überlegen wir uns gerade wie wir es (in Zukunft) schaffen miteinander umzugehen um eine halbwegs intakte Gemeinschaft (und das Religions-, bzw. Kulturübergreifend) hinzubekommen.

Wie Einigen von euch bekannt sein dürfte unterrichte ich an einer Hauptschule. Derzeit habe ich eine siebte Klasse. Ich kämpfe seit zwei Jahren darum eine gegenseitige Toleranz unter den SchülerInnen zu erreichen. Am schwersten fällt es mir dabei natürlich immer objektiv zu bleiben. Wenn es Probleme gibt versuche ich die ganze Klasse einzubinden um gemeinsame Lösungen zu finden.

Ich habe bereits in der fünften Klasse versucht den Kids die Bedeutung von sachlichen Argumenten nahe zu bringen und Diskussionen einzuüben. Steter Tropfen hölt halt den Stein…

Heute war wieder so ein Morgen, an welchem wir das Diskutieren 'geübt' haben. Ich habe ihnen genau die Frage meines Eingangs-Postings gestellt.Ehrlich gesagt war ich baff. Die 'Kleinen" haben es doch tatsächlich auf die Kette bekommen vernünftige Argumente von sich zu geben.Es kam übrigens der Konsens auf, dass es völlig in Ordnung wäre, dass die Kinder anderer Religionen einen zusätzlichen Feiertag hätten, sie selbst würden ja schließlich Weihnachten feiern, was ihnen sehr viel bedeutet.

Doc_Jule, 26. Oktober 2012, um 19:47

manchmal sind die Eier eben doch schlauer als die Hühner :-)

Ex-Füchse #4596, 26. Oktober 2012, um 20:15

Ich bin auch erstaunt, Felu. ...vorallem darüber, daß ich mit recht krassen Ansichten bei einigen offene Türen einrenne, das hab ich nicht so erwartet.

Seb1904, 26. Oktober 2012, um 20:58

Haste ne vernünftige Lehrerin, kriegste auch an ner Hauptschule vernünftige Diskussionen und Ergebnisse hin.
Dass sich jetzt Schüler für einen zusätzlichen Feiertag entscheiden, kann mich nicht erstaunen.

Was bedeutet "Deinen" Kids denn ihre Religion, Felu? Und was halten die Jungen von heute denn für wichtige Werte? Unterscheidet sich das je nach Herkunft oder Religionszugehörigkeit?

Und Noddy, in Zeiten, in denen der Wind rauher wird (ich weiss: ohne h), gewinnen "krasse Ansichten" an Zulauf, hat es die politische Extreme leichter, sich bemerkbar zu machen als in Zeiten von Ruhe, Frieden und gesichertem Wohlstand. Veränderung, insbesondere so wie Du sie vor allem in Deinem Beitrag auf der S. 5 beschreibst, wird natürlich nicht von den etablierten Parteien forciert. Sowohl die extreme Linke als auch die extreme Rechte fordern gesellschaftliche Umwälzungen, Enteignungen, radikalen Wertewandel.
Von beiden bin ich zumindest sehr weit entfernt.

Ex-Füchse #4596, 26. Oktober 2012, um 21:57

[zitat]
als in Zeiten von Ruhe, Frieden und gesichertem Wohlstand
[/zitat]

Du meinst wenn wir so richtig eingelullt sind und uns Demos lieber im Fernsehn angucken?

Doc_Jule, 26. Oktober 2012, um 22:13

@Seb
bist du zufrieden mit der Entwicklung, die unsere Gesellschaft nimmt?

Doc_Jule, 26. Oktober 2012, um 22:14

@Noddy
mit "panem et circenses" wussten auch die Römischen Kaiser schon, das Volk ruhig zu stellen....

Lottospieler, 26. Oktober 2012, um 22:45

Das kann ich so alles bedenkenlos unterstützen Eva, vor allem den Teil wo du 'von Vermittlung menschlichen Verhaltens schreibst'. Wie sollen Eltern ihren Kindern das aber nur beibringen wenn sie ihre eigene Prioritäten ganz anders setzen, die mit dem eigentlichen Menschsein kaum noch was zu tun haben, mit dem wir uns zb vom Tier unterscheiden sollten. Soziales Verhalten können wir uns doch immer öfter aus dem Tierreich abschauen weil wir drauf und dran sind dieses zu verlernen oder zu verleugnen.
Wenn ich sehe wie meine Katzen miteinander umgehen und dann sehe wie Menschen aufeinander einprügeln mit Worten oder mit Fäusten, sie unterdrückt werden von ihrer eigenen Spezies in allen möglichen Variationen frage ich mich ernsthaft wer ist hier das Tier? Ist es richtig das so eine Spezies über einen Planten herrscht? Ich fand SciFi-Filme immer spannend und vollkommen realistisch wo genau das ein Thema war. Da wurde uns genau diese Berechtigung abgesprochen aus den erwähnten Gründen und für mich vollkommen zu Recht.
Die Entwicklung des Menschen geht doch eindeutig in Richtung sozialdarwinistisches Verhalten, sie geht Richtung Neanderthaler.
Die soziale Entwicklung hat mit der im geistigen, technologischen Bereich nicht mitgehalten, ganz im Gegenteil sie entwickelt sich zurück.
Die größte Gefahr für den Menschen ist der Mensch selber wegen seiner Defizite vor allem in diesem Bereich und im Bereich der Umwelt, kann sein das diese Spezies sich deshalb in nicht zu ferner Zukunft selbst von diesem Planeten auslöscht und es möge eine bessere kommen :-)
---------------------------------------------------
noch mal zum Thema Religion:
Auch Religion und Kirche egal welcher Prägung war und ist nicht dazu in der Lage, oder hat es nie gewollt an diesem unwürdigen Zustand in dem wir uns leider heute immer noch befinden etwas zu ändern ganz im Gegenteil wurde und wird sie oft dazu mißbraucht Menschen unfrei zu machen, einzuengen, zu bevormunden, zu unterdrücken.
Sie manifestierte sehr oft den bestehenden Zustand egal wo und wann auch weil sie nicht bereit war Alternativen aufzuzeigen, Vorbilder zu liefern, wirkliche echte Hilfe zu bieten endlich zu sagen was für uns Menschen am wichtigsten ist:
Soziales Verhalten und der Umgang mit unserer Umwelt.

Lottospieler, 26. Oktober 2012, um 22:53

auch an die nette Jule eine Antwort:
keinesfalls bin ich mit der Entwicklung zufrieden, uch halte sie für unmenschlich und höchst gefährlich.
Die Umwälzung das Umdenken kann nur in uns selbst passieren, nicht durch irgendwelche politischen Forderungen usw usw.
Die Spezies Mensch sollte doch wegen ihrer angeblich sagenhaften geistigen Fähigkeiten langsam erkennen was wirklich wichtig ist um ein erträgliches Leben einer großen Mehrheit von ihr und anderen Geschöpfen auf diesem Planeten möglich zu machen.

Doc_Jule, 26. Oktober 2012, um 22:56

deinem 2. Absatz kann ich in vollem Umfang zustimmen, Hotte, den ersten sehe ich noch ein wenig differenzierter, bin aber zu müde, um das jetzt näher auszuführen....

Lottospieler, 26. Oktober 2012, um 23:18

Felu,
ich bin seit 3 Monaten an einer berufsbildenden Schule in Oberursel, betreue den EDV-Bereich hab auch ab und zu mit Schülern Kontakt. Mein Eindruck ist ein überwiegend positiver. Das kann natürlich auch mit dem Alter zusammenhängen und das ich nicht beim Unterricht selbst bin das die jungen Leute vernünftiger sind (ab ca 16) und die Lehrer sehr nett, tolerant und lustig, so hab ich sie jedenfalls kennengelernt.
Man merkt doch schon wenn man beobachtet wie die Stimmung ist, wie geredet wird, welche Gesten kommen, ob es mal Streit untereinander gibt, da hab ich bis jetzt nicht einen einzigen negativen Vorfall erlebt.
Außerdem wird den Schülern etwas geboten im kaufmännischen, EDV- Bereich, auch in der Praxis, die meisten schätze ich als sehr motiviert und mE gut gerüstet für eine berufliche Zukunft, Der Umgang der Lehrer und Schüler (auch der Schüler untereinander) ist freundschaftlich, absolut locker, für mich vorbildhaft.
Hier gibtes Menschen aller Coleur, aller Religionen usw usw und auch Mädchen werden nicht angemacht wenn sie ein Kopftuch tragen usw usw.
Vlt ist das ja ein kleines Indiz das die jüngste Generation teilweise doch anders ist wie man glaubt und vor allem anders wie ihre Eltern, vlt haben sich manche ja sogar von negativen Vorbildern befreit oder versuchen dies.

Lottospieler, 26. Oktober 2012, um 23:34

p.s.
hier ein Musiktip an Jule: 'schlechtes Vorbild' von Sido, das bringt mich immer zum schmunzeln aber auch nachdenken, paßt hier auch bissel zum Thema ebenso seine Reaktion einem Reporter gegenüber: Faustschlag und der üble Spruch danach, dann doch lieber: 'Ein Teil von mir' da muß ich immer reglmäßig heulen und das bei einem Rapper :-)
Ich mag den Jungen weil er schräg ist und in seinen Texten zum nachdenken anregt, seine Aggressivitär mag ich natürlich nicht, wär ja auch komisch, aber gehört wohl zum Image.

akaSilberfux, 26. Oktober 2012, um 23:37

Warum wurde und wird in allen totalitären Systemen Religionsfreiheit bekämpft? Weil Religionen Antworten auf die letzen Fragen geben, weil sie Gemeinschaften schaffen mit eigenen Wertvorstellungen, weil sie Raum für Hoffnung, Glaube und Liebe geben. Das macht frei.

Ein pluralistischer Staat wie der unsere hält das aus und das ist gut so. Andere Staaten haben die Notwendigkeit dieser Freiheit noch nicht umgesetzt, aber weswegen sollten wir uns mit diesen Staaten vergleichen?

Auf der anderen Seite verheißen Religionen Macht und wo Macht vorhanden ist, wird sie ge- und auch mißbraucht. Macht ist aber nicht per se schlecht und ist andererseits in jeder Gruppe, sei sie noch so klein, vorhanden. Auch das Faustrecht hat Macht begründet. Da also Macht real existiert und auch für immer existieren wird, ist deren Verteilung und Ausgleichung wichtig.

Religionsunterricht offeriert einen tradierten Wertekanon und beschäftigt sich mit den letzten Dingen. Dieser Kontrapunkt zu Konsum und Statusdenken ist wichtig. Einen vernünftigen Grund für die Abschaffung des Religionsunterricht habe ich noch nicht gelesen. Nicht daß ich absichtlich mißverstanden werde: das gilt für jede Religion. Da auch Schulunterricht gewissen Sachzwängen unterliegt, kann nicht für jede Religion eine eigene Klasse eingerichtet werden. Inzwischen haben wir auch islamischen Religionsunterricht, weil hinreichend viele Schüler Muslime sind.

Wenn die Zahl der Nichtchristen steigt (wobei ich die jetzt nicht schlicht mit den Nichtkirchensteuerzahlern gleichsetzen möchte) und die Zahl der Muslime steigt, ist die Überlegung legitim, über den Austausch eines Feiertags nachzudenken oder ein weiterer einzuführen. Ostern ist tabu (weil der Karfreitag der höchste christliche Feiertag ist), Weihnachten steht wohl nicht zur Diskussion, so daß man sich über Pfingstmontag, den Reformationstag bzw. Allerheiligen, Maria Himmelfahrt Gedanken machen kann. Mein Favorit wäre Maria Himmelfahrt. Was nun der wichtigste muslimische Feiertag ist, weiß ich nicht.

Ex-Füchse #365, 26. Oktober 2012, um 23:50
zuletzt bearbeitet am 27. Oktober 2012, um 00:15

Wo ist Mariä Himmelfahrt denn Feiertag?
Also bundesweit jedenfalls nicht.
Auch Allerheiligen ist nur in den Bundesländern mit überwiegend katholischer Bevölkerung frei.
Der Reformationstag wiederum nur in protestantisch geprägten Bundesländern.
In Berlin, und soviel ich weiß auch in HH, gehen die Schüler und auch die Arbeitnehmer diesbezüglich übrigens völlig leer aus. Die Bayern haben etliche Feiertage mehr.
Ich halte aber Deinen Vorschlag, einen christlichen Feiertag gegen einen muslimischen auszutauschen auch eigentlich für gar keine gute Idee. Das würde von weiten Teilen der Bevölkerung sicher abgelehnt werden und wäre m.E. daher im Sinne einer interreligiösen Verständigung eher kontraproduktiv.
So, wie es in HH ganz offiziell geregelt ist, ist es doch gut. Die muslimischen Schulkinder haben das verbriefte Recht an hohen muslimischen Feiertagen frei zu nehmen und die Schulen haben dies bei der Planung des Unterrichtes zu berücksichtigen.

Ex-Füchse #11407, 26. Oktober 2012, um 23:56

In Bayern :-)

PapaSpagetti, 27. Oktober 2012, um 00:02

In Hamburg feiern sie ja stattdessen van der Vaart.

Stoni, 27. Oktober 2012, um 00:06

Die wichtigsten islamischen Feiertage sind bis auf den 1. Ramadan Mehrfachtage wie das Opferfest und das Fastenbrechen - so heisst das, glaube ich einigermassen korrekt - und dauern jeweils 3,4 Tage? ... einen symbolischen islamischen Feiertag in Deutschland einführen .... finde ich eine bemerkenswerte Idee ... sage jetzt mal nichts weiteres dazu ... weil das als Idee einfach mal wirken sollte.

Biotischer-Gott, 27. Oktober 2012, um 00:08

Ich glaube, es hackt. Mehr sage ich mal nicht dazu.

Ex-Füchse #11407, 27. Oktober 2012, um 00:08

4 Tage dauert es

Biotischer-Gott, 27. Oktober 2012, um 00:09

Ja, die scheiß Nachrichten sind ja voll mit diesem Informationsmüll.

Ex-Füchse #11407, 27. Oktober 2012, um 00:11

Wo fährste denn in Urlaub hin oder nur Deutschland @biot....
Trinkst's gerne Cappuccino ?
Ich denke döner haste auch schon mal gegessen??

Ex-Füchse #11407, 27. Oktober 2012, um 00:12

Jetzt reicht es .... Mein Mann ist Moslem haste was gegen Ausländer ??

Lottospieler, 27. Oktober 2012, um 00:57
zuletzt bearbeitet am 27. Oktober 2012, um 00:59

Toleranz ist immer gut, ich bin natürlich auch für solche Ideen. Wenn man sie einfordert aber dann nicht bereit ist umgekehrt etwas dafür zu geben wird es problematisch. Deshalb wäre das eine Sache der Politik, unsere Politiker sollten zb mal türkischen Verbänden hier einen Vorschlag in diese Richtung machen im Umkehrzug vlt den Wunsch äußern Projekte zu starten, gemeinsamen Religionssunterricht (wo es so was nicht nicht gibt), regelmäßige gemeinsame Treffen von Christen und Moslems (oder andersrum) um gegenseitige Vorbehalte, Mißverständnisse, Ängste abzubauen.
So was wäre doch viel wichtiger als über einen muslimischen Feiertag bei uns nachzudenken oder liege ich da so falsch?.
Beide Religionen glauben an einen Gott, das ist doch schon mal eine Basis, es muß ja nicht derselbe sein. Sollten beide Seiten nicht das finden was verbindet statt das das was trennt?
Hier wär ein Vorstoß von Vertretern unserer Politik oder der Kirche mal sinnvoll, meine Befürchtung ist allerdings das bis auf wenige Ausnahmen keine Regierung oder Religionsführer der anderen Seite daran Interesse hätte.
Der Glaube das Allah der einzige Gott sein darf und alles andere 'ungläubige' sind und deshalb zu bekämpfen sind, zumindest aber keine Gemeinsamkeiten möglich sind ist immer noch zu sehr im Gedankenbild vieler Islam-Anhänger verwurzelt, auf jeden Fall viel stärker als bei Christen.
Das ist aber nur meine Meinung und Leute die sich genauer damit befassen dürfen mich gerne vom Gegenteil überzeugen.

zur Übersichtzum Anfang der Seite